Zu Beginn der Leipziger Buchmesse sind gestern ihre mit 45.000 Euro dotierten Preise in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung vergeben worden.
In der Kategorie Belletristik gewann der in Berlin lebende Schriftsteller Wolfgang Herrndorf. Bereits im Vorjahr für seinem Roman Tschick nominiert, setzte sich der frühere Titanic-Illustrator nun mit Sand durch. Der Agentenroman spielt in Nordafrika im Jahr 1972 und stellt einen namenlosen Mann in den Mittelpunkt, der sein Gedächtnis verloren hat. „Ein furioser Abenteuerroman, ein faszinierend verwirrender Antiagenten-Thriller, der so waghalsig wie gekonnt mit verschiedenen Ebenen jongliert.“, so die Jury. Herrndorf selbst blieb der Verleihung aufgrund einer schweren Krebserkrankung fern. Auf seiner Website geht der Autor seit September 2010 offen in einem Online-Tagebuch mit der Diagnose Gehirntumor um. Zwei Exemplare von Sand sind in der Philologischen Bibliothek zu finden, allerdings z. Zt. ausgeliehen.
Als bestes Sachbuch wurde Verbrannte Erde des Berliner Historikers Jörg Baberowski ausgezeichnet. Der Osteuropa-Experte nimmt sich Stalins Gewaltherrschaft als Thema an (vormerkbar in der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek). Die Übersetzerin Christina Viragh wurde für ihre Übertragung des ungarischen Romans Parallelgeschichten von Péter Nádas geehrt (wird momentan von der UB erworben).
Bereits am Vortag waren die beiden Historiker Ian Kershaw und Timothy Snyder mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung geehrt worden. Während Kershaw vor allem durch seine zwischen 1998 und 2000 veröffentlichte zweibändige Hitler-Biografie Bekanntheit erlangte (s. Online-Katalog), blickte Snyder in seinem von der Kritik gefeierten letzten Buch Bloodlands (2010) auf die Dimension des Judenmords in Osteuropa sowie auf die Tötung von Kriegsgefangenen und der nicht-jüdischen Bevölkerung. U. a. wurde die englische Originalausgabe von der FU als E-Book lizenziert.