Wikipedia wird 20 – Happy Birthday, freies Wissen!

Diesen Freitag wird Wikipedia 20 Jahre alt und feiert ab 17 Uhr den Geburtstag online. Die englischsprachige Version des beliebten Mitmach-Lexikons ging am 15. Januar 2001 online. Ursprünglich als Enzylopädie mit herkömmlichen Peer-Review-Verfahren („Nupedia“) von dem Internetunternehmer Jimmy „Jimbo“ Wales und Philosophie-Doktoranden Larry Sanger gegründet, gilt Wikipedia heute als das umfangreichste Lexikon der Welt. Der Name ist ein Kofferwort und setzt sich aus dem hawaiianischen „wiki“ für „schnell“ und „encyclopedia“ zusammen.

Es existieren über 290 Sprachversionen mit mehr als 55 Mio. Artikeln. Die größte ist die englischsprachige Version mit über sechs Mio. Artikeln. Auf Platz zwei, etwas weiter abgeschlagen, steht die deutschsprachige Wikipedia mit über 2,5 Mio. Artikeln (lässt man automatisch gefüllte Sprachversionen wie Cebuano mit 5,4 Mio. Artikel oder die Schwedischsprachige mit 3,4 Mio. außer Acht). Neben der geringeren Anzahl an potentiellen Mitwirkenden ist dies auch strengeren Aufnahmekriterien geschuldet, die man unter „Wikipedia:Relevanzkriterien“ nachlesen kann. Täglich wächst die deutsche Sprachfassung um mehrere hundert Beiträge an. Außerdem existieren zahlreiche Schwesterprojekte, darunter das Medienarchiv Wikimedia Commons und die Wissensdatenbank Wikidata, die Wikipedia zentral mit Bildern oder Videos bzw. Daten füllt. Mit Wikisource existiert auch eine freie Quellensammlung.

Entwicklung der Artikelanzahl der deutschsprachigen Wikipedia (Stand: Oktober 2020)

Doch während das Wachstum an Artikeln stetig zunimmt, stagniert im Gegensatz dazu die Zahl der aktiven Autor*innen. Wikipedia ist nur so gut wie ihre Helfer*innen – statistisch gesehen sind neun von zehn Beitragenden männlich. Neulinge sind also immer erwünscht, auch um die Community diverser zu machen. Neben einem Mentorenprogramm startet heute auch die sechste Auflage der internationalen Kampagne 1Lib1Ref, die Bibliothekar*innen dazu aufruft, fehlende Belege mit Literaturangaben zu ergänzen.

Trotz immer wieder aufkommender Meinungsverschiedenheiten und Kritik an dem Projekt, einen herzlichen Glückwunsch und Dank an die Autor*innen-Community, die ihre Arbeit unentgeltlich zur Verfügung stellt. Auch im Bibliotheksalltag ist das freie Mitmachlexikon mitunter einer der ersten Anlaufpunkte zur Orientierung und am Infoplatz gebookmarkt. Mehr zu Wikipedia hält u. a. die Arte-Dokumentation Das Wikipedia Versprechen (verfügbar bis April 2021) bereit. FU-Angehörige können über das Campusnetz das brandneue E-Book Die Wikipedia-Story: Biografie eines Weltwunders von Pavel Richter lesen, der den deutschen Trägerverein Wikimedia Deutschland leitete und hinter die Kulissen blickt. Im Open Access ist von MIT Press das E-Book Wikipedia @ 20: Stories of an Incomplete Revolution von Joseph Reagle und Jackie Koerner erschienen.

„Wikipedia-Splitter“

Bildquellen: Wikimedia Commons – BFlores (WMF), CC-BY-SA 4.0 / Markus Schweiss (Markus_Schweiß) / Maximilian Dörrbecker (Chumwa)

Wikipedia-Trends 2019

Wer die persönliche Rückschau auf das vergangene Jahr noch vermieden hat, kann sich nun mit Hilfe der 100 am häufigsten aufgerufenen Artikel im Mitmach-Lexikon Wikipedia inspirieren lassen. Unter den Top 10 des Jahres 2019 sind etwa Greta Thunberg (Platz 3), die abgeschlossene Fernsehserie Game of Thrones (6.) oder Freddie Mercury (8.) zu finden, aber auch der Artikel zum Asperger-Syndrom (5.), eine Form des Autismus, scheint viele Leser angezogen zu haben. Platz 1 geht allerdings an ein traditionelles Schulthema – die Formelsammlung Trigonometrie wurde mit fast 9,5 Mio. Seitenaufrufe im Jahr 2019 mit Abstand am häufigsten angeklickt und das fast ausnahmslos auf Laptop oder Desktop-PC und nicht etwa auf dem Smartphone.

Doch passiv Artikel konsumieren ist die eine Sache, aktiv mitmachen eine andere. Die Wikipedia-Community beklagt in letzter Zeit in seinem internen Newsletter Kurier vermehrt Autorenschwund und das die Inhalte der kosten- und werbefreien Online-Plattform zu veralten drohen. Es liegt also an uns, dass dieser riesige Schatz an Wissen aktuell bleibt, den wir täglich in Beruf und Privatleben konsultieren und althergebrachte Lexika wie den Brockhaus (bitte, was!?) längt abgelöst hat. Wie wäre es also mit dem guten Vorsatz, einfach mal in der Wikipedia auf den Bearbeiten-Button zu klicken und z. B. Tippfehler zu korrigieren oder veraltete Infos zu aktualisieren, falls man darauf stößt? Auch eine Art von Ehrenamt, für das neulich gar ein sehr fleißiger Artikelschreiber mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.

Bild: Lane Hartwell (abgeleitetes Werk; CC-BY-SA-3.0)

Wikipedia aus Protest offline

Wer heute in der deutschsprachigen Wikipedia nachschlagen möchte, wird durch eine Protestnote daran gehindert. Seit Mitternacht ist das beliebte Mitmach-Lexikon komplett abgeschaltet, allerdings „nur“ für einen Tag, wie bereits letzte Woche im Blog des Vereins Wikimedia Deutschland zu lesen war. Protestiert wird gegen die geplante EU-Urheberrechtsreform, über die nächste Woche im Europäischen Parlament abgestimmt werden soll.

Anfang März 2019 hatten sich in einem Meinungsbild (Link ist erst ab Freitag wieder abrufbar) zwei Drittel von 222 registrierten Mitgliedern für einen Protest ausgesprochen. Kritisiert werden vor allem die Artikel 11 und 13 des geplanten Gesetzes. Paragraf 11 sieht ein strenges Leistungsschutzrecht für Presseverleger vor. Zukünftig würde für die Nutzung kleinster Ausschnitte journalistischer Inhalte im Netz zwingend die Lizenz des Verlegers benötigt. Davon wären beispielsweise die über soziale Medien gern geteilten automatischen Previews bzw. Snippets zu Nachrichten-Artikeln mit Bild und Textausschnitt betroffen. Mit Artikel 13 sollen zukünftig kommerzielle Apps und Online-Plattformen in die Pflicht genommen werden, hochgeladene Beiträge ihrer Mitglieder vorab auf urheberrechtlich geschütztes Material zu prüfen. Dies wäre technisch nur mit sogenannten Upload-Filtern möglich. Diese Computerprogramme gelten aber als fehleranfällig und könnten auch reguläre Beiträge blockieren. Die Wikipedia-Community fürchtet also, dass die geplante EU-Reform dazu führen könnte, dass das freie Internet erheblich eingeschränkt wirkt. Die Kritik wird u. a. auch vom Deutschen Bibliotheksverband (dbv) geteilt, der die Urheberrechtsreform im Widerspruch zu bibliothekarischen Werten sieht.

Doch was tun, falls man heute in die Verlegenheit kommt, einen Begriff nachzuschlagen? Biblioblog präsentiert vier Alternativen, um den Tag zu überstehen:

    1.  Wikipedia-App: Aufgrund des technischen Aufwands war es  nicht möglich, den Protest auch auf die App-Versionen zu übertragen. Man kann sie nach wie vor in den bekannten App Stores (z. B. iOS-Version via App Store oder Android-Version via Google) herunterladen und regulär benutzen. Wer vorab die App bereits installiert hatte und diese auch als Standard beim Nachschlagen ausgewählt hat, wird kaum etwas von dem heutigen Protest mitbekommen, es sei denn, man versucht die Wikipedia-Startseite zu besuchen.
    2. Andere Wikipedia-Sprachversion nutzen: Wikipedia existiert in fast 300 Sprachen. Von der Abschaltung sind „nur“ die deutsche Version bzw. Versionen in deutschsprachigen Dialekten (vgl. Alemannische Wikipedia) betroffen. Via www.wikipedia.org lässt sich beispielsweise die englischsprachige Version ohne Einschränkung nutzen, die aufgrund der zahlenmäßig größeren Sprachgemeinschaft mit 5,8 Mio. Artikeln mehr als doppelt so viele Inhalte bietet.
    3. Mirror nutzen: Die Wikipedia-Inhalte unterliegen einer Creative-Commons-Lizenz, die u. a. die Weitergabe unter gleichen Bedingungen, auch für kommerzielle Projekte, erlaubt. Viele Dienste haben sich das zu Nutze gemacht und präsentieren Original-Wikipedia-Artikel einfach unter einem anderen Layout. So hat beispielsweise das Zentrum für Bildungsinformatik der Pädagogischen Hochschule Bern mit Wikibu.ch einen Mirror geschaffen, der Hilfestellung bei der Qualitätseinschätzung von Artikeln gibt (für Details siehe Artikel im Biblioblog 07/2009).
    4. Alternativen nutzen: Vom Umfang und der Beliebtheit  her kann es wohl kein anderer Anbieter mit der deutschsprachigen Wikipedia aufnehmen. Aktuell umfasst sie etwa 2,3. Mio. Artikel und wird ca. 30 Mio. Mal am Tag aufgerufen. Man muss nicht gleich zur analogen Alternative greifen, wie sueddeutsche.de in einem gestrigen Artikel skandierte. Die FU Berlin verzeichnet in ihrem Datenbank-Infosystem (DBIS) mehr als 2100 lizenzpflichtige und freie Online-Ressourcen, darunter zahlreiche Fachenzyklopädien. Munzinger Online wartet beispielsweise mit redaktionell aufbereiteten Länderprofilen, einem Gedenktage-Kalender oder Biografien auf. Wer im Bereich Literatur recherchiert, kommt kaum am Killy, Kindlers Literatur-Lexikon oder an der Verfasser-Datenbank vorbei. Das ebenfalls von der FU lizenzierte World Biographical Information System umfasst rund 8,5 Millionen biografische Artikel zu mehr als sechs Millionen Personen aus etwa 8.600 Nachschlagewerken, die vom 16. bis zum Beginn des 21. Jahrhundert reichen. Wer des Englischen mächtig ist, kann auf das kostenfreie Online-Angebot der altehrwürdigen Encyclopædia Britannica ausweichen.
Bild: Lane Hartwell (abgeleitetes Werk; CC-BY-SA-3.0)

Hinter den Kulissen von Wikipedia

Um Weihnachten erschien in der Sonntagsbeilage des Tagesspiegels ein Artikel, der hinter die Kulissen der Online-Enzyklopädie Wikipedia blickt. Der Artikel mit dem doch sehr aufmerksamkeitsheischenden Titel „Krieg der Schlauberger – Inside Wikipedia“ von Sebastian Leber ist mittlerweile kostenfrei online abrufbar. Der Autor besuchte den Dachverband Wikimedia Deutschland und porträtiert mehrere Autoren, die sich ehrenamtlich am Mitmach-Lexikon beteiligen. Unter diesen befindet sich auch der frühere FU-Student Martin Rulsch. Mit ihm hatten wir zum zehnten Geburtstag der Wikipedia im Jahr 2011 für Biblioblog ein kurzes Interview geführt. Die Tipps, die er damals zum Artikelschreiben gab, haben übrigens auch nach sieben Jahren nichts an ihrer Gültigkeit verloren 😉 …

100.000 Frauen

Mit dem Artikel zur deutschen Mathematikerin Simone Warzel feierte die Online-Enzyklopädie Wikipedia gestern 100.000 Frauenbiografien. Mit Hilfe eines Kategoriensystems – in der Wikipedia ganz am Ende eines Artikels zu finden – werden Personenartikel nicht nur nach z. B. Geburts- und Sterbejahr, Nationalität oder Beruf geordnet, sondern auch nach dem Geschlecht. Während die Damen nun im fünfstelligen Bereich angekommen sind, haben sich die Herren der Schöpfung einen historisch begründeten, schier unendlichen Vorsprung erarbeitet – mit aktuell über 552.000 Artikeln finden sich fünfeinhalb Mal mehr biografische Artikel über Männer in dem freien Mitmach-Lexikon.

Kleiner Nachtrag: Auch der erste biografische Artikel überhaupt widmete sich einem Mann, nämlich dem lateinischer Dichter und Epiker Vergil (vgl. „Wikipedia:Meilensteine“). Aufgrund eines Bugs wurden allerdings die ursprünglichen Versionen des Artikels gelöscht – in der Anfangszeit bei Wikipedia wurde aufgrund fehlenden Speicherplatzes Altversionen gelöscht, sobald sie eine bestimmte Anzahl erreicht hatten.

Wikipedia wird 15

Diesen Freitag feiert Wikipedia seinen 15. Geburtstag. Die englischsprachige Version des beliebten Mitmach-Lexikons ging am 15. Januar 2001 online. Ursprünglich als Enzylopädie mit herkömmlichen Peer-Review-Verfahren („Nupedia“) von dem Internetunternehmer Jimmy „Jimbo“ Wales und Philosophie-Doktoranden Larry Sanger gegründet, gilt Wikipedia heute als das umfangreichste Lexikon der Welt. Der Name ist ein Kofferwort und setzt sich aus dem hawaiianischen „wiki“ für „schnell“ und „encyclopedia“ zusammen.

Es existieren über 290 Sprachversionen mit mehr als 36 Mio. Artikeln. Die größte ist die englischsprachige Version mit über fünf Mio. Artikeln. Auf Platz zwei, etwas weiter abgeschlagen, steht die deutschsprachige Wikipedia mit fast 1,9 Mio. Artikeln. Neben der geringeren Anzahl an potentiellen Mitwirkenden ist dies auch strengeren Aufnahmekriterien geschuldet, die man unter „Wikipedia:Relevanzkriterien“ nachlesen kann. Täglich wächst die deutsche Sprachfassung um mehrere hundert Beiträge an.

Trotz immer wieder aufkommender Meinungsverschiedenheiten und Kritik an dem Projekt, einen herzlichen Glückwunsch und Dank an die Autoren-Community, die ihre Arbeit unentgeltlich zur Verfügung stellt. Auch im Bibliotheksalltag ist das freie Mitmachlexikon mitunter einer der ersten Anlaufpunkte. Mit seinen englischsprachigen Inhalten ist die Wikipedia auch im FU-eigenen Bibliotheksportal Primo nachgewiesen.

Bild: Lane Hartwell (abgeleitetes Werk; CC-BY-SA-3.0)

„Wikipedia-Splitter“

Bibliotheksartikel trumpft bei Wikipedia-Schreibwettbewerb auf

Letztes Wochenende wurde der Sieger des 17. Wikipedia-Schreibwettbewerbs gekürt. Seit 2004 konkurrieren die Autoren des freien Mitmach-Lexikons mit neuen oder überarbeiteten Enzyklopädie-Einträgen gegeneinander. Der Sieger-Artikel wird von einer Jury gekürt, die ebenfalls aus Wikipedia-Autoren besteht. Dieses Jahr hatte der Artikel über das Schweizer Kloster Muri die Nase vorn.

Mit unter die Top Ten gelangte auch der Artikel zur kleinen Liberei in Braunschweig (Platz sieben), die als ältestes freistehendes Bibliotheksgebäude nördlich der Alpen gilt. Bis zur ihrer Auflösung im Jahr 1753 verfügte die Liberei laut Wikipedia jahrhundertelang über eine der bedeutenden Bücher- und Handschriftensammlungen im norddeutschen Raum.

Bemerkenswert ist der hohe Qualitätsanspruch der Top-Ten-Artikel des Wikipedia-Schreibwettbewerbs, deren Inhalte auch mit zahlreichen Fußnoten referenziert sind – neun von zehn Artikeln weisen mehr als 40 Einzelnachweise auf. Die Liberei kommt auf aktuell 51 Fußnoten.

Bild: Gesamtansicht der Liberei von Südwesten (Urheber: Brunswyk, Lizenz: CC-BY-SA-3.0/GFDL)

Englischsprachige Wikipedia feiert viermillionsten Eintrag

Die englischsprachige Wikipedia hat am letzten Freitag (auch noch einem 13.  ;)) einen Meilenstein gefeiert. Mit dem Artikel Izbat Al Burj hält das Online-Nachschlagewerk elf Jahre nach seiner Entstehung nun vier Millionen Einträge. Verfasst wurde der Artikel von dem Benutzer „Meno25“, der laut dem offiziellen Blog des Trägervereins Wikimedia bürgerlich Mohammed Farag heißt und aus dem ägyptischen Alexandria stammt.

Ursprünglich als Enzylopädie mit herkömmlichen Peer-Review-Verfahren („Nupedia“) von dem Internetunternehmer Jimmy „Jimbo“ Wales und Philosophie-Doktoranden Larry Sanger gegründet, gilt Wikipedia heute als eines der Internet-Vorzeigeprojekte. Der Name ist ein Kofferwort und setzt sich aus dem hawaiianischen „wiki“ für „schnell“ und „encyclopedia“ zusammen.

Die Benutzer engagieren sich ehrenamtlich und erstellen in ihrer Freizeit Enzyklopädie-Artikel zu den verschiedensten Themen. Diese stehen unter freien Lizenzen, können kostenfrei gelesen und auch zu kommerziellen Zwecken weiterverwendet werden. Durch das Fehlen eines herkömmlichen Peer-Review-Verfahrens wachsen die einzelnen Sprachversionen teilweise rasant an und haben den herkömmlichen gedruckten Enzyklopädien den Rang abgelaufen. Zuletzt wurde in diesem Frühjahr die Druckausgabe der altehrwürdigen Encyclopædia Britannica eingestellt.

Pro und Kontra Wikipedia

Einer der Nachteile ist, dass die Mehrheit der Lexikon-Autoren anonym bzw. unter Pseudonymen agiert. Damit ist auch deren Qualifikation unklar. Gerade hinter den Kulissen wird in sensiblen Bereichen wie Religion, Politik oder Geschichte in langen Diskussionen mitunter hart um Formulierungen gefeilscht. Auf der anderen Seite steigt die Qualität der Artikel von Jahr zu Jahr an. Fußnoten mit Nachweisen zu renommierten Pressequellen oder wissenschaftlicher Literatur begegnet man immer häufiger bei den Einträgen. Im halbjährlich stattfindenden „Schreibwettbewerb“ der deutschen Sprachversion setzte sich der überarbeitete Eintrag zum Schriftsteller Peter-Paul Zahl durch, der fast 80 Fußnoten umfasst und sogar mit einem internen Prädikat versehen ist.

Heute existieren 275 Wikipedia-Sprachversionen mit mehr als 22 Mio. Artikeln. Die größte ist die englischsprachige Version. Auf Platz zwei, etwas weiter abgeschlagen, steht die deutschsprachige Wikipedia mit über 1,4 Mio. Artikeln. Neben der hohen Anzahl an potentiellen Mitwirkenden ist dies auch strengeren Aufnahmekriterien geschuldet, die man unter „Wikipedia:Relevanzkriterien“ nachlesen kann. Täglich wächst die deutsche Sprachfassung um mehrere hundert Beiträge an. Noch am Tag des englischsprachigen Meilensteins wurde der ägyptische Städte-Artikel in die deutschsprachige Version übernommen und übersetzt.

Trotz immer wieder aufkommender Meinungsverschiedenheiten und Kritik an dem Projekt, einen herzlichen Glückwunsch und Dank an die unentgeltlich arbeitende Autoren-Community. Auch im Bibliotheksalltag ist das freie Mitmachlexikon mitunter einer der ersten Anlaufpunkte zur Orientierung.

Bild: Lane Hartwell für die Wikimedia Foundation (© & ™)
Grafik: Markus Schweiß (CC-BY-SA 3.0/GFDL)

Bye, bye, gedruckte Encyclopædia Britannica

Erstmals erschien sie zwischen 1768 und 1771 in drei Bänden unter dem Titel „Encyclopaedia Britannica or a dictionary of arts and sciences“, zuletzt 2010 als 32-bändiges „Britannica Set“. Nun hat der gleichnamige Verlag bekanntgegeben, dass es nach 244 Jahren keine gedruckte Ausgabe der Encyclopædia Britannica mehr geben wird. Der „liebe, bewährte und zuverlässige Freund“ werde laut Jorge Cauz, Präsident der Encyclopaedia Britannica, Inc., zu Gunsten der Online-Plattform britannica.com, den e-learning-Seiten und dem App-Geschäft ersetzt. Einher geht die Meldung mit einem kostenfreien einwöchigen Test der werbefinanzierten Online-Version (bis einschließlich Montag, den 19. März 2012). Die FU Berlin bietet ihren Studenten einen Online-Zugriff auf die DVD-ROM-Version aus dem Jahr 2008.

Die Nachricht reiht sich in ein „Lexikonsterben“ der letzten Jahre ein, seit 2001 die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia ihren Siegeszug begonnen hat. Die englischsprachige Version verzeichnet aktuell fast vier Mio. Artikel, die deutsche Sprachfassung beinahe 1,4 Mio. 2009 hatten u. a. das Microsoft-Produkt Encarta und Meyers Lexikon ihre Dienste eingestellt. Ob noch eine gedruckte Version vom Brockhaus erscheinen wird, bleibt abzuwarten. Zuletzt hatte man im Januar 2011 eine 22. Auflage für 2014/15 angekündigt.

Bild: Shishberg (CC BY-SA)

Wikipedia geht aus Protest offline

Wer öfters in der englischsprachigen Wikipedia nachschlägt, wird die Artikel heute „nur“ für eine Millisekunde zu Gesicht bekommen, ehe sich ein schwarzes Banner über das gesamte Fenster legt. Für ganze 24 Stunden hat sich die freie Online-Enzyklopädie verabschiedet, um gegen ein Gesetzespaket des US-Kongresses zu protestieren – den Stop Online Piracy Act (SOPA).

Ursprünglich ist das Gesetzespaket dafür gedacht, US-Bürgern die Verbreitung von illegal kopierten Filmen oder Musiktiteln zu erschweren. Da in den Planungen aber auch sogenannte Schwarze Listen (Blacklists) auftauchten, die Internet Provider gerichtlich dazu zwingen könnten, ausländische Webseiten systematisch zu sperren, wird von Kritikern eine mögliche Zensur befürchtet. Das Gesetz sei laut ihrer Ansicht mit dem Grundrecht der Meinungsfreiheit nicht vereinbar. Selbst das bloße Verlinken auf Webseiten, die eventuell irgendwo auf ihren Seiten eine Urheberrechtsverletzung begangen haben, könnte unter Strafe gestellt werden.

Der Gesetzesentwurf wurde am 26. Oktober 2011 vom republikanischen Abgeordneten Lamar Smith aus Texas dem US-amerikanischen Repräsentantenhaus vorgelegt. Zur Zeit wird noch darüber beraten. Jedoch wird schon am 24. Januar der US-amerikanische Senat über ein ähnliches Gesetz abstimmen – den Protect IP Act (PIPA). Dieses hatte der demokratische Senator Patrick Leahy aus Vermont eingebracht. Gegenwärtig sind auch Online-Riesen wie Google oder Amazon am überlegen, ihre Dienste kurzfristig abzuschalten. Die Obama-Administration hat schon vor ein paar Tagen eine offizielle Stellungnahme veröffentlicht, in der sie sich gegen das SOPA-Gesetz ausspricht – zumindest in der aktuellen Fassung.

Die deutschsprachige Wikipedia hat sich nicht dem Protest angeschlossen. Wer im Verlauf des Tages dennoch auf die englischsprachige Oberfläche zugreifen möchte, sei die Cache-Funktion bei Google empfohlen, durch die man ohne Probleme auf ältere Versionen der englischsprachigen Wikipedia-Artikel zugreifen kann (rot eingefärbt):

Bild: Jorm (Wikimedia Foundation)