Der Nobelpreis für Literatur geht dieses Jahr an Mario Vargas Llosa, wie am Donnerstag das Nobelpreis-Komitee in Stockholm bekannt gab. Der Peruaner erhalte die Auszeichnung „für seine Kartografien von Machtstrukturen und seine bissigen Bilder von Widerstand, Revolte und Niederlage des Individuums“, so die offizielle Begründung.
Vargas Llosa, Spross einer großbürgerlichen Familie, studierte in den 1950er Jahren Jura und Literatur in Lima. Als Student engagierte er sich im Untergrund für die verbotene und verfolgte Kommunistische Partei und übersiedelte von 1958 bis 1974 nach Europa, wo er als Übersetzer und Redakteur arbeitete, eine Dissertation zum Werk García Márquez‘ fertigstellte und an der Londoner Universität den Lehrstuhl für lateinamerikanische Literatur inne hatte.
Der Peruaner etablierte sich als einer der großen Romanciers der spanischsprachigen Welt. Seine Werke sind von persönlichen Erlebnissen und Ereignissen geprägt, erinnern Kritiker an Faulkner oder Flaubert. Auch machte er sich als Kritiker und Essayist einen Namen und profilierte sich als politischer Denker. So engagierte sich Vargas Llosa gegen die Militärdiktatur in seinem Heimatland und kandidierte 1990 erfolglos für die peruanische Präsidentschaft an. 1996 wurde dem Kosmopoliten der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zuteil.
Werke von Mario Vargas Llosa im FU-Katalog
Britische Buchmacher hatten vor der Vergabe ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Kenianer Ngũgĩ wa Thiong’o und dem US-Amerikaner Cormac McCarthy vorausgesagt. Der Sieg eines deutschsprachigen Autors galt nach den vergangenen Auszeichnungen an Günter Grass (1999), Elfriede Jelinek (2004) und Herta Müller (2009) als unwahrscheinlich. Einzig der Österreicher Peter Handke hatte sich bei den Wettanbietern im Mittelfeld platzieren können.
Die „Nobelpreis-Woche“ ist mit Vargas Llosas Sieg noch nicht beendet. Nachdem die Gewinner für die Sparten Medizin/Physiologie, Physik, Chemie und Literatur feststehen, wird am Freitag der Friedensnobelpreisträger bekannt gegeben. Hoffnungen auf die Auszeichnungen können sich 237 Kandidaten machen – so viele wie nie zuvor. Unter den Nominierten sind u. a. der chinesische Oppositionelle Liu Xiaobo, die afghanische Menschenrechtlerin Sima Samar, die Internet-Begründer Larry Roberts, Vint Cerf und Tim Berners-Lee sowie die russische Menschenrechtsorganisation Memorial, der in Norwegen ansässige Radiosender Democratic Voice of Burma oder die Internationale Raumstation ISS. Am 11. Oktober wird der Nobelpreis für Wirtschaft vergeben.
Die Preisübergabe an die Laureaten erfolgt alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels.