Mit dem Berliner Literaturpreis 2012 hat die Stiftung Preußische
Seehandlung letzte Woche den Schriftsteller Rainald Goetz ausgezeichnet. Einher geht diese Ehrung mit der Annahme der Heiner Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik an der Freien Universität Berlin.
Der in Berlin lebende Goetz wurde 1954 in München als Sohn eines Chirurgen und einer Fotografin geboren. Er studierte in den 1970er Jahren Geschichte und Medizin in München und an der Pariser Sorbonne und arbeitet seit 1976 als Publizist, seit 1983 ist er als freiberuflicher Schriftsteller tätig. Der psychiatrieerfahrene Arzt, Kultur- und Literaturkritiker wurde er vom deutschsprachigen Feuilleton als „wilder Denker“ (Der Standard) betitelt. Seine Werke kreisen um Themen wie Psychiatrie, Pop- und Techno-Kultur. Auch experimentierte er mit neuen Medien wie Weblogs. Im Sommer wird sein neuester Roman Johann Holtrop erscheinen.
Der Berliner Literaturpreis zeichnet Schriftsteller und Schriftstellerinnen aus, die mit ihrem literarischen Werk einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur geleistet haben. Seit 2005 bietet die Auszeichnung den Preisträgern zugleich ein Forum für die Textarbeit mit literaturinteressierten Studierenden im Rahmen der undotierten Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin. Bisherige Preisträger sind Herta Müller, Durs Grünbein und Ilija Trojanow, Ulrich Peltzer, Dea Loher, Sibylle Lewitscharoff und Thomas Lehr. Rainald Goetz wird seine Lehrtätigkeit am Autorenkolleg der Heiner-Müller-Gastprofessur im Sommersemester 2012 an der Freien Universität Berlin aufnehmen. Seine öffentliche Antrittsvorlesung findet am 10. Mai von 18 bis 20 Uhr in der Rostlaube (Hörsaal 1b) statt.
Samuel-Fischer-Gastprofessur an Abdelwahab Meddeb
Ebenfalls in diesem Sommersemester obliegt Abdelwahab Meddeb die Samuel-Fischer-Gastprofessur für Literatur. Der tunesisch-französische Autor und politische Essayist (* 1946) studierte Ende der 1960er Jahre Kunstgeschichte und Literatur in Paris und blickt auf ein umfangreiches, die Weltkultur einbeziehendes Œuvre (neben Essays auch Lyrik und Romane) zurück. Meddeb gibt u. a. die Zeitschrift Dédale heraus und war als Gastprofessor in Yale und Genf tätig.
Ziel der 1998 eingeführten Samuel-Fischer-Gastprofessur am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft ist es kritisch über die Literaturen der Welt gemeinsam mit Schriftstellern aus verschiedenen kulturellen Kontexten zu reflektieren. In der Vergangenheit oblag diese Aufgabe so bekannten Autoren wie Nuruddin Farah, Daniel Kehlmann, Alberto Manguel, Yann Martel oder Kenzaburo Oe. Das Seminar ist offen für Studierende aller Fachrichtungen.