Provenienzforscher*innen wollen international enger zusammenarbeiten

Die Universitätsbibliothek der FU-Berlin war am 29. November 2018 Gastgeberin für das 10. Treffen des Arbeitskreises Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken.
Zweimal jährlich trifft sich der Kreis stets in einer anderen Stadt zum Erfahrungsaustausch und um gemeinsame Projekte voranzutreiben. Vom 28. Bis 30. November fand man sich in Berlin zusammen. Für die Organisation dieses Treffens arbeitete die Stabstelle NS-Raub- und Beutegut der Universitätsbibliothek der FU mit der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum und der Zentral- und Landesbibliothek Berlin zusammen.

Zum 10. Treffen des „Arbeitskreises Provenienz-forschung und Restitution – Bibliotheken“ trafen sich Provenienzforscher*innen aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Polen und Norwegen im Senatssaal des Henry-Ford-Baus.

Der seit März 2014 existierende Arbeitskreis setzt sich zusammen aus Bibliothekar*innen und Provenienzforscher*innen aus Deutschland und Österreich, die in ihren jeweiligen Bibliotheken und Institutionen nach Büchern und Büchersammlungen suchen, die während der NS-Zeit ihren Eigentümern enteignet wurden und sich zu Unrecht in ihrem Besitz befinden. Ziele der gemeinsamen Arbeit sind die Aufarbeitung der Wege, welche diese Bücher nahmen und oftmals die Rückgabe an den rechtmäßigen Eigentümern oder deren Erben.

Eröffnet wurde das Treffen am 28. November im Berlinsaal der Berliner Stadtbibliothek, in welchem Dr. Jürgen Babendreier mit seinem Vortrag „Die Textur der Diaspora: Zerstreutes sammeln, Gesammeltes zerstreuen“ bereits auf einen thematischen Schwerpunkt dieses Treffens verwies: die Internationalisierung der Zusammenarbeit. Die Forcierung derselben war auch ein zentraler Punkt in der Begrüßungsrede des Direktors des FU-Bibliothekssystems, Dr. Andreas Brandtner, mit der er am 29. November im Henry-Ford-Bau die Teilnehmenden des Arbeitstreffens willkommen hieß. Auch die Zusammensetzung des Arbeitskreises verwies auf die Notwendigkeit einer über Landesgrenzen hinausweisende Zusammenarbeit, neben Deutschland und Österreich waren Teilnehmer*innen aus Frankreich, Polen und Norwegen angereist.

Wie eine solche Zusammenarbeit aussehen kann, das zeigt das Projekt Looted Cultural Assets. Kern dieser Kooperation ist die Pflege einer gemeinsamen Datenbank, die mittlerweile mehr als 31.000 Provenienzhinweise und Informationen zu 8.000 Personen und Institutionen umfasst, der Austausch von Forschungsergebnissen und die Umsetzung gemeinsamer Rückgaben von NS-Raubgut und Beutegut. Auch die Stabstelle NS-Raub- und Beutegut der UB ist an diesem Projekt beteiligt. Neben dieser arbeiten noch sechs weitere Institutionen an dem Projekt, darunter die Universitätsbibliothek der Universität Potsdam, die Bibliothek der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum und die Zentral- und Landesbibliothek.

Der Arbeitskreis erforscht in Bibliotheken die Herkunft und Wege von Büchern, die während der NS-Zeit ihren Eigentümern enteignet wurden und sich zu Unrecht im Besitz der Bibliotheken befinden. Oft werden die Bücher dann den rechtmäßigen Eigentümern oder deren Erben zurückgegeben.

Obwohl die Aufarbeitung dieser Kulturgutverluste ein wichtiges Thema ist, fingen Bibliotheken damit spät an. Die ersten Bibliotheken in der Bundesrepublik begannen von sich aus in den 1990er Jahren. Im Zuge der Washingtoner Erklärung von 1998 erklärte sich die Bundesrepublik Deutschland dazu bereit, NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut unabhängig von bislang geleisteten Rückgaben und Entschädigungen aktiv in öffentlichen Einrichtungen zu suchen und wenn möglich zurückzugeben. 20 Jahre später ist diese Aufgabe noch lange nicht abgeschlossen. In Bibliotheken beispielsweise sind noch Abermillionen von Büchern auf ihre Herkunft zu prüfen. Das Arbeitstreffen problematisierte dies und die Teilnehmer*innen sahen die Verstetigung ihrer Arbeit als Voraussetzung, um diesem Auftrag nachzukommen.
Erste Erfolge sind vorzeigbar und stehen exemplarisch für die Bemühungen der auf dem Arbeitstreffen vertretenden Bibliotheken aus dem In- und Ausland um eine umfangreiche und nachhaltige Aufklärung des Verbleibs enteigneter Bücher. Der Weg jedoch ist noch ein weiter, der nur kontinuierlich und durch intensiven nationalen wie internationalen wissenschaftlichen Austausch gegangen werden kann.

Vom Palast zum Flugfeld

Die Idee ist nicht neu. Schon Anfang der 90er Jahre wurde das Konzept zur Zusammenlegung von Berliner Stadtbibliothek und Amerika-Gedenkbibliothek verknüpft mit der Forderung nach einem gemeinsamen Haus.
Anvisiert wurde der ehemalige Palast der Republik. Auch ein Name kursierte schon in den Medien: „Palast der Republik des Geistes“. Mit dem Beschluss, den Palast der Republik abzureißen und das Berliner Stadtschloss neu aufzubauen, war der Plan für ein gemeinsames Haus dort nicht mehr zu realisieren.
Die 5000 Quadratmeter Nutzfläche, die Berlin im künftigen Humboldt-Forum zustehen, teilen sich die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) (4000 m²) zusammen mit der Humboldt-Universität (1000 m²). Benötigen würde die ZLB, die aus allen Nähten platzt und zu der seit 2005 auch die Senatsbibliothek an der Straße des 17. Juni gehört, eine Fläche von 63 000 Quadratmetern.

Jetzt ist die Idee für ein gemeinsames Gebäude wieder aktuell.
Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof soll bis 2015 die neue Zentral- und Landesbibliothek als „zeitgemäße Metropolenbibliothek“ entstehen. So will es jedenfalls die ZLB, und auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit unterstützt den Plan.
Die Vorstellung von einer großen öffentlichen Bibliothek in zentraler Innenstadtlage, ausgestattet mit modernster IT-Infrastruktur, ist äußerst attraktiv, zudem würde eine solche „Metropolenbibliothek“ zu einer sinnvollen Belebung des riesigen Geländes führen.
Bei der Opposition stößt das 270 Millionen Euro teure Projekt allerdings auf Kritik.

Derzeit läuft auf Tagesspiegel.de eine Umfrage zum Thema: „Soll Berlin eine neue Landesbibliothek auf dem Flugfeld Tempelhof bauen?“. Außerdem findet heute Abend im Alten Museum die Eröffnung der Ausstellung „Anders zur Welt kommen: Das Humboldt-Forum im Schloss. Ein Werkstattblick“ (9. Juli 2009 bis 17. Januar 2010) statt, in der die Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt-Universität und die Zentral- und Landesbibliothek als Partner und zukünftige Akteure des Humboldt-Forums gemeinsame Leitideen vorstellen.