Die englischsprachige Wikipedia hat am letzten Freitag (auch noch einem 13. ) einen Meilenstein gefeiert. Mit dem Artikel Izbat Al Burj hält das Online-Nachschlagewerk elf Jahre nach seiner Entstehung nun vier Millionen Einträge. Verfasst wurde der Artikel von dem Benutzer „Meno25“, der laut dem offiziellen Blog des Trägervereins Wikimedia bürgerlich Mohammed Farag heißt und aus dem ägyptischen Alexandria stammt.
Ursprünglich als Enzylopädie mit herkömmlichen Peer-Review-Verfahren („Nupedia“) von dem Internetunternehmer Jimmy „Jimbo“ Wales und Philosophie-Doktoranden Larry Sanger gegründet, gilt Wikipedia heute als eines der Internet-Vorzeigeprojekte. Der Name ist ein Kofferwort und setzt sich aus dem hawaiianischen „wiki“ für „schnell“ und „encyclopedia“ zusammen.
Die Benutzer engagieren sich ehrenamtlich und erstellen in ihrer Freizeit Enzyklopädie-Artikel zu den verschiedensten Themen. Diese stehen unter freien Lizenzen, können kostenfrei gelesen und auch zu kommerziellen Zwecken weiterverwendet werden. Durch das Fehlen eines herkömmlichen Peer-Review-Verfahrens wachsen die einzelnen Sprachversionen teilweise rasant an und haben den herkömmlichen gedruckten Enzyklopädien den Rang abgelaufen. Zuletzt wurde in diesem Frühjahr die Druckausgabe der altehrwürdigen Encyclopædia Britannica eingestellt.
Einer der Nachteile ist, dass die Mehrheit der Lexikon-Autoren anonym bzw. unter Pseudonymen agiert. Damit ist auch deren Qualifikation unklar. Gerade hinter den Kulissen wird in sensiblen Bereichen wie Religion, Politik oder Geschichte in langen Diskussionen mitunter hart um Formulierungen gefeilscht. Auf der anderen Seite steigt die Qualität der Artikel von Jahr zu Jahr an. Fußnoten mit Nachweisen zu renommierten Pressequellen oder wissenschaftlicher Literatur begegnet man immer häufiger bei den Einträgen. Im halbjährlich stattfindenden „Schreibwettbewerb“ der deutschen Sprachversion setzte sich der überarbeitete Eintrag zum Schriftsteller Peter-Paul Zahl durch, der fast 80 Fußnoten umfasst und sogar mit einem internen Prädikat versehen ist.
Heute existieren 275 Wikipedia-Sprachversionen mit mehr als 22 Mio. Artikeln. Die größte ist die englischsprachige Version. Auf Platz zwei, etwas weiter abgeschlagen, steht die deutschsprachige Wikipedia mit über 1,4 Mio. Artikeln. Neben der hohen Anzahl an potentiellen Mitwirkenden ist dies auch strengeren Aufnahmekriterien geschuldet, die man unter „Wikipedia:Relevanzkriterien“ nachlesen kann. Täglich wächst die deutsche Sprachfassung um mehrere hundert Beiträge an. Noch am Tag des englischsprachigen Meilensteins wurde der ägyptische Städte-Artikel in die deutschsprachige Version übernommen und übersetzt.
Trotz immer wieder aufkommender Meinungsverschiedenheiten und Kritik an dem Projekt, einen herzlichen Glückwunsch und Dank an die unentgeltlich arbeitende Autoren-Community. Auch im Bibliotheksalltag ist das freie Mitmachlexikon mitunter einer der ersten Anlaufpunkte zur Orientierung.