Alice Munro erhält den Literaturnobelpreis

Den Nobelpreis für Literatur erhält dieses Jahr Alice Munro, wie am Donnerstag das Nobelpreis-Komitee in Stockholm bekannt gab. Die kanadische Kurzgeschichtenautorin sei eine „Virtuosin der zeitgenössischen Novelle“, so die offizielle Begründung.

Als Nachfahrin schottischer Presbyterianer wurde Munro 1931 geboren und wuchs als Tochter von Farmern in der Provinz Ontario auf. Obwohl von den Eltern auf eine Zukunft als Frau eines Farmers vorbereitet, studierte sie Journalismus, brach das Studium aber wegen Geldmangel ab. Trotz Gründung einer Familie und der Arbeit als Buchhändlerin, gab sie das Schreiben von Kurzgeschichten nie auf und brachte 1968 mit Dance of the Happy Shades einen ersten Kurzgeschichtenband heraus, der das Kleinstadtmilieu ihrer Heimat dokumentiert.

Bis 2012 wurden von Munro 14 Sammlungen und drei Auswahlbände an Kurzgeschichten sowie ein Roman publiziert, die häufig alltägliche Probleme zumeist weiblicher Personen zum Inhalt haben und überwiegend einhelliges Kritikerlob erhielten. Für die Veröffentlichung des Taschenbuchs The Moons of Jupiter (1982) erzielte sie einen Rekorderlös für ein kanadisches Erzählwerk; einige Kritiker verglichen ihre Kurzgeschichten mit den Werken Anton Tschechows. Ihre Kurzgeschichte The Bear Came over the Mountain aus dem Erzählband Hateship, Friendship, Courtship, Loveship, Marriage (2001) diente 2006 als Basis für Sarah Polleys Spielfilm An ihrer Seite mit Julie Christie als an Alzheimer erkrankte Ehefrau. Bereits 2009 hatte Munro für ihr Gesamtwerk den Man Booker International Prize erhalten. Sie ist die erste Autorin aus Kanada, die den Nobelpreis für Literatur erhält. Im letzten Jahr hatte der Chinese Mo Yan die Auszeichnung zugesprochen bekommen.

Werke Munros in den FU-Bibliotheken

Über den FU-Katalog lassen sich vor allem Munros Kurzgeschichtenbände in den Original-Ausgaben ermitteln, die überwiegend in der Bibliothek des John-F.-Kennedy-Instituts für Nordamerikastudien ausleihbar sind. FU-Angehörige haben außerdem die Möglichkeit über die lizenzpflichtige Datenbank Literature Resource Center eine kleine Auswahl von Munros Kurzgeschichten zu lesen (einfach nach „Alice Munro“ suchen und in der Ergebnisliste den Reiter „Primary Sources & Literary Works“ anklicken).

Die „Nobelpreis-Woche“ ist mit Alice Munros Sieg noch nicht beendet. Nachdem die Gewinner für die Sparten Medizin/Physiologie, Physik, Chemie und Literatur feststehen, wird am Freitag der Friedensnobelpreisträger bekannt gegeben. Hoffnungen auf die Auszeichnungen können sich 259 Kandidaten machen – so viele wie noch nie zuvor. Unter den Nominierten sollen sich u. a. die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai, die russische Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina, Bill Clinton, die Whistleblower Bradley Manning und Edward Snowden sowie der dieses Jahr mit dem „Alternativen Nobelpreis“ ausgezeichnete kongolesische Frauenarzt Denis Mukwege  befinden. Am 14. Oktober wird der Nobelpreis für Wirtschaft vergeben.

Die Preisübergabe an die Laureaten erfolgt alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels.

Zeichnung: Andreas Vartdal / Hogne (CC-BY-SA-1.0 / CC-BY-SA-2.5)