Biodiversität & Umweltbildung auf Glas: Kunstbild mit affektiver Kraft am Lernort Campusbibliothek

Im Neubau der Campusbibliothek (1. Obergeschoss) blickt Kojote „Trickster“ zusammen mit einem Tagfalter schmunzelnd-interessiert auf heimische Tier- und Pflanzenarten, die es am Campus gibt. Künstlerisch festgehalten als großes Wandbild auf einer der Glasfassaden im Lesesaal, wird der Lernort Bibliothek wieder ein Stück „grüner“und schafft eine Wohlfühlatmosphäre.

Für Lernende in Bibliotheken ist es bedeutsam, Aufmerksamkeit und Konzentration durch Pausen, Bewegung aber auch durch andere optische Ablenkung zu erfahren, um effektiv den Anforderungen im Studium begegnen zu können. Echte Pflanzen schaffen dazu in der Campusbibliothek bereits eine gute Atmosphäre. Seit Ende Juni 2025 ziert nun das Kunstbild der Ethnologin und Künstlerin Lea Ebeling eindrucksvoll einen großen Teil der Glasfassade im Neubau. Es ist ein Novum für eine wissenschaftliche Bibliothek: Inspiration und Konzeption des Glaswandbildes schlägt eine wichtige Brücke zum Jahr 2024.

Die Freie Universität hat im Mai 2024 das „Jahr der Biodiversität“ ausgerufen. Schutz und Förderung der biologischen Vielfalt wurden und werden begleitet mit einer Reihe von Veranstaltungen in Studium & Lehre sowie durch Förderung von mittelfristig geförderter Projekte wie das „Living Lab – Ein Multispecies Campus für Biodiversität, Kreativität und Gesundheit“. Die aktive Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit: „GreenFUBib“ der Universitätsbibliothek erstellte das Konzept für das Fensterbild zusammen mit der Bibliotheksleitung und der Verwaltungsleitung. Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Campusbibliothek wurde diesem Kunstprojekt die Finanzierung ermöglicht. Lea Ebeling kreierte unter neugierigen Blicken der Bibliotheksnutzenden und dem Bibliotheksteam das einzigartige Kunstbild. Abgebildet sind sogenannte Zielarten, die es am Campus nachweislich gibt. Ihre Habitate sind die Flächen des Blühenden Campus, die Gärten der Fachbereiche oder auch die Blätterlaube.


Kurzinterview (Fragen von Janet Wagner) mit Lea Ebeling zum Entstehungsprozess:

Wie war für dich der Prozess der Bildentstehung?

„Für ein Wandbild setze ich mich immer intensiv mit der Thematik auseinander. Für das Fensterbild in der Campusbibliothek haben wir 42 Arten ausgewählt. Um sie alle unterzubringen, habe ich mich nicht nur mit ihrem Aussehen, sondern auch mit ihren Lebensräumen beschäftigt. Die Pflanzen sind im Wandbild von links nach rechts in Pflanzen, die auf trockenen Böden wachsen, Pflanzen, die stickstoffreiche Böden bevorzugen und Frühblüher organisiert. Die Tiere habe ich grob nach Lebensräumen sortiert, z.B. unterirdisch für den Bodenquerschnitt, in der Wiese, in der Luft oder auf dem Baum. Ich habe nicht bei allen Arten vorher geplant, wo genau ich sie am Ende platziere. Das entsteht dann nach und nach im Arbeitsprozess. Da ich direkt auf das Fenster male, mache ich keine Skizzen oder Vorzeichnungen. Dadurch muss ich manchmal improvisieren und es entstehen unerwartete Dinge. Ich finde es schön, wenn etwas Ungeplantes passiert und das Kunstwerk mich überrascht.“

Wie denkst du, kann deine Kunst bei Betrachtung auf andere Menschen (in Bibliotheken) wirken?

„Persönlich liebe ich Bibliotheken. Ich mag die Ruhe und die Atmosphäre, komplett von Büchern umgeben zu sein. Man muss nur ein Buch aus dem Regal ziehen, um in eine andere Welt einzutauchen und sich neues Wissen anzueignen. Besonders moderne Bibliotheken finde ich aber manchmal etwas trist, wenn alles einfarbig grau oder weiß ist. Ich glaube, es gibt Menschen, die nicht abgelenkt werden wollen, aber ich finde es beim Lernen angenehm, wenn ich ab und zu den Blick schweifen lassen kann, während mein Gehirn eine Pause macht. Bei einer weißen Wand bleibt das Auge nirgendwo hängen und der Effekt bleibt aus. Für mich tragen Farben, Formen und ein ästhetisches Umfeld dazu bei, mich wohl zu fühlen, was ich wichtig finde, an einem Ort, an dem man sich lange aufhält. Auch Pflanzen machen den Ort lebendiger. In manchen Räumen gibt es aber keine Möglichkeit, welche aufzustellen, dann kann man sie auch malen. „

Du befasst dich mit auch mit Wissenschaftskommunikation und bist Ethnologin. Welches Wandbild bzw. künstlerische Inhalte würdest du gestalten wollen, wenn du aktuell auf die Krisen der Welt schaust? Sollte dieses Wandbild dann in einer Bibliothek stehen? Wenn ja, warum?

„In meinen Wandbildern zeige ich gerne, dass eine Welt sich aus vielen kleinen Elementen zusammensetzt, die vielleicht auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben und dennoch gemeinsam ein Ganzes ergeben. Für meine Kunstwerke sammle ich daher immer ganz unterschiedliche Elemente und Perspektiven zu einem Thema, die ich dann in Beziehung zueinander setze. Das Schöne daran ist, dass man auch Dinge zeichnen kann, die normalerweise unsichtbar sind, wie etwa Erinnerungen, Gefühle, Erfundenes und Erträumtes. Dies finde ich auch für die Wissenschaft bereichernd.

In Bezug auf die multiplen Krisen unserer Zeit, finde ich es nicht nur wichtig, die Probleme zu verstehen, sondern auch Lösungen und Alternativen zu finden. Wenn man diese z. B. in einem Bild visualisiert, ist es leichter, sich kritisch mit ihnen zu beschäftigen. Ein visuelles Objekt hat außerdem eine affektive Kraft. Während meiner Forschung habe ich bemerkt, dass es Hoffnung macht, sich bessere Zukünfte vorzustellen und Hoffnung ist eine wichtige Antriebskraft für Veränderung.

Ich finde Bibliotheken sind ein wichtiger Ort, um sich mit der Zukunft zu beschäftigen, weil sie das Wissen der Vergangenheit sammeln aus dem man lernen und sich etwas Neues überlegen kann. Sie sind ein konkreter Ort der Vielfalt, weil so viele unterschiedliche Stimmen dort gesammelt sind und von jedem der sie liest, neu interpretiert werden. Sie machen Wissen außerdem für die meisten Menschen zugänglich. Es wäre spannend, ein Wandbild zu machen, das die Zukunftsvorstellungen verschiedener Menschen zusammenbringt, um zu zeigen, dass es nicht nur eine einzelne Zukunft für alle gibt, sondern viele verschiedene, die co-existieren und miteinander verwoben sind. Damit würde auch ein Zeichen für Inklusion, Toleranz und ein respektvolles Miteinander gesetzt werden und dazu einladen, die Zukunft gemeinsam zu gestalten. „


©Fotos: Lea Ebeling

Sinnvolle Pausen auf dem Blühenden Campus

Bewegungsangebote in der Bibliothek können die geistige Leistungsfähigkeit steigern. Aktive Pausen an der frischen Luft sorgen für mehr Wohlbefinden und Konzentration. Auf den Flächen des Blühenden Campus nahe den Bibliotheken können kurze Lernunterbrechungen zum Beispiel für wichtige Schmetterlingsbeobachtungen genutzt werden. Vorkenntnisse braucht es nicht.

Die Freie Universität hat das Jahr 2024 zum „Jahr der Biodiversität“ ausgerufen. „Mit dem Jahr der Biodiversität setzt die Universität ein starkes Zeichen für den Schutz und die Förderung der biologischen Vielfalt. Die Initiative unterstreicht die Bedeutung von Biodiversität für die Ökosysteme, die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden.“ [1]

Auf den Blühwiesen neben der Fachbibliothek Wirtschaftswissenschaft und der Fachbibliothek Rechtswissenschaft kann man wunderbar abschalten und entspannen. An sonnigen und windstillen Tagen tummeln sich dort vielfältige Insekten und Schmetterlinge. Welche Falterarten sind es genau? Um das herauszufinden, lässt sich das Erfassen der biologischen Vielfalt mit einer 15-minütigen Beobachtung gut unterstützen.

Die Schmetterlingszählungen und ihr Eintrag in die „VielFalterGartenApp“ sind ein wichtiger Beitrag zur Forschung & zum Schutz von Artenvielfalt.


Wie funktioniert das?
Hierzu gibt es in den Bibliotheken ein Merkblatt (siehe Abbildung) – bitte an der Leihstelle erfragen.

„Win-Win“ für beide Seiten: Die aktive Unterbrechung vom Lernen fördert Motivation & Aufmerksamkeit im Studium. Der Aufenthalt in der (Stadt-) Natur sorgt für Wohlbefinden und neuen Elan. Und: Die Beobachtungsergebnisse fließen in wichtige Forschungsdaten ein.
Das Projekt VielFalterGarten ist eine Initiative das Landes Berlin, des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (IDiv). Wir unterstützen es durch die AG GreenFUBib der Universitätsbibliothek und mit Hilfe der Fachbibliotheken Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaft.


[1] Webseite: Jahr der Biodiversität an der Freien Universität Berlin: https://www.fu-berlin.de/themen/biodiversitaet/index.html (letzter Aufruf am 05.08.2024).

Jahr der Biodiversität – Science Picknick, Vorträge & Führungen am 22.05.2024 im Botanischen Garten

Der 22.05. ist „Internationaler Tag der biologischen Vielfalt“: Passend dazu lädt die Freie Universität ab 12.00 Uhr in den Botanischen Garten nach Berlin-Dahlem. Ein vielfältiges Programm und kostenloser Eintritt versprechen einen spannenden Auftakt zum „Jahr der Biodiversität“, das die Freie Universität ausgerufen hat.

Biodiversität steht für Artenvielfalt, für Vielfalt in der Natur und für genetische Vielfalt. Viele Fachbereiche an der Freien Universität forschen zu unterschiedlichen Themen. Klimawandel und das Artensterben hängen eng zusammen, darüber sind sich viele Wissenschaftler*innen einig. Zur Förderung von Biodiversität finden sich an der Freien Universität unterschiedlichste Forschungsgruppen, Nachhaltigkeitsprojekte und Initiativen.

© Susanne Wehr/GreenFUBib Mitglieder beim Think Camp im März 2024

Am 22.05.2024 wird es neben zahlreichen Vorträgen auch die Möglichkeit geben, Informationsstände zu besuchen. Dort können Sie unter anderem die Nachhaltigkeits-AG „GreenFUBib“ und das Team der Fachbibliothek Biologie am Botanischen Garten antreffen und erfahren, wie die Standorte der Universitätsbibliothek biodiversitätsfördernde Maßnahmen umsetzen. Zudem gibt es einen Bücherverkauf von Monografie-Dubletten und verschiedene Termine (13.30 Uhr und 15.00 Uhr) für eine Führung durch die Fachbibliothek Biologie:

„Von Pilzbuch bis Schmeil-Fitschen – eine Bibliotheksführung“.

Die Fachbibliothek Biologie hat aufgrund der Führungen und des Bücherverkaufs ganztägig am 22.05.2024 geschlossen.

Weitere Informationen zur geplanten Biodiversitätsstrategie und dem Commitment finden Sie hier.