Vor Einführung von computergestützten Katalogsystemen wiesen uns Zettelkataloge den Weg zum Buch. Heute funktioniert dank Online-Katalogen und neuen Rechercheinstrumenten wie dem FU-eigenen Bibliotheksportal | Primo die Literaturrecherche zeit- und standortunabhängig über das Netz. Das hat die Katalogkästen in den Bibliotheken zu einer stark gefährdeten (wenn nicht schon fast ausgestorbenen) Spezies gemacht, obwohl man mit viel Zeit und gut einstudierter Choreographie so viel mehr mit den Holzkästen anfangen, als „nur“ nach Literatur zu suchen. Dies beweist ein Video der Yale University (via Vimeo), mit dem guten alten „Card Catalog“ als Hauptdarsteller.
Kategorie: Ins Netz geschaut
Eine Minute im WWW
Das Internet ist dank Smartphone und Tablet-PC, Netbook oder Notebook zu unserem täglichen Begleiter geworden – ob auf dem Weg zur Arbeit oder Uni, beim Chillen im Freien usw. Klar, dass dabei sehr viel Traffic anfällt, doch wieviele E-Mails, Google-Suchen oder YouTube-Klicks fallen eigentlich statistisch weltweit innerhalb von 60 Sekunden an? Eine Bloggerin und Mitarbeiterin des US-amerikanischen Chip-Herstellers Intel hat es herausgefunden und ihre Ergebnisse in eine nette Grafik eingebettet.
Gesehen via bibliothekarisch.de
Pulitzer-Preise verliehen
Gestern sind in New York die Pulitzer-Preise vergeben worden. 1917 von dem aus Österreich-Ungarn stammenden Journalisten und Zeitungsverleger Joseph Pulitzer (1847-1911) gestiftet, gelten sie als wichtigste Medienpreise in den Vereinigten Staaten. Ausgelobt werden gegenwärtig 21 Kategorien, in denen Journalisten, Schriftsteller und Komponisten von einer Jury aus Journalisten und Verlegern prämiert werden. Von den 2012 preisgekrönten oder nominierten Werken lassen sich einige auch in FU-Bereich nachweisen.
In der journalistischen Königskategorie „Dienst an der Öffentlichkeit“ setzte sich der Philadelphia Inquirer durch. Über die lizenzierte Presse-Datenbank LexisNexis Wirtschaft kann das Textarchiv ab Januar 1994 ff. durchsucht werden.
In der Kategorie für den besten Roman wurde erstmals seit 35 Jahren kein Preis vergeben. Die Jury in der die frühere Herausgeberin Susan Larson, die Kritikerin Maureen Corrigan (Fresh Air, National Public Radio) und der frühere Pulitzer-Preisträger Michael Cunningham (The Hours – Die Stunden) saßen, hatten sich nicht auf einen Gewinner einigen könne. Zu den drei in die Endrunde gekommenen Titeln gehörte auch David Foster Wallace (1962-2008) postum erschienener The Pale King. Der Roman, der die Eintönigkeit und Bürokratie im amerikanischen Berufsleben thematisiert, kann in der Bibliothek des John-F.-Kenndy-Instituts für Nordamerikastudien vorgemerkt werden. Dort ebenfalls bereits in Erwerbung befinden sich die auch postum erschienene politische Biografie Malcolm X: A Life of Reinvention (Preisträger „Geschichte“) von Manning Marable (1950-2011), der fast zwei Jahrzehnte an dem Werk geschrieben haben soll und John Lewis Gaddis Porträt über den weitgereisten Diplomaten George F. Kennan (George F. Kennan: An American Life – Preisträger „Biographie oder Autobiographie“).
Nachsehen gegenüber Marable hatte u. a. Anne F. Hydes Empires, nations, and families, ein geschichtlicher Abriss über den Nordamerikanischen Westen, der Jahre 1800 bis 1860, der ebenfalls an der JFKI-Bibliothek ausleihbar ist.

Zwar noch im Geschäftsgang aber schon vorbestellbar ist in der Universitätsbibliothek Stephen Greenblatts Renaissance-Studie The Swerve: How the World Became Modern (Preisträger „Sachbuch“), das bereits im Jahr zuvor den National Book Award gewonnen hatte.
Das jährliche Pulitzer Prize luncheon findet übrigens seit 1984 in der Low Library der Columbia University statt.
Link des Monats April 2012: de.hypotheses.org
Anfang März 2012 wurde bei der Münchner Tagung „Weblogs in den Geisteswissenschaften“ die neue Plattform de.Hypotheses.org vorgestellt – unser Link des Monats April 2012. Der deutschsprachige Ableger des erfolgreichen französischen Blogportals Hypotheses.org soll zu einer zentralen Einstiegsseite für deutschsprachige Forschungsblogs aus allen Disziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften werden, die sich momentan unübersichtlich im WWW verteilen.
Die Wissenskarawane
Bereits vor zwei Jahren hatten wir im Blog auf die Kamel-Bibliothek in Kenia hingewiesen, die Nomadenfamilien in der Wüste mit Büchern versorgt. Nun hat sich diesen Monat auch das ZDF heute-journal für das Thema interessiert. Den knapp dreiminütigen Beitrag kann man sich in der Mediathek ansehen.
Weitere Informationen zum „Camel Library Service“ erhält man auf den Seiten von Book Aid International.
Gesehen bei Fahrbibliotheken in Deutschland
100 Jahre Deutsche Nationalbibliothek
Zwar ist der 100. Geburtstag der deutschen Nationalbibliothek noch ein Weilchen hin – am 3. Oktober 1912 wurde die Deutsche Bücherei in Leipzig gegründet – doch schon im März haben in Leipzig und Frankfurt am Main die mehrmonatigen offiziellen Feierlichkeiten begonnen. Passend dazu hat die DNB eine eigene Website gestartet. Neben einem Jubiläumsmagazin, das bis Anfang Oktober in vier Teilen erscheint, finden sich ein Veranstaltungskalender und ein nettes Video in dem Kinder Antworten auf die wichtigsten Fragen rund ums Thema Buch suchen.
Abgerundet wird das ganze durch die Mitmach-Aktion „Wir sind ein Jahrgang“. Auf einem großen Online-Jahrgangsmosaik kann man ein Bild von sich mit Buch oder Musiktitel aus seinem Geburtsjahr einreichen, nebst Text, warum man das Medium ausgewählt hat. Die Bilder und Texte werden dabei mit einer freien Creative-Commons-Lizenz versehen.
Wer mehr zur Geschichte der DNB erfahren möchte, dem sei u. a. der FAZ-Artikel Doppelt sammeln hält besser aus der letzten Woche empfohlen, versehen mit einem programmatischen O-Ton von Generaldirektorin Elisabeth Niggemann – „Wissen wir, was eine Google-Suche uns alles nicht zeigt?“
Bye, bye, gedruckte Encyclopædia Britannica
Erstmals erschien sie zwischen 1768 und 1771 in drei Bänden unter dem Titel „Encyclopaedia Britannica or a dictionary of arts and sciences“, zuletzt 2010 als 32-bändiges „Britannica Set“. Nun hat der gleichnamige Verlag bekanntgegeben, dass es nach 244 Jahren keine gedruckte Ausgabe der Encyclopædia Britannica mehr geben wird. Der „liebe, bewährte und zuverlässige Freund“ werde laut Jorge Cauz, Präsident der Encyclopaedia Britannica, Inc., zu Gunsten der Online-Plattform britannica.com, den e-learning-Seiten und dem App-Geschäft ersetzt. Einher geht die Meldung mit einem kostenfreien einwöchigen Test der werbefinanzierten Online-Version (bis einschließlich Montag, den 19. März 2012). Die FU Berlin bietet ihren Studenten einen Online-Zugriff auf die DVD-ROM-Version aus dem Jahr 2008.
Die Nachricht reiht sich in ein „Lexikonsterben“ der letzten Jahre ein, seit 2001 die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia ihren Siegeszug begonnen hat. Die englischsprachige Version verzeichnet aktuell fast vier Mio. Artikel, die deutsche Sprachfassung beinahe 1,4 Mio. 2009 hatten u. a. das Microsoft-Produkt Encarta und Meyers Lexikon ihre Dienste eingestellt. Ob noch eine gedruckte Version vom Brockhaus erscheinen wird, bleibt abzuwarten. Zuletzt hatte man im Januar 2011 eine 22. Auflage für 2014/15 angekündigt.
Bild: Shishberg (CC BY-SA)
Lebendiger Geschichtsunterricht
Unter dem Titel „Erzählte Geschichte“ widmet Campus.Leben der Datenbank Visual History Archive einen Artikel. Schülerinnen und Schüler des Hans-Carossa-Gymnasiums in Berlin-Spandau arbeiteten mit dem Videoarchiv, das mehr als 52.000 Interviews mit Überlebenden und Zeugen des Holocaust bereithält. Im Dialog mit Wissenschaftlern des Friedrich-Meinecke-Instituts wurde über die Vorteile dieser etwas anderen Geschichtsstunden diskutiert. Wie gehen Jugendliche mit dem Holocaust um, wenn anstatt Textmaterial Videointerviews verwendet werden?
Link des Monats März 2012: EUscreen
Ein Projekt, das sich dem europäischen Fernseh-Kultur-Erbe und den darin verborgenen audiovisuellen Schätzen auf die Fahnen geschrieben hat, ist unser Link des Monats März 2012 – EUscreen. Die Beta-Version von EUscreen ermöglicht den freien Zugriff auf Text-, Audio-, Bild- und Videodokumente europäischer Rundfunkanstalten und Fernseharchive. Das Portal wird von der Europäischen Kommission gefördert und beinhaltet etwa 30.000 Programminhalte und -informationen vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.
Blick auf die Deutsche Digitale Bibliothek
Die Internet Redaktion des Goethe-Instituts blickt in einem Artikel auf die Mitte 2012 startende Deutsche Digitale Bibliothek (DDB). Neugierde und hohe Erwartungen werden auf die Online-Plattform geweckt, die künftig als kulturelles Gedächtnis der deutschen Nation fungieren soll. Auch die Frage des Namens ist noch nicht endgültig geklärt. Wie oder nach wem soll das Portal benannt werden? DDB ist nur der vorläufige Arbeitstitel …