Bibliotheken öffnen digitale Angebote auch für externe Nutzerinnen und Nutzer

Siehe aktuelles Posting zu digitalen Angeboten anderer Bibliotheken!

In der aktuellen Ausnahmesituation zeigen sich mittlerweile auch viele Bibliotheken solidarisch und öffnen ihre digitalen Bestände externen Nutzerinnen und Nutzern. Zwar informieren wir in einem regelmäßig aktualisierten Posting auch über lizenzfreie Angebote, doch vom Großteil der Neuerungen profitieren mehrheitlich FU-Angehörige (Studierende, Lehrpersonal, Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter usw.).
Aufgrund lizenzrechtlicher Bedingungen ist es nicht möglich, dass sich das komplette digitale Angebot der FU auch für Nutzerinnen und Nutzer mit den in Folie eingeschweißten, weißen Bibliotheksausweisen öffnet, denen wir täglich in der Zeit vor den Einschränkungen begegnet sind. Dennoch möchten wir in diesem Posting nochmals auf drei Angebote anderer Bibliotheken hinweisen, die über vereinfachte Online-Anmeldungen auch externen Nutzerinnen und Nutzern Zugriff auf ihre lizenzpflichtigen Datenbanken, E-Books oder E-Zeitschriften gewähren:

Bayerische Staatsbibliothek (BsB)
Bis vorerst 30. April 2020 bietet die Bayerische Staatsbibliothek in München ein vereinfachtes Zulassungsverfahren an, dass Nutzerinnen und Nutzern ab 18 Jahren in ganz Deutschland kostenfreien Zugriff auf ihre digitalen Bestände (siehe u. a. DBIS) gewährt. Dafür muss ein PDF-Dokument („Reversschein“) ausgedruckt und ausgefüllt mit Scans von Ausweisdokumenten auf elektronischem Weg zurückgeschickt werden. Auch Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürger können von diesem Sonderservice profitieren. Die zeitliche Befristung kann laut Bibliothek evtl. verlängert werden, auch „für einen großzügig bemessenen Zeitraum nach einer Wiedereröffnung“.
UPDATE: Seit 7. April bietet die BSB auch einen Buchversand von bis zu drei Titeln in ganz Deutschland gegen ein reduziertes Entgelt an.

Staatsbibliothek zu Berlin
Die Staatsbibliothek in Berlin hatte sich aufgrund der baubedingten Schließung ihres Standorts Unter den Linden bereits vor der Corona-Pandemie erkenntlich gezeigt und kostenfrei Benutzungsausweise angeboten. Mittels Online-Formular und amtlich gemeldeten Wohnsitz in Deutschland + Zusendung eines Scans oder Fotos von Personaldokumenten lässt sich auch hier bis vorerst 30. April 2020 ein kostenfreier Zugriff auf die digitalen Angebote der Stabi (siehe u. a.  DBIS) einrichten.

Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB)
Der VÖBB geht sogar noch einen Schritt weiter und bietet seinen Online-Ausweis drei Monate kostenfrei an. Zum digitalen Angebot gehören zahlreiche E-Books, E-Zeitschriften (inkl. Tages- und Wochenzeitungen), Hörbücher, Film- und Musikstreaming aber auch Wissens-Datenbanken. Hat man erstmal den leicht versteckten Link Nicht registriert? unter der regulären Anmelde-Maske gefunden, lassen sich die persönlichen Daten eingeben. Diese müssen im Gegensatz zu den beiden Staatsbibliotheken nicht mit Scans von Personaldokumenten verifiziert werden. Damit kann man auch alte, bereits verfallen geglaubte Konten aus Schulzeiten wieder zum Leben erwecken, wie der Autor dieser Zeilen selbst feststellen konnte 😉 …

Auch wenn wir uns gegenwärtig wie andere Hochschulen auch mit der Herausforderung konfrontiert sehen, das nahende Sommersemester aus dem Home Office digital vorzubereiten, hoffen wir natürlich auch auf ein baldiges Ende der Ausnahmesituation.

Kostenfreie E-Books bei Digi20

Digi20, getragen von der Bayerischen Staatsbibliothek, ermöglicht eine Volltextsuche in mehr als 4000 digitalisierten Monographien aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bedient werden vorwiegend das geistes- und sozialwissenschaftliche Fächerspektrum. In einer ersten Phase werden ca. 4700 Titel aus den Programmsegmenten der Verlage Vandenhoeck & Ruprecht, Wilhelm Fink / Ferdinand Schöningh sowie Otto Sagner digitalisiert.

Nur eines von vielen E-Büchern: Kalter Krieg auf der Aschenbahn: Der deutsch-deutsche Sport 1950-1972 von Uta A. Balbier (2007).

Bis 2014 sollen weitere 1750 Titel angeboten werden. Durch entsprechende Vereinbarungen mit Verlagen werden die eigentlich urheberrechtsbehafteten Werke kostenfrei im Open-Access-Verfahren angeboten.

Die E-Books können u. a. im FU-Katalog (externe Links hängen an den Druckausgaben in FU-Besitz – s. Zeile „Externe Dat.“) und im Portal Europeana recherchiert werden. Die Volltextsuche innerhalb aller Titel ist aber nur über die Plattform Digi20 möglich.

Die gescannten Seiten liegen im PDF-Format vor und können komplett oder in Teilen für den privaten oder wissenschaftlichen Gebrauch heruntergeladen werden. Da man beim Download die einzelnen Bilddateien herunterlädt, können die erhaltenen PDF-Dateien verhältnismäßig groß werden – bis zu 100 Megabyte oder mehr pro gesamtes Buch.

Run auf Biografien

Das Biographie-Portal wurde mittlerweile ins Angebot der Digitalen Bibliothek aufgenommen.

Wie begehrt in Zeiten von Wikipedia kostenfreie und verlässliche lexikalische Inhalte sein können, konnten vor zwei Tagen die Macher von biographie-portal.eu erfahren. Das Kooperationsprojekt der Bayerischen Staatsbibliothek, der Historischen Kommission der Bayerischen Akademien der Wissenschaften, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖBL) und der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) wurde am vergangenen Montag in München vorgestellt und erlebte offenbar einen Ansturm, der die Server noch bis heute schwitzen lässt.

Die noch in der Entwicklung befindliche Datenbank, zusammengestellt von Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, enthält laut den Initiatoren mehr als 100.0000 Einträge, die auf den Inhalten der Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB), der Neuen Deutschen Biographie (NDB), des Österreichischen Biographischen Lexikons 1815-1990 (ÖBL) und des Historischen Lexikons der Schweiz (HLS) basieren. Das kumulierte Gesamtregister kann, wenn es denn die Server zulassen, nach Name, Geburts- und/oder Sterbejahr oder Beruf durchsucht werden. Der Datenbankeintrag präsentiert dann im Idealfall einen Link zum digitalisierten Volltext.

Der Anspruch der Betreiber ist hoch. Das Online-Portal möchte weitere biografische Nachschlagewerke und Personendatenbanken kostenfrei erschließen und europaweite Kooperationen mit Universitäten und Archiven anstreben, um so zu einer „vereinten europaweiten Kommunikationsplattform“ zu werden (vgl. dpa-Meldung bei welt.de, 06.07.). Als direkte Konkurrenz zu Wikipedia versteht sich biographie-portal.eu nicht und so werden die Einträge von einer Redaktion betreut und nicht frei zu bearbeiten sein. Die deutschsprachige Ausgabe der freien Online-Enzyklopädie enthält derzeit Lexikonartikel zu 235.700 Männern und 39.700 Frauen. Sämtliche 26.000 Einträge der Allgemeinen Deutschen Biographie werden im Wikipedia-Schwesterprojekt WikiSource zur Verfügung gestellt, wo diese von den Benutzern schon seit längerer Zeit korrekturgelesen werden.

Buchtipp: 450 Jahre Bayerische Staatsbibliothek: Festschrift

2008 feierte die Bayerische Staatsbibliothek ihr 450jähriges Gründungsjubiläum. Die aus diesem Anlass herausgegebene Festschrift hat die Universitätsbibliothek jetzt als E-Buch über de Gruyter lizenziert (vgl. auch: Zugangsberechtigungen):

Information, Innovation, Inspiration / 450 Jahre Bayerische Staatsbibliothek
Herausgegeben von Griebel, Rolf; Ceynowa, Klaus; Haller, Klaus
Berlin, New York (Walter de Gruyter – K. G. Saur) 2008
eBook ISBN: 978-3-598-44089-2
Print ISBN: 978-3-598-11772-5

1558 gründet Herzog Albrecht V. von Bayern die wittelsbachische Hofbibliothek. 450 Jahre später haben wir in München eine Bibliothek mit einem ehrwürdigen Alter – aber auch ganz modernen Anwandlungen wie z. B. den Auftritt in Second Life. Gratulation!

2008 wurde die Bayerische Stabi übrigens auch vom Deutschen Bibliotheksverband e. V. zur Bibliothek des Jahres gekürt.

Insel der Information: Bayerische Stabi in Second Life

„Zum 450jährigen Jubiläum präsentiert die Bayerische Staatsbibliothek eine neue Dimension ihrer digitalen Informationsservices. Auf einer eigenen Präsenz in der virtuellen Welt Second Life wird die Bayerische Staatsbibliothek zukünftig ausgewählte Webdienste und Highlights ihres einzigartigen Bestandes präsentieren und ein Kommunikationsforum für Bibliotheksnutzer bieten.“(Originalzitat BSB) Whow! Das hätte vor 450 Jahren keiner gedacht!

Auf der „Insel der Information“ können Besucher die Online-Dienste der Bibliothek über Second Life nutzen, per Avatar, einer künstlichen Person also, an Schulungen teilnehmen oder einfach das Bibliotheksgebäude besichtigen.

Jetzt aber meine Frage: ist eine Bibliothek in Second Life nicht eher eine Spielerei? Informieren sich heutige Studierende tatsächlich in der virtuellen Welt über die wirkliche Welt? Und rechtfertigt der Nutzen den Aufwand für die Bibliotheken? Wage ich zu bezweifen. Oder etwa doch?