Gerade in Zeiten der viel beschworenen „S-Bahn-Krise“ wendet sich der Blick morgens öfter als sonst den digitalen Fahrplananzeigen auf den Bahnsteigen zu. Man registriert die Massen an Mitwartenden und hofft insgeheim doch noch einen Sitzplatz in den überfüllten Zügen ergattern zu können.
Dem ein oder anderen dürfte beim Warten die vielen orange-schwarzen Werbeplakate mit dem überdimensionalen Satzzeichen aufgefallen sein, die mittlerweile kreuz und quer über Berlin verstreut sind. Nein, ausnahmsweise mal kein Wahlplakat und auch keine neue Werbeoffensive der Deutschen Post, sondern die Ankündigung zum Auftakt des alljährlichen Internationalen Literaturfestivals in Berlin.
Die neunte Auflage wird heute um 18 Uhr im Haus der Berliner Festspiele in der Schaperstraße 24 eröffnet (ganz in der Nähe eines U-Bahnhofs ) und widmet sich diesen Frühherbst vor allem der Prosa und Poesie aus den arabischen Ländern. Neben in Deutschland noch wenig bekannten Autoren – von Vertretern traditioneller arabischer Poesie bis hin zu jungen Blog-Autoren – sind natürlich auch vertraute Namen anzutreffen. Wolf Biermann, Judith Hermann, Katharina Hacker, Siegfried Lenz, Alice Schwarzer, der gerade angesagte Amerikaner John Wray (Retter der Welt) und viele andere haben ihr Kommen angekündigt (vgl. Autorenliste auf literaturfestival.com).
Bis zum 20. September werden mehr als 200 internationale Autoren in rund 300 Veranstaltungen vorlesen und diskutieren. Neben Literatur wird das Festival unter anderem von Musik, speziellen Theater- und Filmvorführungen begleitet. Konkurrenz für das Berliner Festival bietet Hamburg, wo ab heute erstmals das Harbour Front Literaturfestival eröffnet wird.