Literaturnobelpreis an Herta Müller

Der Nobelpreis für Literatur geht dieses Jahr an Herta Müller, wie am Donnerstag das Nobelpreis-Komitee in Stockholm bekannt gab. Mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa zeichne sie Landschaften der Heimatlosigkeit, so die offizielle Begründung. Wenige Stunden vor der Entscheidung der Schwedischen Akademie war die deutsch-rumänische Schriftstellerin gemeinsam mit dem Israeli Amos Oz bei Buchmachern als Favoritin auf den Sieg gehandelt worden. Müller, dieses Jahr mit ihrem Roman Atemschaukel auch für den Deutschen Buchpreis nominiert (der BiblioBlog berichtete), ist an der Freien Universität keine Unbekannte – 2005 oblag ihr die Heiner-Müller-Gastprofessur.

Herta Müller ist in Rumänien, im deutschsprachigen Banat, als Enkelin eines wohlhabenden Bauern und Kaufmanns aufgewachsen, der unter dem kommunistischen Regime enteignet wurde. Ihre Mutter war zu jahrelanger Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert worden. Ihr Vater, ein früherer SS-Soldat, arbeitete als LKW-Fahrer. Nach einem Germanistikstudium in Rumänien verdiente sich Müller ihren Lebensunterhalt als Übersetzerin und Deutschlehrerin.

Eine erste Veröffentlichung (Niederungen, 1982) fiel der Zensur zum Opfer, später wurde die Autorin mit einem Reise- und Publikationsverbot in Rumänien belegt. Daraufhin übersiedelte Müller 1987 nach Westdeutschland und widmet sich seitdem erfolgreich Erzählungen und Romanen, „in denen Entfremdung, Unterdrückung, Angst und Melancholie eine eigene Sprache“ finden (vgl. Kindlers Literatur-Lexikon). Bereits in der Vergangenheit vielfach ausgezeichnet erhielt Müller unter anderem die Carl-Zuckmayer-Medaille (2002), den Joseph-Breitbach-Preis (2003), den Berliner Literaturpreis (2005) sowie den Würth-Preis für Europäische Literatur (2006). Ende September 2009 wurde der in Berlin lebenden Schriftstellerin die Ehrengabe der Heine-Gesellschaft zuteil.

Die „Nobelpreis-Woche“ ist mit Müllers Sieg (dem achten Erfolg eines deutschen Autors nach der Auszeichnung von Günter Grass im Jahr 1999) noch nicht beendet. Nachdem die Gewinner für die Sparten Medizin/Physiologie, Physik, Chemie und Literatur feststehen, wird am Freitag der Friedensnobelpreisträger bekannt gegeben. Hoffnungen auf die Auszeichnungen können sich 205 Kandidaten machen – so viele wie nie zuvor. Unter den Nominierten sind u. a. Ingrid Betancourt, Rockstar Bono, die Europäische Union, der chinesische Dissident Hu Jia, Altkanzler Helmut Kohl sowie die amtierenden Regierungschefs von Frankreich, Italien und den USA anzutreffen. Am 12. Oktober wird der Nobelpreis für Wirtschaft, am 14. Oktober schließlich der Alternative Nobelpreis vergeben. Die Preisübergabe an die Laureaten erfolgt alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels.

Im Schatten der Nobelpreise ist gestern mit dem Booker Prize einer der wichtigsten britischen Literaturpreise verliehen worden. Dieser ging an die Britin Hilary Mantel, die in ihrem in den 1520er Jahren angesiedelten Roman Wolf Hall den Aufstieg von Thomas Cromwell nachzeichnet.

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Verlängerte Wochenendöffnungszeiten ab dem 17.10.2009 in der Philologischen Bibliothek

Wie von vielen Nutzern in unserer Umfrage gewünscht, werden wir ab dem 17.10.2009 Wochenende jeweils eine Stunde länger geöffnet haben.

Die neuen Öffnungszeiten sind dann wie folgt:
Mo-Fr: 9 – 22 Uhr
Sa-So: 10 – 18 Uhr

Barack Obama erklärt Oktober 2009 als „National Literacy Awareness Month“

Präsident Obama hat den Oktober 2009 für die USA als „National Information Literacy Awareness Month“ deklariert.

Die hier thematisierte Informationskompetenz zu verbessern, ist schon immer eine wichtige Aufgabe von Bibliotheken gewesen. Auch Bibliotheken in Deutschland geben mittlerweile große Summen für ein attraktives Datenbankangebot und tausende von E-Büchern und E-Zeitschriften aus, um Studierenden und Wissenschaftlern die Informationsbeschaffung zu ermöglichen, die sie benötigen.
Doch auch der Umgang mit diesen Ressourcen muss zunächst gelernt werden. NutzerInnen, die mehr Kompetenz bei der Recherche nach Büchern, Aufsätzen, E-Medien oder Informationen allgemein erwerben wollen, werden von den Bibliotheken an den Auskunftsschaltern unterstützt oder durch Schulungen fit gemacht.
Das aktuelle Schulungsangebot der Universitätsbibliothek ist im Online-Vorlesungsverzeichnis zu finden.

Link des Monats Oktober 2009: 20 Jahre Mauerfall

2009 jähren sich die Friedliche Revolution und der Fall der Mauer zum 20. Mal. Im Rahmen dieses Gedenkens sind eine ganze Reihe interessanter Webseiten entstanden.

Der Link des Monats will sich diesem Thema auch nicht verschliessen und widmet sich der Webseite „20 Jahre Mauerfall“, der Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. und dem Archiv der DDR-Opposition.

FU-Katalog wird englischsprachig

Dem einen oder anderen dürfte es eventuell schon aufgefallen sein – der Online-Katalog kommt ab heute englischsprachig daher. In mehrmonatiger Arbeit wurden Anzeigen und Infotexte angepasst, so dass wir endgültig der provisorischen Übersetzungshilfe im DIN-A4-Format bye bye sagen können.

Umschalten auf die englischsprachige Benutzeroberfläche kann man ab sofort über den Link English in der oberen rechten Ecke des Fensters. Dort stehen die einfache Suche („Basic“), der Index („Browse“) und die Mehrere-Kataloge-Suche („Multi-base“) mit den verschiedenen Sucheinstiegen zur Verfügung.

Ein riesiges Danke an das Aleph-Hilfe-Team um unsere Kollegin Viola Taylor und die zahlreichen Tester, die den englischsprachigen FU-Katalog mit auf den Weg gebracht haben :-)!

Shortlist für den Deutschen Buchpreis veröffentlicht

Wie schon an anderer Stelle im BiblioBlog angekündigt, wurde heute die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2009 veröffentlicht. Einen Tag lang diskutierte die Jury um Redakteure und Kritiker wie Hubert Winkels (Deutschlandfunk), Richard Kämmerlings (FAZ), Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung) und Iris Radisch (ZEIT), ehe sie sich von 20 auf sechs Romane einigen konnte:

– Rainer Merkel: Lichtjahre entfernt (S. Fischer, März 2009)
– Herta Müller: Atemschaukel (Hanser, August 2009)
– Norbert Scheuer: Überm Rauschen (C. H. Beck, Juni 2009)
– Kathrin Schmidt: Du stirbst nicht (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2009)
– Clemens J. Setz: Die Frequenzen (Residenz, Februar 2009)
– Stephan Thome: Grenzgang (Suhrkamp, August 2009)

Unter den sechs Nominierten sind auch zwei der Freien Universität Berlin nicht ganz unbekannte Namen. Herta Müller (Bild) war 2005 Heiner-Müller-Gastprofessorin an der FU. In Atemschaukel zeichnet die Autorin den Weg eines jungen Mannes in ein Deportationslager nach Russland nach, dass exemplarisch für das Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen nach dem Zweiten Weltkrieg steht.

Müller ist selbst in Rumänien, im deutschsprachigen Banat, als Enkelin eines wohlhabenden Bauern und Kaufmanns aufgewachsen, der unter dem kommunistischen Regime enteignet wurde. Ihre Mutter war zu jahrelanger Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert worden.

Der 37-jährige Stephan Thome hat an der FU Philosophie, Religionswissenschaft und Sinologie studiert. Heute lebt er als Wissenschaftler in Taiwan. Dieses Jahr hat er mit Grenzgang sein vielbeachtetes Romandebüt vorgelegt. Titelgebend für das Werk ist das gleichnamige dreitägige Volksfest im hessischen Biedenkopf, wo Thome geboren wurde, das dem Leser im Roman aber als „Bergenstadt“ begegnet. Im Rhythmus des alle sieben Jahre stattfindenden Grenzgang-Festes folgt Thome seinen beiden Hauptfiguren – einer Hausfrau und einem Gymnasiallehrer – deren Lebensentwürfe sich als nicht tragfähig erweisen.

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200 Autoren aus aller Welt

Gerade in Zeiten der viel beschworenen „S-Bahn-Krise“ wendet sich der Blick morgens öfter als sonst den digitalen Fahrplananzeigen auf den Bahnsteigen zu. Man registriert die Massen an Mitwartenden und hofft insgeheim doch noch einen Sitzplatz in den überfüllten Zügen ergattern zu können.

Dem ein oder anderen dürfte beim Warten die vielen orange-schwarzen Werbeplakate mit dem überdimensionalen Satzzeichen aufgefallen sein, die mittlerweile kreuz und quer über Berlin verstreut sind. Nein, ausnahmsweise mal kein Wahlplakat und auch keine neue Werbeoffensive der Deutschen Post, sondern die Ankündigung zum Auftakt des alljährlichen Internationalen Literaturfestivals in Berlin.

Die neunte Auflage wird heute um 18 Uhr im Haus der Berliner Festspiele in der Schaperstraße 24 eröffnet (ganz in der Nähe eines U-Bahnhofs ;-)) und widmet sich diesen Frühherbst vor allem der Prosa und Poesie aus den arabischen Ländern. Neben in Deutschland noch wenig bekannten Autoren – von Vertretern traditioneller arabischer Poesie bis hin zu jungen Blog-Autoren – sind natürlich auch vertraute Namen anzutreffen. Wolf Biermann, Judith Hermann, Katharina Hacker, Siegfried Lenz, Alice Schwarzer, der gerade angesagte Amerikaner John Wray (Retter der Welt) und viele andere haben ihr Kommen angekündigt (vgl. Autorenliste auf literaturfestival.com).

Bis zum 20. September werden mehr als 200 internationale Autoren in rund 300 Veranstaltungen vorlesen und diskutieren. Neben Literatur wird das Festival unter anderem von Musik, speziellen Theater- und Filmvorführungen begleitet. Konkurrenz für das Berliner Festival bietet Hamburg, wo ab heute erstmals das Harbour Front Literaturfestival eröffnet wird.

Ausstellung: Farben bereichern unser Leben

Dr. Börnchen ist treuen UB-AusstellungsbesucherInnen bereits bekannt durch seine Ausstellungen: „Safran, eine alte Kulturpflanze“ und „Handgeschöpftes Papier und worauf man sonst noch schrieb …“.

Seine neue Ausstellung beschäftigt sich mit tierischen und pflanzlichen Farbstoffen. Wussten Sie, dass für 1 Gramm Purpur 10.000 Schnecken ihr Leben lassen mussten? Viel mehr kann man hier lernen – über die Färberdistel, Läuse, Safran, Indigo …

Und Dr. Börnchen hat bei der Ausstellungseröffnung am Montag, den 7. September (um 15 Uhr im Foyer der UB, Garystr. 39) auch wieder ein wenig experimentiert (s. Foto)!

Der Ausstellungskatalog mit vielen Illustrationen kostet während der Ausstellung 8,00 Euro, danach 10 Euro.

Die Ausstellung kann bis zum 30.10.2009 von Mo – Fr von 9 – 20 Uhr im Foyer der Universitätsbibliothek, Garystr. 39 besucht werden.

PaperC – der virtuelle Copyshop

Seit einigen Wochen macht ein neuer Webdienst Furore und löst speziell in den Bibliotheken Diskussionen aus. PaperC ist ein virtueller Copyshop für E-Bücher mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass das Lesen dieser Bücher zunächst einmal nichts kostet. Erst wenn Kopien gewünscht werden, entstehen Kosten, die sich in etwa in dem Rahmen von Kopierkosten in normalen Copyshops bewegen.

Knapp 900 Titel von so renommierten Wissenschaftsverlagen wie de Gruyter oder auch Duncker & Humblot sind zurzeit im Angebot. Bemängelt wird die Suchfunktion, die wirklich nicht viele Möglichkeiten bietet und vielleicht für ein paar hundert Titel gerade mal so ausreicht.

Wie kommt es zu diesem revolutionären Geschäftsmodell? PaperC hat den Verlagen gegenüber argumentiert, dass sie von einem Buch, dass vielfach kopiert wird, keinen finanziellen Gewinn haben und dass es möglicherweise lukrativer sein könnte, E-Bücher in PaperC anzubieten. Zumal es ja auch den Effekt gibt, dass ein durchkopiertes Buch preislich meist teurer wird, als ein gekauftes Exemplar, was nun wieder den Buchverkauf fördern würde.

Sargnagelpotential für die Bibliotheken?! Werden Bibliotheken wirklich ausgebootet, wenn E-Bücher kommerzieller Verlage frei gelesen werden können?

Sicher ist natürlich, dass es für NutzerInnen unglaublich bequem ist (keine Öffnungszeiten, keine vorherige Beantragung von Benutzungsausweisen mit Berechtigung für E-Ressourcen nur vom Campusnetz der jeweiligen Uni, keine Herumrennerei nach einem verfügbaren Exemplar in Bibliothek X oder Y usw.).

Sicher ist aber auch, dass es keine Garantie für eine dauerhafte Verfügbarkeit der angebotenen Titel gibt. Und auch das ist ja Aufgabe von Bibliotheken: schließlich werden ja auch heute noch Bücher von 1850 gelesen. Und wenn Verlage ihre Kosten so nicht decken können, wird das Modell PaperC sicherlich modifiziert werden.

Die FU-Bibliotheken testen übrigens bis Ende des Jahres ein ähliches Geschäftsmodell mit den UTB-studi-ebooks (vgl.: Posting vom 9. April 2009: Lehrbücher von UTB Online).

PaperC wurde vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit dem AKEP Award ausgezeichnet.