Run auf Biografien

Das Biographie-Portal wurde mittlerweile ins Angebot der Digitalen Bibliothek aufgenommen.

Wie begehrt in Zeiten von Wikipedia kostenfreie und verlässliche lexikalische Inhalte sein können, konnten vor zwei Tagen die Macher von biographie-portal.eu erfahren. Das Kooperationsprojekt der Bayerischen Staatsbibliothek, der Historischen Kommission der Bayerischen Akademien der Wissenschaften, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖBL) und der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) wurde am vergangenen Montag in München vorgestellt und erlebte offenbar einen Ansturm, der die Server noch bis heute schwitzen lässt.

Die noch in der Entwicklung befindliche Datenbank, zusammengestellt von Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, enthält laut den Initiatoren mehr als 100.0000 Einträge, die auf den Inhalten der Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB), der Neuen Deutschen Biographie (NDB), des Österreichischen Biographischen Lexikons 1815-1990 (ÖBL) und des Historischen Lexikons der Schweiz (HLS) basieren. Das kumulierte Gesamtregister kann, wenn es denn die Server zulassen, nach Name, Geburts- und/oder Sterbejahr oder Beruf durchsucht werden. Der Datenbankeintrag präsentiert dann im Idealfall einen Link zum digitalisierten Volltext.

Der Anspruch der Betreiber ist hoch. Das Online-Portal möchte weitere biografische Nachschlagewerke und Personendatenbanken kostenfrei erschließen und europaweite Kooperationen mit Universitäten und Archiven anstreben, um so zu einer „vereinten europaweiten Kommunikationsplattform“ zu werden (vgl. dpa-Meldung bei welt.de, 06.07.). Als direkte Konkurrenz zu Wikipedia versteht sich biographie-portal.eu nicht und so werden die Einträge von einer Redaktion betreut und nicht frei zu bearbeiten sein. Die deutschsprachige Ausgabe der freien Online-Enzyklopädie enthält derzeit Lexikonartikel zu 235.700 Männern und 39.700 Frauen. Sämtliche 26.000 Einträge der Allgemeinen Deutschen Biographie werden im Wikipedia-Schwesterprojekt WikiSource zur Verfügung gestellt, wo diese von den Benutzern schon seit längerer Zeit korrekturgelesen werden.

Unser Freund das Buch

Die Deutschen mögen zwar in Zeiten der Wirtschaftskrise vielleicht auf die teure Urlaubsreise verzichten, nicht aber auf das Buch, wie die vor zwei Tagen veröffentlichten Zahlen des Börsenvereins des deutschen Buchhandels belegen. Insgesamt wurde 2008 ein Umsatz von 9,6 Mrd. Euro erwirtschaftet, was im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 0,4 Prozent darstellt. Auch in den ersten fünf Monaten des Jahres 2009 braucht sich die Bundesregierung wohl keine Gedanken über die Einführung einer möglichen „Buchprämie“ zu machen, bei 1,4 Prozent Wachstum.

Die Publikumsverlage steuern mehr als die Hälfte des Umsatzes bei, während Hörbücher stagnieren und das zukunftsorientierte E-Book laut dem deutschen Börsenverein noch gar keine wirtschaftliche Rolle spielt. Weiter auf dem Vormarsch ist dagegen der Online-Verkauf von Büchern. Die Frankfurter Rundschau kommentiert die Meldung als „kleines Wunder“, die FAZ verweist auf einen billigeren Preis von Belletristik-Büchern und beschwört mögliche Entlassungswellen bei großen Ketten wie Thalia oder Hugendubel herauf.

Weitere Zahlen aus dem Jahr 2008:
– Mehr als eine Milliarde Bücher und Druckerzeugnisse wurden produziert – Rekord.
– Die Zahl der Neuerscheinungen schrumpft um 3,3 Prozent auf 94.276 Titel.
– Mit 7.340 Titel sind über 19 Prozent mehr Bücher als im Vorjahr übersetzt worden, Hauptsprachen sind Englisch (66,9 Prozent) und Französisch (11,5 Prozent).

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Buchtipp: Bibliotheksflirt

Wer hier eine Anleitung zum Flirten in Bibliotheken erwartet, der wird durch das Buch von Jonas Fansa enttäuscht werden.

Wer sich jedoch schon immer gefragt hat, wie sich NutzerInnen in Bibliotheken fühlen, was sie motiviert, dort zu arbeiten, was sie schätzen, was sie furchtbar finden und letztlich, wie Bibliotheken sein sollten, damit NutzerInnen sich dort wohl fühlen können – der sollte sich das Buch einmal anschauen.

Fansa, Jonas : Bibliotheksflirt : Bibliothek als öffentlicher Raum / Jonas Fansa. –
1. Aufl.. –
Bad Honnef : Bock + Herchen, 2008. – 195 S. . –
ISBN 978-3-88347-264-5

Etwa die Hälfte des Buches besteht aus Auszügen von Interviews mit BibliotheksnutzerInnen, aber auch mit einer Innenarchitektin und „bauenden“ Bibliotheksdirektoren, die ja gerade gestalterische Möglichkeiten haben, die Bibliotheken in älteren Häusern in Zeiten knapper Haushalte nicht oder kaum haben.

Bibliothekare fragen sich zu Recht in Zeiten zunehmender digitaler Services (Online-Kataloge und – Datenbanken, E-Bücher, E-Zeitschriften), welche Bedürfnisse Bibliotheken zukünftig erfüllen können. Bei der Beantwortung dieser Frage spielt dann auch der Bibliotheksflirt eine Rolle – wobei eher der Flirt mit der Bibliothek selbst, als der Flirt mit Menschen in Bibliotheken gemeint ist. Und Fansa meint, dass Bibliotheken ihre NutzerInnen mehr als Gäste denn als Leser, Kunden oder Bibliothekbesucher betrachten sollten, und dass Bibliotheken sich entwickeln können zu „knisternden Orten der Zivilisation“ [Fansa S. 83].

Eine ausführliche Rezension geschrieben von Maria-Inti Metzendorf ist nachzulesen in: Libreas. 1/2009.

Das Buch kann aus dem Offenen Magazin in der Universitätsbibliothek ausgeliehen oder in der Philologischen Bibliothek eingesehen werden.

Katalogisierers Rache

Die Dewey-Dezimalklassifikation (DDC) ist das weltweit am weitesten verbreitete Verfahren zur inhaltlichen Ordnung von Bibliotheksbeständen. Die DDC geht auf den amerikanischen Bibliothekar Melvil Dewey (1851-1931) zurück und ist besonders in Nordamerika weit verbreitet. Dort kennt fast jedes Kind die Zahlenkolonnen, die anzeigen, ob beispielsweise ein Buch über Ronald Reagan im Politik-Regal oder doch beim Film zu finden ist.

In New York gibt es übrigens ein „Library Hotel“, dessen Zimmer nach der DDC nummeriert sind; der Hotelgast findet in seinem Zimmer Bücher vor, die der jeweiligen DDC-Themengruppe entsprechen.

Auch in deutschen Bibliotheken wird zunehmend mit der Dezimalklassifikation gearbeitet. So sortiert die Universitätsbibliothek Titel auf dem Dokumentenserver und auch die Datenbanken in der Digitalen Bibliothek nach der DDC. Auch im FU-Katalog kann man mit der DDC suchen (bei Suchen -> Thematisch), findet allerdings nur Teilbestände da nicht alle Buchtitel entsprechend systematisiert sind.

Sollte sich im Rahmen der Katalogisierungs- und Systematisierungsarbeiten einmal Frust aufbauen, gibt es jetzt eine (virtuelle) Möglichkeit auf der Webseite www.bibliozine.com, sich an Herrn Dewey, der das glücklicherweise nicht mehr miterlebt, zu rächen. Ausprobieren!

Bereichsbibliothek Erziehungswissenschaften, Fachdidaktik und Psychologie wird 25 Jahre alt

Vor 25 Jahren wurde am 11.7.1984 die Bereichsbibliothek Erziehungs- und Unterrichtswissenschaft am Kiebitzweg 16 in Dahlem eröffnet. Eine Bildergalerie erinnert an die Eröffnungsfeier und zeigt alte und neue Bilder der Bibliothek.

Online-Enzyklopädie im moralischen Zwiespalt

Auch auf Wikipedia und ihren Gründer Jimmy Wales (Bild) ist nicht immer Verlass – aus einem sehr zwiespältigem Grund, wie die Medien in den letzten Tagen zu berichten wissen. Vor wenigen Wochen konnte sich der US-Journalist David Rohde selbstständig aus seiner Geiselhaft in Afghanistan befreien, nachdem Taliban-Kämpfer ihn und zwei weitere Begleiter im November 2008 entführt hatten. Daraufhin hatte die New York Times, der Arbeitgeber des zweimaligen Pulitzer-Preisträgers, alles daran gesetzt, Rohdes Leben zu retten.

Die Tageszeitung zog zahlreiche Pressedienste ins Vertrauen, nachdem schon ausländische Agenturen über den Entführungsfall berichtet hatten. Daraufhin wurde eine Nachrichtensperre verhängt, die auch auf die englischsprachige Wikipedia ausgedehnt wurde. Rohdes Eintrag stand seitdem unter der Beobachtung von Administratoren unter der Führung von Jimmy Wales. Änderungen von Autoren, die die Nachricht über den Entführungsfall in den Artikel eingebracht hatten, wurden zurückgesetzt, der Artikel selbst mehrfach für die Bearbeitung gesperrt.

Die New York Times „korrigierte“ in den folgenden Monaten ihr Online-Archiv, um ein äußerst positives und auf gar keinen Fall islamkritisches Bild des Entführten zu vermitteln. Gleiches erfolgte bei Wikipedia, wo ein mit Rohde befreundeter Journalist die Biografie schönte. Mit dem Ende der Entführung vor anderthalb Wochen ist eine Diskussion in der Community und den Medien entstanden – die „freie Enzyklopädie“, doch nicht ganz so frei?

Mit der Selbstzensur, laut Kritikern, habe Gründer Jimmy Wales gegen die eigenen formulierten Grundsätze verstoßen, andere belobigen die Nachrichtensperre als verantwortliches Handeln. Die Wikipedia-Community leidet an diesem Präzedenz-Fall, so Spiegel-Autor Frank Patalong. Rechtfertigt ein Menschenleben die Zensierung von Informationen? Wäre Rohdes Leben durch eine Ergänzung des Artikels überhaupt in größerer Gefahr gewesen? In der deutschsprachigen Wikipedia hat sich diese Frage nie gestellt – erst nach der Enthüllung der ganzen Geschichte machte sich ein Autor daran, den englischen Artikel zu übersetzen.

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Von der Schweiz des 19. Jh. ins New York der Gegenwart

In den letzten Wochen haben wieder mehrere freie Ressourcen den Sprung in die Digitale Bibliothek geschafft. Es handelt sich ausnahmslos um kostenfreie Zeitungs- und Zeitschriftenarchive, die sowohl FU-Mitglieder als auch externe Benutzer bequem von zu Hause aus einsehen können:

Le Temps – Archive historique: Das Archiv bietet Zugang zu allen Ausgaben der Schweizer Tageszeitung Journal de Genève. Das französischsprachige, liberale Blatt ist einer der Vorgänger der heute verlegten Zeitung Le Temps und erschien vom 6. Januar 1826 bis 28. Februar 1998. Das Journal hat die Schweiz über Jahrzehnte hinweg auf politischer, wirtschaftlicher, kultureller und gesellschaftlicher Ebene geprägt und war ein konstanter und häufig engagierter Zeuge des Weltgeschehens und ein ständiger Verfolger der Meinungsdebatten.

DiePresse.com: Die Presse gehört zu den führenden Qualitäts-Tageszeitungen in Österreich. Sie ist parteipolitisch unabhängig und bürgerlich-liberal orientiert. Sie hat ihre Schwerpunkte in Politik, Wirtschaft und Kultur. Das kostenfreie Online-Archiv enthält Artikel im Volltext ab dem Jahr 2001, sowie den Zugriff auf die Digitalisate der Presse und Neuen freien Presse der Jahrgänge 1848 bis 1937 aus der ebenfalls in der Digitalen Bibliothek enthaltenen Datenank ANNO.

Hamburger Abendblatt: Das Archiv der Hamburger-Abendblatt-Redaktion bietet Zugriff auf Artikel von 1948 bis heute. Die Tageszeitung ist eine der am meisten gelesenen in der Metropol-Region Hamburg. Sie gilt auch als eine der innovativsten und erfolgreichsten regionalen Abonnement-Zeitungen Deutschlands, in der nicht nur über lokale Themen, sondern auch über nationale und internationale Ereignisse in Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und Wissenschaft berichtet wird.

The New Yorker: Obwohl kulturell auf die amerikanische Großstadt ausgerichtet, erreicht das seit 1925 herausgegebene Magazin ein breites Publikum. Das Angebot des New Yorker ist vielfältig und enthält Cartoons, Lyrik, Porträts und vieles mehr. Zu den bisher veröffentlichten Autoren zählen so bekannte Literaten wie Roald Dahl, Vladimir Nabokov oder John Updike. Im Online-Archiv ist der Großteil der seit 2001 veröffentlichten Artikel kostenfrei abrufbar. Vor 2001 sind die Artikel nur in Auswahl bzw. als Abstracts zugänglich und durchsuchbar.

Nicht mehr in der Digitalen Bibliothek enthalten ist die erst kürzlich eingepflegte Bibel in gerechter Sprache, da es sich bei diesem Titel „nur“ um ein normales PDF-Dokument handelt, ohne jegliche Datenbankstruktur. Für Benutzer im Campusnetz bzw. FU-Mitglieder von zu Hause aus ist die Ressource aber weiterhin über einen Link im Online-Katalog zu erreichen ;-).

Sie kennen ein Online-Zeitschrifenarchiv, das in der Digitalen Bibliothek nicht fehlen darf? Dann immer her damit, wir freuen uns über Ihre Vorschläge!

Azubis aus den Bibliotheken der FU Berlin helfen dem Kölner Stadtarchiv

Nach dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln im März 2009 müssen die geborgenen Archivbestände nun gesäubert und auf ihren Restaurierungsbedarf hin analysiert werden. Archivare aus dem gesamten Bundesgebiet helfen seitdem dabei, die Materialien zu bergen (vgl.: Video: „Hilfseinsatz für wertvolle Bücher“, tagesschau.de, 12. Mai 2009, 2:55 Min.).

Seitens der Freien Universität Berlin sind jetzt Mitarbeiter des Universitätsarchivs bis zum 3. Juli in Köln (vgl. Pressemitteilung Nr. 174/2009 vom 01.07.2009 und Artikel in campus.leben vom 13.7.2009). Und auch 7 Auszubildende zur/zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste aus den Bibliotheken werden das Archiv noch in diesem Monat durch ihren Einsatz unterstützen.

Oxford English Dictionary wieder online

Anfang Februar diesen Jahres lief ein Langzeittest für mehrere Online-Ressourcen des Verlags Oxford University Press aus, darunter auch der Online-Zugriff zum Oxford English Dictionary. Daraufhin haben uns zahlreiche E-Mails von Studenten und Wissenschaftlern erreicht, die um eine erneute Lizensierung des Wörterbuchs baten. Zwar sind mittlerweile einige Monate ins Land gegangen, doch haben wir die Kommentare, die sich einstimmig lobend über die Datenbank äußerten, nicht vergessen und ab heute hat das Oxford English Dictionary Online wieder seinen festen Platz in der Digitalen Bibliothek ;-).

Bei „OED Online“ handelt es sich um das Standard-Nachschlagewerk zur Entwicklung der englischen Sprache von 1150 bis heute. Grundlage hierfür war die 20-bändige „second edition“ des Oxford English Dictionary und der zwischen 1993 und 1997 erschienen Ergänzungsbände. Das Sprachwörterbuch umfasst mehr als 500.000 Stichwörter und Wendungen mit detaillierten Angaben zu Aussprache, Bedeutung, Verwendung und Geschichte sowie über 2,5 Millionen Belegstellen.

Sollten weitere unserer Testdatenbanken Ihr Interesse geweckt haben, so lassen Sie uns bitte Ihre Bewertung zukommen. Auf deren Grundlage können wir über eine Verlängerung des Tests bzw. den Erwerb entsprechender Lizenzen entscheiden.