Deutscher Buchpreis an Melinda Nadj Abonji

Nachdem in den Vorjahren Deutsche und Österreicher triumphierten geht 2010 der Deutsche Buchpreis erstmals in die Schweiz – Melinda Nadj Abonji wurde für Tauben fliegen auf ausgezeichnet. Die Tochter serbisch-ungarischer Gastarbeiter wurde in der Vojvodina geboren. Sie zog mit viereinhalb Jahren in die Schweiz, studierte in Zürich und machte sich neben dem Schreiben auch als Musikerin und Performance-Künstlerin einen Namen.

Abonjis zweiter Roman ist autobiografischen Ursprungs und stellt die junge Ildiko in den Mittelpunkt, die mit ihrer Familie aus der Vojvodina in die Schweiz emigriert. Dort erarbeiten sich die Eltern ein Café. Obwohl die Familie nicht aneckt und nicht auffällt, bleiben sie „die Jugos“ in der neuen Heimat. Die Sehnsucht nach dem Balkan wird durch die Jugoslawienkriege getrübt. Das Buch gebe laut Jurybegründung das vertiefte Bild eines gegenwärtigen Europa im Aufbruch, das mit seiner Vergangenheit noch lang nicht abgeschlossen hat.

Melinda Nadj Abonji setzte sich im Finale gegen Jan Faktor (Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag), Thomas Lehr (September. Fata Morgana), Doron Rabinovici (Andernorts), den diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preisträger Peter Wawerzinek (Rabenliebe) und Judith Zander (Dinge, die wir heute sagten) durch. Am 14. November hat die 42-jährige Autorin auch die Möglichkeit auf dem Literaturfestival BuchBasel mit dem seit 2008 vergebenen Schweizer Buchpreis ausgezeichnet zu werden. Ob sich die Schweizer Jury von der Preisverleihung in Deutschland beeindrucken lässt? Kostenfreie Leseproben aller Romane bietet die E-Book-Plattform libreka! an. Alle Titel sind auch im Bestand der Philologischen Bibliothek zu finden.

Der Deutsche Buchpreis wird seit 2005 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Vorabend der Frankfurter Buchmesse verliehen. Die Auszeichnung gilt als deutsche Antwort auf den französischen Prix Goncourt oder den britischen Booker Prize und ist mit 25.000 Euro dotiert. Im letzten Jahr hatte die deutsche Autorin Kathrin Schmidt (Du stirbst nicht) triumphiert.

Autor: Marc Spieseke

Zentralbibliothek, Team Auskunft und Teaching Library / Stabstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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