Lustigster Buchtitel gekürt

Zum vierten Mal wurde auf der Frankfurter Buchmesse der „kurioseste Buchtitel des Jahres“ gekürt. Bei der Wahl setzte sich „Frauen verstehen in 60 Minuten“ der Deutschen Angela Troni durch. Die Übersetzerin und freie Autorin aus München hatte bereits zuvor mehrere Ratgeber zu ähnlichen Themen („Frauen ticken einfach anders“; „Gebrauchsanweisung für Männer und Frauen“; „Männer verstehen in 60 Minuten“) veröffentlicht.

Im Finale setzte sich das Buch gegen folgende fünf Titel durch:

– „Die Moldau im Schrank“ von Nina Maria Marewski
– „Kaninchen besser verstehen: Verhalten beobachten und Probleme lösen“ von Christiane Kautz
– „Tip des Tages: zehn Jahre“ von Günther „Gunkl“ Paal
– „Grün, wild und schmackhaft: Lebendige Nahrung gratis aus der Natur“ von Marie-Claude Paume
– „Die literarische Pantomime: Studien zu einer Literaturgattung der Moderne“ von Hartmut Vollmer

Der Wettbewerb wird jährlich von Schotts Sammelsurium und dem Branchenblatt BuchMarkt ausgeschrieben und geht auf den britischen „Diagram Prize for Oddest Title of the Year“ zurück, der schon seit 1978 existiert. Die Juroren von der Insel kürten zuletzt „Managing a Dental Practice the Genghis Khan Way“ des ehemaligen Zahnarztes Michael R. Young zu ihrem Sieger.

Deutscher Buchpreis für Eugen Ruge

Nachdem im Vorjahr Melinda Nadj Abonji (Tauben fliegen auf) als erste Schweizerin siegreich war geht der Deutsche Buchpreis 2011 an Eugen Ruge. In seinem Romandebüt In Zeiten des abnehmenden Lichts spiegele er laut Jurybegründung ostdeutsche Geschichte in einem Familienroman. „Es gelingt ihm, die Erfahrungen von vier Generationen über fünfzig Jahre hinweg in einer dramaturgisch raffinierten Komposition zu bändigen. Sein Buch erzählt von der Utopie des Sozialismus, dem Preis, den sie dem Einzelnen abverlangt, und ihrem allmählichen Verlöschen.“

Das Werk, in diesem Jahr bereits mit dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet, folgt drei Generationen einer Familie und dehnt sich zeitlich über die DDR der 1950er Jahre und den Mauerfall bis zum Beginn des neuen Jahrtausends. Ruge, 1954 im russischen Ural als Sohn des Historikers Wolfgang Ruge (1917-2006) geboren, ist studierter Mathematiker und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Physik der Erde. Seit 1989 ist er als Autor tätig und wurde u. a. durch Tschechow-Übersetzungen und mehrere Theaterstücke (u. a. Akte Böhme, 2001) bekannt. Zur Vergabe des Deutschen Buchpreises hat Der Tagesspiegel am Montag noch ein interessantes Interview mit dem Berliner geführt.

Eugen Ruge setzte sich im Finale gegen Jan Brandt (Gegen die Welt), Michael Buselmeier (Wunsiedel), Angelika Klüssendorf (Das Mädchen), die dieses Jahr vielfach preisgekrönte Sibylle Lewitscharoff (Blumenberg) und Marlene Streeruwitz (Die Schmerzmacherin) durch. Kostenfreie Leseproben aller Romane bietet die E-Book-Plattform libreka! an. Alle Titel sind auch im Bestand der Philologischen Bibliothek zu finden (Brandts Gegen die Welt ist momentan in Bearbeitung).

Der Deutsche Buchpreis wird seit 2005 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels kurz vor der Frankfurter Buchmesse verliehen. Die Auszeichnung gilt als deutsche Antwort auf den französischen Prix Goncourt oder den britischen Booker Prize und ist mit 25.000 Euro für den Sieger dotiert. Über die Vergabe entscheidet eine jährlich wechselnde, siebenköpfige Jury. 2011 setzte sich diese u. a. aus der Literaturkritikern Maike Albath, Ina Hartwig, Christine Westernmann, Uwe Wittstock und der Autorin Ulrike Draesner zusammen.

10.000 Bücher über dem Meer …

Passagiere des Luxuskreuzers Queen Mary 2 können einen ganz besonderen Service in Anspruch nehmen, denn in der Schiffsbibliothek stehen über 10.000 Medien zum Lesen, Schmökern und Ausleihen bereit. Systematisch und nach Sprachen geordnet, finden so Hochseeleseratten die richtige Lektüre.
Einen interessanten Bericht über die „größte Bibliothek zu Wasser“ hat im letzten Monat der Tagesspiegel veröffentlicht.

Vielen Dank für dieses Posting an Joscha Petersen und Samuel Schlicht, Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste an der Freien Universität Berlin

Literaturnobelpreis für Tomas Tranströmer

Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an Tomas Tranströmer, wie am Donnerstag das Nobelpreis-Komitee in Stockholm bekanntgab. Der 80-jährige schwedische Lyriker weise „uns in komprimierten, erhellenden Bildern neue Wege zum Wirklichen“, so die offizielle Begründung. Tranströmer war seit Jahren als Mitfavorit auf den wichtigsten Literaturpreis gehandelt worden und hatte am letzten Tag auch bei den Buchmachern die Führungsposition von Rockpoet Bob Dylan übernommen. Zuletzt hatte 1996 mit der Polin Wisława Szymborska eine Lyrikerin triumphiert.

Der Redakteurssohn studierte Literatur- und Religionsgeschichte sowie Psychologie in seiner Heimatstadt Stockholm und war in den 1960er Jahren als Psychologe in einer Jugendstrafanstalt, später als Berufsberater für Arbeitsämter tätig. Bereits in seiner Schulzeit begann Tranströmer erste Gedichte zu veröffentlichen. Sein erster Sammelband „17 dikter“ (17 Gedichte) erschien 1954. In den folgenden Jahrzehnten etablierte er sich mit weniger als 100 Texten als bedeutendster schwedischer Lyriker der Gegenwart, der nach Kindlers Literatur-Lexikon mit seinen metaphernreichen, oft verschlüsselten Versen die geistige Freiheit des Menschen gegen die materialistische Welt behauptet. Die Encyclopedia Britannica weist ihn sogar als am häufigsten ins Englische übersetzten skandinavischen Autoren des 20. Jh. nach.

Darüber hinaus war Tranströmer als Übersetzer für die Gedichte von Robert Bly, János Pilinszky und Boris Pasternak tätig. Nach einem schweren Schlaganfall im Jahr 1990 handeln seine Texte von der Schwierigkeit des Schreibens und er nahm sich des Haiku als Gedichtform an. Im Bestand der Universitätsbibliothek der FU findet sich Tranströmers Gedichtband Der Mond und die Auszeit (1992) sowie ein Gedichtband aus dem Jahr 1969 (bereits vorgemerkt).

Die „Nobelpreis-Woche“ ist mit Tranströmers Sieg noch nicht beendet. Nachdem die Gewinner für die Sparten Medizin/Physiologie, Physik, Chemie und Literatur feststehen, wird am Freitag der Friedensnobelpreisträger bekanntgegeben. Hoffnungen auf die Auszeichnungen können sich 241 Kandidaten machen – so viele wie nie zuvor. Unter den Nominierten sind 188 Einzelpersonen und 53 Organisationen vertreten, darunter z. B. die Enthüllungsplattform WikiLeaks. Am 10. Oktober wird der Nobelpreis für Wirtschaft vergeben. Die Preisübergabe an die Laureaten erfolgt alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels.

Bild: Андрей Романенко (CC-BY-SA-3.0)

Goodbye, Steve Jobs

Steve Jobs, Kreativkopf und Mitgründer von Apple Inc. ist gestern am 5. Oktober in Kalifornien verstorben.

Geboren 1955 wuchs er als Adoptivkind bei Paul und Clara Jobs in Kalifornien auf. Nach einem abgebrochenen Design-Studium lernte er Steve Wozniak bei Hewlett Packard kennen und gründete im Jahr 1976 die Firma Apple. In der Garage von Steve Jobs‘ Eltern fingen die beiden an, ihre ersten Computer aus Billigteilen zusammenzuschrauben. Zwei Jahre später war Jobs bereits Millionär.

Nachdem er 1984 den Computermarkt mit Macintoshs revolutionierte, sorgte er siebzehn Jahre später für weitere folgenreiche Entscheidungen. 2001 erweiterte er Apples Produktpalette mit dem iPod und 2007 mit dem iPhone.

Weitgehend unbekannt ist Jobs‘ Erfolg außerhalb von Apple. 1986 wurde er zum CEO von den Pixar Animation Studios und konnte auch auf dem Gebiet des Trickfilms neue Maßstäbe setzen. 1995 brachte er Toy Story mit in die Kinos – der erste ausschließlich auf Computer-Animation beruhende Film.

Nachdem 2009 gesundheitliche Probleme von Steve Jobs bekannt geworden waren, hatte er im Januar 2011 das Apple-Tagesgeschäft aus gesundheitlichen Gründen an Tim Cook übergeben. Er blieb bis zu seinem Tod jedoch weiterhin CEO von Apple.

Bild: MetalGearLiquid/Matt Yohe (CC-BY-SA-3.0)
Vielen Dank für dieses Posting an Joscha Petersen und Samuel Schlicht, Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste an der Freien Universität Berlin

Link des Monats Oktober 2011: Sehepunkte

Unser Link des Monats Oktober 2011 ist Sehepunkte, ein frei zugängliches Online-Journal für Historiker, das Rezensionen zu aktuellen Titeln in verschiedenen Gebieten der Geschichtswissenschaft anbietet.

Wir danken Dr. Christian Westerhoff, Bibliotheksreferendar und Historiker für die Idee und den Text.

One (A Tribute to Primo …)

Vom 11. – 13. September 2011 fand die alljährlich veranstaltete IGeLU Conference in Haifa (s. a. Video mit Bildzusammenschnitten) statt.

IGeLU (International Group of Ex Libris Users) ist die Organisation, in der sich Anwender von Ex Libris Produkten organisieren, um Erweiterungen und Verbesserungen gemeinsam mit der Firma Ex Libris zu diskutieren und auf den Weg zu bringen. IGeLU repräsentiert 350 Institutionen in über 40 Ländern weltweit.

Im Rahmen dieser Konferenz hat es auch eine musikalische Performance eines amerikanischen und niederländischen Kollegen gegeben.

Gemünzt ist das vielleicht nicht ganz perfekt vorgetragene Liedchen auf Primo, wie wir unser neues „Discovery-Tool“ an der FU Berlin nennen. Der Song hat auch die Konferenzteilnehmer amüsiert, wie man im Hintergrund wahrnehmen kann.

Übrigens – 860 Institutionen weltweit nutzen Primo; Primo wird zunehmend zu einer richtigen Erfolgsstory.

Danke und weiter so an Lucas Koster und Mark Dehmlow.

Für Fans gibt es als anschliessendes Video eine (nicht nur) bibliotheksbezogene Comedy-Einlage von Peter Klien aus dem Österreichischen Bibliotheksverbund, der sich auf Englisch anhört wie Arnold Schwarzenegger, wie er selbst behauptet.

Erste E-Book-Bestsellerliste für den deutschen Buchmarkt

Die New York Times hat es Anfang des Jahres erfolgreich vorgemacht und ihre regelmäßig veröffentlichten Bestsellerlisten um E-Book-Verkäufe in den Sparten „Fiction“ und „Nonfiction“ ergänzt. Nun hat der deutsche Buchmarkt nachgezogen – Media Control hat erstmals für den Monat August 2011 offizielle E-Book-Charts vorgelegt. Diese unterscheiden sich nicht so stark von den Hardcover-Titellisten – ein dänischer Krimiautor und ein deutsches Multitalent sind gleich mehrfach vertreten.

Die E-Book-Bestsellerliste setzt sich aus Informationen von Händlern und E-Book-Plattformen sowie Konsumenten- und Verlagsangaben zusammen.

JSTOR stellt „Early Journal Content“ kostenfrei online

Seit dem 6. September 2011 macht sich JSTOR daran fast 500.000 Artikel aus mehr als 200 Zeitschriften kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Dieser sogenannte „Early Journal Content“ deckt Artikel aus den Bereichen Geistes- und Sozialwissenschaften, Mathematik sowie den Naturwissenschaften ab und soll sechs Prozent aller JSTOR-Inhalte ausmachen. Begonnen wird mit den Geistes- und Sozialwissenschaften. Eine Titelliste soll laut offiziellem Twitter-Channel bald veröffentlicht werden.

Die Artikel werden auf der regulären JSTOR-Plattform angeboten und als „Free“ gekennzeichnet. Benutzer können in der „Advanced Search“ den Suchfilter „Include only content I can access“ aktivieren und so kostenfrei – auch ohne Uni-Zugang – auf US-amerikanische Zeitschrifteninhalte zugreifen, die vor 1923 veröffentlicht wurden. Um nicht gegen die schärferen Urheberrechte außerhalb der USA zu verstoßen, gilt für nicht-amerikanische Titel der freie Zugriff „nur“ für Artikel die vor 1870 publiziert wurden.

In ihren FAQs bestreitet JSTOR das Angebot als direkte Reaktion auf die „Swartz-“ und „Maxwell-Affäre“. Der US-amerikanische Internetaktivist Aaron Swartz wurde im Juli 2011 angeklagt über mehrere Monate hinweg 4,8 Mio. Wissenschaftsartikel von JSTOR illegal heruntergeladen zu haben. Daraufhin hatte ein weiterer Internetaktivist, Gregory Maxwell, 19.000 Artikel von JSTOR heruntergeladen und auf einer Tauschplattform zur Verfügung gestellt. Maxwell veröffentlichte jedoch ausschließlich gemeinfreie Texte, die vor 1923 publiziert wurden. Daraufhin wurde in den Medien diskutiert, ob es sich bei dieser Aktion um Diebstahl oder etwa die „Befreiung“ von Wissen handle. JSTOR hatte bis zu 19 US-Dollar pro Artikel verlangt und dies mit Kosten für Digitalisierung und Softwareverwaltung gerechtfertigt. Allerdings ist die Stiftung eine Non-Profit-Organisation – die steigenden Überschüsse der letzten Jahre werden an die Verlage abgeführt.

FU-Studenten raten wir an dieser Stelle zum Verschnaufen, nicht nur bei E-Zeitschriften sondern auch beim beliebten Thema E-Books. Diese werden von der Universität gekauft und dauerhaft im FU-Netz angeboten. Trotz alledem setzt sich die FU natürlich auch für die Open-Access-Bewegung ein und freut sich über jede wissenschaftliche Arbeit von Universitätsangehörigen auf dem Dokumentenserver!

„Project Gutenberg“-Gründer verstorben

Michael S. Hart ist am 6. September in seiner Heimatstadt Urbana (Illinois) im Alter von 64 Jahren verstorben. Bekanntheit erlangte der US-Amerikaner vor allem als Begründer der freien E-Book- bzw. E-Texte-Plattform Project Gutenberg, die heute mehr als 36.000 Bücher – hauptsächlich englischsprachige gemeinfreie Werke – anbietet. Hart kam auf die Idee im Jahr 1971, als er an der University of Illinois arbeitete und ein gedrucktes Freiexemplar der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung erhielt. Am 4. Juli tippte er den Text einfach auf seinen Computer ab und machte diesen anderen Benutzern im Computernetzwerk zugänglich.

Inspiriert vom Freiwilligenprojekt Project Gutenberg wurde das deutschsprachige Pendant Projekt Gutenberg-DE, das heute freien Zugriff auf mehr als 5500 Romane, Erzählungen, Novellen, Dramen, Gedichte und Sachbücher in deutscher Sprache anbietet.

Gesehen bei LISNews; Bild: Marcello (GFDL)