Preis der Leipziger Buchmesse 2020: Nominierungen veröffentlicht

In Leipzig fängt man zwar erst vom 12. bis 15. März 2020 zu lesen an, wie uns der altbewährte Messe-Slogan alljährlich weißmachen will, doch schon letzte Woche sind die Nominierten für den Preis der diesjährigen Leipziger Buchmesse in den drei Sparten Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung bekanntgegeben worden. Einige Titel sind noch im Erscheinen begriffen, andere bereits in den FU-Bibliotheken ausleih- bzw. vormerkbar (Update: 02.03.20, Titel entsprechend verlinkt):

Belletristik:

  • Verena Güntner: Power (DuMont Buchverlag, 10. März 2020)
  • Maren Kames: Luna Luna (Secession Verlag, 2019) – Philologische Bibliothek
  • Leif Randt: Allegro Pastell (Verlag Kiepenheuer & Witsch, 5. März 2020) – in Erwerbung, Philologische Bibliothek
  • Ingo Schulze: Die rechtschaffenen Mörder (S. Fischer Verlag, 4. März 2020) – in Erwerbung, Philologische Bibliothek
  • Lutz Seiler: Stern 111 (Suhrkamp Verlag, 2. März 2020) – in Erwerbung, Philologische Bibliothek

Sachbuch/Essayistik:

Übersetzung:

  • Pieke Biermann für die Übersetzung von Fran Ross‘ Roman Oreo  (dtv Verlag, 2019), aus dem amerikanischen Englisch – Universitätsbibliothek
  • Luis Ruby für die Übersetzung von Clarice Lispectors Tagtraum und Trunkenheit einer jungen Frau. Sämtliche Erzählungen I (Penguin Verlag, 2019), aus dem brasilianischen Portugiesisch – Philologische Bibliothek
  • Andreas Tretner für die Übersetzung von Angel Igovs Roman Die Sanftmütigen (eta Verlag, 2019), aus dem Bulgarischen – Philologische Bibliothek
  • Melanie Walz für die Übersetzung von Mary Ann Evans‘ unter dem Pseudonym George Eliot erschienenen Roman Middlemarch. Eine Studie über das Leben in der Provinz (Rowohlt Verlag, 2019), aus dem Englischen
  • Simon Werle für die Übersetzung von Charles Baudelaires Gedichtband Der Spleen von Paris (Rowohlt Verlag, 2019), aus dem Französischen

Die siebenköpfige Jury unter Leitung von Jens Bisky sichtete laut Pressemeldung insgesamt 402 eingereichte Titel. Einige der nominierten Romane und Sachbücher verarbeiten autobiografisch oder biografisch das Wendejahr 1990. Der Preis wird traditionell zu Beginn der Buchmesse in der Glashalle vergeben. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert, aber auch ein schlechtes Stimmungsbarometer für den im Herbst auf der Frankfurter Buchmesse vergebenen Deutschen Buchpreis. Bis jetzt konnte kein/-e Romanautorin oder -autor beide Preise für das gleiche Werk gewinnen.

Wer die Nominierten live erleben möchte, für den gibt es am 3. März (Kategorie: Übersetzung) und am 6. März (Kategorie: Sachbuch/Essayistik) in Berlin die Möglichkeit die Autor*innen im Rahmen des Literarischen Colloquiums anzutreffen. Ingo Schulze liest dort am 10. März aus seinem Roman Die rechtschaffenen Mörder vor.

Preis der Leipziger Buchmesse 2019 vergeben

Auf der Leipziger Buchmesse sind zum 15. Mal die mit jeweils 20.000 Euro dotieren Preise in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik sowie Übersetzung vergeben worden.

Den Preis in der Kategorie Belletristik gewann die 1971 in Stuttgart geborene Anke Stelling für ihren achten, scheinbar semiautobiografischen Roman Schäfchen im Trockenen (Philologische Bibliothek – in Erwerbung). In Zeiten von steigenden Mieten in der Hauptstadt stellt sie mit Resi eine Schriftstellerin und Mutter von vier Kindern in den Mittelpunkt, der die Altbauwohnung im hippen Prenzl’berg gekündigt wird. Existenz- und Abstiegsängste folgen. Die Jury lobte den Roman für seine Aktualität und starken Affekte und verstand ihn als „verstörend uneindeutige, scharf belichtete Momentaufnahme der Gegenwart“.

In der Kategorie Sachbuch/Essayistik hatte der Journalist und Kritiker Harald Jähner die Nase vorn. In seinem Werk Wolfszeit (Universitätsbibliothek – in Erwerbung) blickt der frühere Feuilletonchef der Berliner Zeitung auf die Nachkriegsdeutschen und den Wandel ihrer Alltagswelt zwischen 1945 und 1955. Das Buch zeige „auf beeindruckende Weise, wie sich nach der Stunde Null ein ganzes Land neu erfunden hat“, so die Buchpreisjury.

In der Kategorie Übersetzung gewann die in Berlin lebende Eva Ruth Wemme. Sie übertrug Gabriela Adameşteanus 1983 erschienenen, systemkritischen Roman Verlorener Morgen (Universitätsbibliothek) vom Rumänischen erstmals ins Deutsche. Auf dem Höhepunkt der Ceausescu-Regierungsjahre verwebt Adameşteanu die Geschichte ihres Landes anhand eines einziges Tages um die Bukarester Erzählerin Vica. Laut Jury habe Wemme Adameşteanus  Hauptwerk „mit großem Gespür für den lästerlichen Ton“ der Hauptfigur übersetzt.

Preisträger 2019: v.l.n.r. Eva Ruth Wumme (Übersetzung), Anke Stelling (Belletristik) und Harald Jähner (Sachbuch/Essayistik). Bild: Amrei-Marie, Wikimedia Commons, Lizenz: CC-BY-SA-4.0
Preisträger 2019: v.l.n.r. Eva Ruth Wumme (Übersetzung), Anke Stelling (Belletristik) und Harald Jähner (Sachbuch/Essayistik)

Die siebenköpfige Jury um Jens Bisky sichtete laut Pressemeldung insgesamt 359 eingereichte Titel von 114 Verlagen, 44 Bewerbungen weniger als im Vorjahr. Der Preis wird traditionell zu Beginn der Buchmesse in der Glashalle vergeben. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert, gilt aber auch als schlechtes Stimmungsbarometer für den im Herbst auf der Frankfurter Buchmesse vergebenen Deutschen Buchpreis. Bis jetzt konnte keine Romanautorin oder -autor beide Preise innerhalb eines Jahres gewinnen.

Die Preisträger und Nominierten im Überblick (verfügbare Titel verlinkt, Update 09.04.19):

Belletristik

Preisträgerin: Anke Stelling: „Schäfchen im Trockenen“ (Verbrecher Verlag, August 2018) – Philologische Bibliothek

Nominiert:

  • Kenah Cusanit: „Babel“ (Carl Hanser Verlag, Januar 2019) – Philologische Bibliothek
  • Matthias Nawrat: „Der traurige Gast“ (Rowohlt Verlag, Januar 2019) – Philologische Bibliothek
  • Jaroslav Rudiš: „Winterbergs letzte Reise“ (Luchterhand Literaturverlag,
    Februar 2019) – Philologische Bibliothek
  • Feridun Zaimoglu: „Die Geschichte der Frau“ (Kiepenheuer & Witsch, März 2019) – Philologische Bibliothek

Sachbuch/Essayistik

Preisträger: Harald Jähner: „Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945 – 1955“ (Rowohlt Berlin, Februar 2019) – Universitätsbibliothek

Nominiert:

Übersetzung

Preisträgerin: Eva Ruth Wemme für die Übersetzung von Gabriela Adameşteanus Roman „Verlorener Morgen“ aus dem Rumänischen (Die Andere Bibliothek, August 2018) – Universitätsbibliothek

Nominiert:

  • Georg Aescht, für die Übersetzung von Liviu Rebreanus „Der Wald der Gehenkten“ aus dem Rumänischen (Paul Zsolnay Verlag, August 2018) – Philologische Bibliothek
  • Susanne Lange für die Übersetzung von Aura Xilonens Roman „Gringo Champ“ aus dem Spanischen (Carl Hanser Verlag, Januar 2019)
  • Timea Tankó für die Übersetzung von György Dragománs Novellen „Löwenchor“ (Suhrkamp Verlag, Februar 2019) aus dem Ungarischen
  • Karin Uttendörfer für die Übersetzung von Jean-Baptiste Del Amos Roman „Tierreich“ aus dem Französischen (Verlag Matthes & Seitz Berlin, März 2019)
Bild: Amrei-Marie, Wikimedia Commons, Lizenz: CC-BY-SA-4.0

Nominierungen für Preis der Leipziger Buchmesse 2018 bekanntgegeben

In Leipzig fängt man zwar erst vom 15. bis 18. März 2018 zu lesen an, wie uns der altbewährte Messe-Slogan weißmachen will, doch schon heute sind die Nominierten für den Preis der diesjährigen Leipziger Buchmesse in den drei Sparten Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung bekanntgegeben worden. Einige Titel sind noch im Erscheinen begriffen, andere bereits in den FU-Bibliotheken als Printausgabe oder E-Book verfügbar (Update: 12.02.18):

Belletristik:

• Isabel Fargo Cole: „Die grüne Grenze“ (Edition Nautilus, September 2017) – Philologische Bibliothek
• Anja Kampmann: „Wie hoch die Wasser steigen“ (Hanser, Januar 2018) – Philologische Bibliothek
• Esther Kinsky: „Hain: Geländeroman“ (Suhrkamp, Februar 2018) – Philologische Bibliothek/Universitätsbibliothek
• Georg Klein: „Miakro“ (Rowohlt, März 2018) – Philologische Bibliothek
• Matthias Senkel: „Dunkle Zahlen“ (Matthes & Seitz, Februar 2018) – Philologische Bibliothek/Univesitätsbibliothek

Sachbuch/Essayistik:

• Martin Geck: „Beethoven. Der Schöpfer und sein Universum“ (Siedler, September 2017)
• Gerd Koenen: „Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus“ (C. H. Beck, November 2017) – E-Book-Version / Printausgabe in der UB vormerkbar
• Andreas Reckwitz: „Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne“ (Suhrkamp, Oktober 2017) – UB, Philologische Bibliothek vormerkbar / Campusbibliothek auf Anfrage
• Bernd Roeck: „Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance“ (Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung, C. H. Beck, Januar 2018) – E-Book-Version / Printausgabe in Geschichte/FMI bzw. Kunstgeschichte/KHI vormerkbar
• Karl Schlögel: „Das sowjetische Jahrhundert. Archäologie einer untergegangenen Welt“ (Edition der Carl Friedrich von Siemens Stiftung, C. H. Beck, Januar 2018) – E-Book-Version / Printausgabe in der UB/Sozialwissenschaftlichen Bibliothek vormerkbar

Übersetzung:

• Robin Detje, für die Übersetzung von Joshua Cohens Roman „Buch der Zahlen“ aus dem amerikanischen Englisch (Schöffling, Januar 2018)
• Olga Radetzkaja, für die Übersetzung von Viktor Schklowskijs „Sentimentale Reise“ aus dem Russischen (Die Andere Bibliothek, Juni 2017) – Printausgabe in der Philologischen Bibliothek vormerkbar
• Sabine Stöhr und Juri Durkot, für die Übersetzung von Serhij Zhadans Roman „Internat“ aus dem Ukrainischen (Suhrkamp, März 2018) – Printausgabe in der Philologischen Bibliothek vormerkbar
• Michael Walter, für die Übersetzung der „Werksausgabe“ in drei Bänden von Laurence Sterne aus dem Englischen (Galiani, März 2018) – Philologische Bibliothek (in Bearbeitung)
• Ernest Wichner, für die Übersetzung von Catalin Mihuleacs Roman „Oxenberg und Bernstein“ aus dem Rumänischen (Paul Zsolnay Verlag, Januar 2018)

Die siebenköpfige Jury um Kristina Maidt-Zinke sichtete laut Pressemeldung insgesamt 403 eingereichte Titel von 132 Verlagen. Der Preis wird traditionell zu Beginn der Buchmesse in der Glashalle vergeben. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert, aber auch ein schlechtes Stimmungsbarometer für den im Herbst auf der Frankfurter Buchmesse vergebenen Deutschen Buchpreis. Bis jetzt konnte keine Romanautorin oder -autor beide Preise gewinnen.

Preis der Leipziger Buchmesse 2017 vergeben

Zu Beginn der Leipziger Buchmesse sind gestern ihre mit 45.000 Euro dotierten Preise in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung vergeben worden.

In der Kategorie Belletristik gewann die in Berlin lebende Schriftstellerin Natascha Wodin mit ihrem Werk Sie kam aus Mariupol. Ihr Manuskript war bereits 2015 mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnet worden. Wodin erzählt die Geschichte ihrer Mutter Jewgenia, die aus der ukrainischen Hafenstadt Mariupol stammte und als Angehörige einer Adelsfamilie den stalinistischen Terror erlebte und später im Zweiten Weltkrieg als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt wurde. Auch ihre Tante Lidia wird porträtiert, die in ein sowjetisches Straflager interniert wurde. Die Jury hob hervor, dass Wodins Buch ausdrücklich nicht die Bezeichnung Roman trage. „Doch an der Grenze von Fiktion und Nichtfiktion, wo es angesiedelt ist, betreibt es autobiografisches Schreiben mit einem hohen Maß an Selbstreflexion und romanhaftes Schreiben […]“ sowie „unerhört zeitgenössisch“, lobte die Jurybegründung. Sie kam aus Mariupol ist in der Philologischen Bibliothek vorrätig und via Primo vormerkbar (ähnliche Schicksale lassen sich über die Oral-History-Datenbank Zwangsarbeit: 1939-1945 recherchieren). Ebenfalls ausleihbar sind die nominierten Werke Hagard (Lukas Bärfuss), Der Scheik von Aachen (Brigitte Kronauer), 118 (Stefan Popp) und Kirio (Anne Weber).

Als bestes Sachbuch wurde Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit von der deutschen Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger ausgezeichnet. Das Buch ist im Campusnetz über die Online-Plattform C.H.Beck-eLibrary als E-Book abrufbar. Einzelne Kapitel können für den Eigengebrauch als PDF-Dateien heruntergeladen werden. Die übrigen Nominierten in dieser Kategorie sind über Primo ganz klassisch in Printform ausleihbar bzw. vormerkbar: Das Europa der Könige. Macht und Spiel an den Höpfen des 17. und 18. Jahrhunderts (Leonhard Horowski), Wolkendienst. Figuren des Flüchtigen (Klaus Reichert), Siegfried Kracauer. Eine Biografie (Jörg Später) und Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes (Volker Weiß).

Die Schweizer Sinologin und Übersetzerin Eva Lüdi Kong wurde für ihre Übertragung des chinesischen Romans Die Reise in den Westen geehrt, die momentan in Erwerbung ist. Lüdi Kong arbeitete zehn Jahre an der Übersetzung des Werkes, das im 16. Jahrhundert zur Zeit der Ming-Dynastie verfasst wurde und zu den vier klassischen Romanen der chinesischen Literatur zählt. Der Verlag Reclam investierte 80.000 Euro in die Veröffentlichung des über 1300 Seiten langen Werkes, das im Printformat auf ein Gewicht von 1,5 kg kommt (vgl. Welt Online).

Preisträgerinnen 2017 (von li. nach re.): Eva Lüdi Kong, Barbara Stollberg-Rilinger und Natascha Wodin (Bild: Heike Huslage-Koch, Lizenz: CC-BY-SA-4.0)
Preisträgerinnen 2017 (von li. nach re.): Eva Lüdi Kong, Barbara Stollberg-Rilinger und Natascha Wodin (Bild: Heike Huslage-Koch, Lizenz: CC-BY-SA-4.0)

Mathias Énard oder wo bleibt der deutsche Campusroman?
Bereits am Vortag war der französische Schriftsteller Mathias Énard mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung geehrt worden. Er hat die Auszeichnung für seinen ins Deutsche übersetzten Roman Kompass erhalten, der 2015 bereits den renommierten Prix Goncourt gewonnen hatte. Darin denkt der Musikwissenschaftler Franz Ritter in einer schlaflosen Nacht an seine Reisen nach Palmyra, Aleppo und Teheran zurück und erinnert sich an die Liebe zu einer Literaturwissenschaftlerin. Die gut aufgenommenen Reden von der tunesischen Historikerin und Laudatorin Leyla Dhakli sowie von Énard können bei buchhandel.de nachgelesen werden.

Kompass wurde bereits letzte Woche von Jan Wieler im Feuilleton der FAZ zitiert. In seinem Artikel Wo bleibt der neue Campusroman? (13.03., S. 9) lobte er Énard für seine realistische Darstellung des akademischen Milieus. Gleichzeitig beklagte Wieler, dass sich die deutsche Gegenwartsliteratur im Gegensatz zu den USA und Frankreich schwer mit diesem Thema tue, vor allem die jüngeren Schriftsteller. Ausnahmen seien Aljoscha Brells Roman Kress (2015), über einen Berliner Studenten, der verbissen und hochmütig sein Germanistikstudium verfolgt und nicht über den sozialen Kontakt zu einer Taube hinauskommt sowie Jonas Lüschers dieses Jahr erschienene Gelehrtensatire Kraft. Auch über die Gründe philosophiert Wieler und hofft, dass seine möglichen Antworten (Bildungsverfall, Bildungsverachtung, Bologna-Punktesammel-Fetischismus oder inspirationsloses Studium) nicht stimmen. Der Artikel ist im Campusnetz kostenfrei über das Frankfurter Allgemeine Archiv einsehbar, dass die Print-Artikel ab 1949 ff. enthält.