Heute erscheint eine neue Ausgabe von Hitlers „Mein Kampf“ als kritische Edition, herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München. Das IfZ bemerkt dazu auf seiner Webseite u.a.:
„Am 31. Dezember 2015, 70 Jahre nach Hitlers Todesjahr, sind die Urheberrechte an dessen Buch „Mein Kampf“ erloschen. Das Institut für Zeitgeschichte hat es sich zum Ziel gesetzt, unmittelbar nach Ablauf dieser Frist eine wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe vorzulegen.
Unter der Leitung von Dr. Christian Hartmann hat ein Historikerteam „Mein Kampf“ in mehrjähriger Arbeit umfassend aufbereitet: Im Zentrum der kritischen Kommentierung stehen die Dekonstruktion und die Kontextualisierung von Hitlers Schrift: Wie entstanden seine Thesen? Welche Absichten verfolgte er damit? Welchen gesellschaftlichen Rückhalt besaßen Hitlers Behauptungen unter seinen Zeitgenossen? Welche Folgen hatten seine Ankündigungen nach 1933? Und vor allem: Was lässt sich mit dem Stand unseres heutigen Wissens Hitlers unzähligen Behauptungen, Lügen und Absichtserklärungen entgegensetzen?
Dies ist nicht nur eine historiografische Aufgabe. Angesichts des hohen Symbolwerts, den Hitlers Buch noch immer hat, ist die Entmystifizierung von „Mein Kampf“ auch ein Beitrag zur historisch-politischen Aufklärung.“
Unterdessen ist bereits seit längerem eine kritische Diskussion im Gange, inwiefern eine Neuveröffentlichung bzw. die o.g. Neuveröffentlichung des Werks durch das IfZ richtig und sinnvoll ist. Manche kritische Stimmen, darunter vor allem der Germanist Jeremy Adler, halten die Veröffentlichung für gefährlich und lehnen sie grundsätzlich ab: „Es geht darum, dass man als gewissenhafte Institution keine Hetzschriften zu verbreiten hat, die eventuell … rechtswidrig sein dürfte[n]. Das erste Prinzip ist also Recht und dass hier möglicherweise ein rechtswidriges Werk veröffentlicht wird … Ich weiß nicht, was hier richtig sein soll. Was ist richtig verstehen bei einem solchen Buch? Da gibt es kein richtiges Verstehen, da gibt es nur Ablehnung und Verstörung.“ (Auszug aus J. Adler im Interview mit dem DLF, 8.1.2016).
Weitere Informationen zu der Edition und der Kontroverse darum finden sich heute und in den vergangenen Tagen in der Tagespresse, die FU-Angehörige und NutzerInnen in FU-Bibliotheken bequem in digitaler Form im Volltext nachvollziehen können, u.a. via:
wiso Presse
Süddeutsche Zeitung (SZ)
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
Weitere Infos unter:
IfZ München: Kritische Edition „Mein Kampf“
Interview mit Jeremy Adler im DLF (8.1.2016) in voller Länge
Die UB der FU Berlin hat sich entschieden die vom IfZ München herausgegebene Edition zu erwerben. Dabei könnte es zu Engpässen kommen, denn gerüchteweise ist die relativ kleine erste Auflage von 4.000 Exemplaren bereits vergriffen.