Die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) ist ab sofort in einer Beta-Version online verfügbar. Symbolisch über einen roten Knopf schalteten Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Sprecher des Vorstands des Kompetenznetzwerks der DDB, Elke Harjes-Ecker, Kulturabteilungsleiterin im Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur und Vorsitzende des Kuratoriums des Kompetenznetzwerks der DDB, Matthias Harbort, Leiter des für Neue Medien zuständigen Referates beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums, sowie Jill Cousins, Executive Director der Europeana Foundation, gemeinsam das neue Portal frei.
Parzinger sprach mit dem Online-Gang des zentralen Portals für Kultur und Wissen in Deutschland von einer „Demokratisierung von Kunst und Kultur“ . Zielgruppen seien „alle“ – vom Touristen über den Wissenschaftler bis hin zum Schüler. Er lobte im Gegensatz zu anderen Suchmaschinen die Verlässlichkeit der Daten, sprach aber auch am Rande ungelöste Fragen zu verwaisten Werken oder den Umgang von urheberrechtlich geschützten Dokumenten an. Auf die Frage eines Journalisten, ob sich die Museen mit geplanten virtuellen Ausstellungen nicht selbst abschaffen würden, hoben sowohl Harbort als auch Parzinger den Anreiz für eine persönliche Begegnung hervor. Laut Parzinger ist die DDB eine zeitgemäße Ergänzung zu überfüllten Lesesälen oder Museen.
Zum Start beherbergt die Deutsche Digitale Bibliothek 5,6 Mio. Dokumente – Bilder, Texte, Audio- und Videomaterialien. 1842 Kultureinrichtungen haben sich für eine Teilnahme registriert, von denen aber erst 90 Einrichtungen Daten in die DDB liefern. Der Löwenanteil kommt gegenwärtig aus der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Laut Matthias Harbort ist der Regelbetrieb für Ende 2013/Anfang 2014 vorgesehen. Den technischen Feinschliff liefert u. a. das Fraunhofer IAIS mit einem eigens entwickelten System namens „Cortex“. Bereits im ersten Halbjahr 2013 soll ein Kinder- und Jugendportal online gehen.
Zwei Entwickler führten in die neue Online-Plattform ein, die im klassischen Google-Layout mit einem Suchschlitz aufwartet. Die Ergebnisse können wie von den FU-eigenen Systemen Digitale Bibliothek oder Bibliotheksportal | Primo nicht anders gewohnt anhand von Facetten eingegrenzt werden. Gegenwärtig finden nur gemeinfreie Werke Eingang, die wissenschaftlich erschlossen sind. Ergänzungen durch Privatnutzer können momentan nicht vorgenommen werden und sind laut Parzinger auch nicht primäres Ziel.
Die Entwickler blickten am Ende der Pressekonferenz auf zukünftige Ziele. Neben einer besseren Vernetzung der Objekte untereinander, der Planung von wissenschaftlich kuratierten virtuellen Ausstellungen und Kollektionen sowie den Ruf nach mehr Inhalten, steht ab 2013 auch eine Öffnung des Datenpools an. Die unter freier Lizenz stehenden Daten könnten dann über eine offene Programmierschnittstelle (API) zur Weiterverarbeitung genutzt werden. Denkbar wäre z. B. das Erstellen von Apps.
Sucht man nach „Freie Universität Berlin“, findet man gegenwärtig fast 1000 Objekte. Die Mehrheit davon sind Hochschulschriften auf dem FU-Dokumentenserver, die über die Deutsche Nationalbibliothek in die DDB eingespielt werden.