Ein „Jahrhundertprojekt“, ein „Quantensprung in der Welt der digitalen Information“, so hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann (Bild) gestern die Errichtung der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) angekündigt. Das vom Bundeskabinett beschlossene Projekt soll bis 2011 ca. 30.000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland vernetzen und allen Bürgern kostenfreien Zugriff auf Bücher, Bilder, Skulpturen, Noten, Musik und Filme gewähren – vorerst nur urheberrechtsfreie Werke.
Die DDB soll auch einen Gegenentwurf zur viel diskutierten Plattform Google Books bilden, die zahlreiche Scans aus Büchern anbietet, deren Urheberrecht noch nicht abgelaufen ist. Dies hat große Bedenken von Verlegern und Autoren nach sich gezogen, die beim Bibliotheksprojekt übergangen wurden. Vor einigen Wochen hatte der Suchmaschinen-Betreiber auf die Kritik reagiert und versichert, nur noch in den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien oder Großbritannien veröffentliche Bücher zuzulassen. Dies könnte jedoch gerade für Europa einen Rückschritt bei der Digitalisierung von Büchern bedeuten, wie Kritiker bemängelten.
Die Europäische Union hat darauf reagiert und Ende November den Ausbau der Internetplattform Europeana angekündigt. Gerade urheberrechtsfreie deutschsprachige Texte von beispielsweise Goethe, Schiller & Co. hat man in der vor einem Jahr gegründeten Digitalen Bibliothek für Europa bisher vergeblich gesucht. Dies wird sich mit dem Erscheinen der Deutschen Digitalen Bibliothek ändern, die in die Europeana integriert werden soll.
Für die Infrastruktur des deutschen Digitaliserungsprojekts sind fünf Mio. Euro vorgesehen, ab 2011 soll die DDB dann jährlich mit einer Summe von 2,6 Mio. Euro unterstützt werden, die aus dem Konjunkturprogramm II des Bundes kommt. Auf das Ergebnis dürfen wir gespannt sein, zumal unser Kulturgut nicht einem kommerziell denkenden Unternehmen anvertraut wird und das Urheberrecht gewahrt bleiben soll.
Danke für das Bild an WikiCommons!