Pulitzer-Preise zum 100. Mal verliehen

Gestern sind in den USA die Gewinner der Pulitzer-Preise bekanntgegeben worden. 1917 von dem aus Österreich-Ungarn stammenden Journalisten und Zeitungsverleger Joseph Pulitzer (1847–1911) gestiftet, gelten sie als wichtigste Medienpreise in den Vereinigten Staaten. Ausgelobt werden gegenwärtig 21 Kategorien, in denen Journalisten, Schriftsteller und Komponisten von einer Jury aus Journalisten und Verlegern prämiert werden. Von den 2016 preisgekrönten oder nominierten Werken lassen sind einige auch im FU-Bereich zu finden.

In den Kategorien für Journalismus schnitten die Tampa Bay Times (Bester investigativer Journalismus, Beste lokale Berichterstattung) und The New Yorker (Bester Fachjournalismus, Beste Kritiken) mit je zwei gewonnenen Auszeichnungen am besten ab. Das Blatt aus Florida hatte über Missstände in psychiatrischen Einrichtungen des Bundesstaates berichtet. In der wichtigen Kategorie „Dienst an der Öffentlichkeit“ wurden vier Journalistinnen der Agentur Associated Press geehrt – ihre Recherchen über Sklavenarbeit in der indonesischen Fischerei-Industrie hatten dazu geführt, dass mehr als 2000 Arbeiter freikamen. Weitere Preise gingen an die Los Angeles Times für ihre aktuelle Berichterstattung zum Terroranschlag in San Bernardino, The Washington Post (Beste Berichterstattung im Inland), New York Times (Beste Auslandsberichterstattung) und The Boston Globe (Bester Kommentar). Über lizenzierte Presse-Datenbanken wie Nexis, Academic Search Premier oder Academic OneFile können FU-Angehörige die Archive der genannten Tageszeitungen und Presseagenturen durchsuchen, aktuelle Artikel (teilweiseise in Auswahl) im Volltext aufrufen und abspeichern.

The SympathizerIn der Kategorie Belletristik gewann Viet Thanh Nguyen mit seinem Debütroman The Sympathizer, den die amerikanische Fachkritik mit Werken von Joseph Conrad, John le Carré oder Graham Greene vergleicht. Der Spionagethriller erzählt die Geschichte eines als „Captain“ bekannten vietnamesischen Doppelagenten, der in die Wirren des Vietnamkriegs gerät und später einem südvietnamesischen General in die USA folgt. Autor Viet Thanh Nguyen (* 1971) war selbst als Vierjähriger mit seinen Eltern von Vietnam in die USA emigriert und arbeitet heute als Professor für English und American Studies sowie Ethnicity an der University of Southern California. The Sympathizer kann bei der Bibliothek des John-F.-Kennedy-Instituts für Nordamerikastudien vorgemerkt werden.

Ebenfalls am JFKI vormerkbar ist der Pulitzer-Preisträger in der Kategorie „Geschichte“. Custer’s Trials: A Life on the Frontier of a new America des Historikers T. J. Stiles ist eine Biografie über den Nordstaatenkavalleriegeneral und Offizier George Armstrong Custer (1839–1876), der in der Schlacht am Little Bighorn fiel. Nominiert in der gleichen Kategorie war Brian Matthew Jordans Marching Home über Unionssoldaten, die nach Ende des US-amerikanischen Bürgerkriegs ihren Platz in der Zivilgesellschaft suchten. In der Kategorie „Sachbuch“ nominiert war Between the World and Me des afroamerikanischen Autors Ta-Nehisi Coates, der als offener Brief an seinen heranwachsenden Sohn gerichtet ist und sich mit dem aktuellen Rassismus in den USA auseinandersetzt. Die deutschsprachige Ausgabe Zwischen mir und der Welt wird gegenwärtig von der Universitätsbibliothek erworben.

Das jährliche „Pulitzer Prize luncheon“ findet übrigens seit 1984 in der Low Library der Columbia University statt.

Autor: Marc Spieseke

Zentralbibliothek, Team Auskunft und Teaching Library / Stabstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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