Bachmann-Preis an Katja Petrowskaja

Nachdem im letzten Jahr die gebürtige Russin Olga Martynova (Ich werde sagen: ‚Hi!‘) siegreich war geht der Ingeborg-Bachmann-Preis 2013 an die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja (Bild). Die in Berlin lebende Autorin setzte sich bei den Klagenfurter Literaturwettbewerb mit dem Romanauszug Vielleicht Esther gegen 13 Konkurrenten durch. Der Text behandelt die Erschießung von Petrowskajas jüdischer Großmutter im Zweiten Weltkrieg in Kiew aus Sicht der Urenkelin. 1941 wurden bei einem von der Wehrmacht als „Evakuierungsaktion“ getarnten Massaker über 30.000 Juden in der Schlucht Babi Jar getötet. Es handelte sich um die größte einzelne Mordaktion im Zweiten Weltkrieg.

Petrowskaja, 1970 in Kiew geboren, wurde nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl als 16-Jährige von ihren Eltern nach Deutschland geschickt, wo sie die deutsche Sprache erlernte. Sie studierte Literaturwissenschaften im estnischen Tartu und promovierte 1998 in Moskau. Seit 1999 lebt Petrowskaja in Berlin und veröffentliche Beiträge in Kulturressorts von russisch- und deutschsprachigen Zeitungen. Der trotz des sensiblen Themas von den Bachmann-Juroren als „wunderbar, kraftvoll, locker und leicht gewebt[e]“ Gewinnertext soll im kommenden Frühjahr Petrowskajas erste Buchveröffentlichung werden. Wer mehr von der Autorin lesen möchte, dem sei ihre seit 2011 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschienene Kolumne Die west-östliche Diva ans Herz gelegt. FU-Angehörige können über das lizenzierte Frankfurter-Allgemeine-Archiv: das Bibliotheksportal kostenfrei auf die Texte zugreifen.

Erfolglos konkurrierten bei den diesjährigen Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt auch drei frühere FU-Angehörige um einen Preis: die Dozentin Larissa Boehning (Zucker) sowie die ehemaligen Studenten Roman Ehrlich (Das kalte Jahr) und Anousch Müller (Falunrot). Währenddessen soll der Bachmann-Wettbewerb auch im kommenden Jahr veranstaltet werden – der Hauptsponsor ORF hatte wegen bevorstehender Einsparungen Budgetkürzungen angekündigt, was in der Öffentlichkeit zu heftiger Kritik führte. Diese sollen nun 2014 durch Sponsoren-Einnahmen gedeckt werden.

Bild: Amrei-Marie (Lizenz: CC-BY-SA-3.0)

Paul Raabe verstorben

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung betitelte ihn einmal als wohl bekanntesten deutschen Bibliothekar nach Gotthold Ephraim Lessing – die Rede ist von Paul Raabe, der vergangenen Freitag im Alter von 86 Jahren in Wolfenbüttel verstorben ist. Der gebürtige Oldenburger leitete von 1958 bis 1968 die Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs Marbach, ehe er ab 1968 gut ein Viertel Jahrhundert lang die Geschicke der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel steuerte, wo Lessing einer seiner Vorgänger war. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Bibliothek zur international anerkannten Studien- und Forschungsstätte für das Mittelalter und die frühe Neuzeit. Als Pensionär war der ebenso gerühmte Literaturwissenschaftler auch für den Wiederaufbau der Franckeschen Stiftungen in Halle zuständig.

Die Presse erinnert in mehreren Nachrufen an Raabe, darunter die FAZ, Welt, NZZ sowie der MDR. Bei der Mitteldeutschen Zeitung ist u. a. eine Anekdote aus seiner Anfangszeit in Halle nachzulesen.

„Literatur in Aktion“ für Kurzentschlossene

Im Rahmen des Deutschlandjahrs 2013-2014 und der Frankfurter Buchmesse steht Brasiliens Kultur dieses Jahr im Mittelpunkt. Auch das Lateinamerika-Institut der Freien Universität (LAI) setzt auf ein „Schwerpunktprogramm Brasilien“ und präsentiert heute mit „Literatur in Aktion: Hip Hop und marginale Literatur in São Paulo“ eine Veranstaltung aus Vortrag und Performance auf Portugiesisch mit deutscher Übersetzung. In der marginalen Literatur werden Stoffe von Autoren aus den Armenvierteln der brasilianischen Millionenstadt aufgegriffen, die sich Impulse von der zeitgleich einsetzenden Hip-Hop- bzw. Rap-Welle holten. Zu Gast sein wird der Dichter Sérgio Vaz. Der Eintritt ist frei. Wer mehr über diese literarische Strömung erfahren möchte, der sei auf den aktuellen Artikel in campus.leben verwiesen.

Wann?
Donnerstag, 30. Mai, 16.00 – 18.00 Uhr

Wo?
Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin, Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin, Raum 201

Bibliothekare in der NS-Zeit

Zum Jahrestag der Bücherverbrennung in Deutschland 1933 hat der Deutschlandfunk letzte Woche ein interessantes Interview mit Michael Knoche geführt. Der Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar geht darin u. a. auf die Rolle der deutschen Bibliothekare während der NS-Zeit ein.

PS: Als Vorlage für die Bücherverbrennungen dienten übrigens die „schwarze Listen“ des deutschen Bibliothekars und Nationalsozialisten Wolfgang Herrmann (s. Wikipedia-Eintrag).

Gesehen im Netbib Weblog

Werbung in eigener Sache …

Im Rahmen der Reihe „Der Einsatz sozialer Medien an der Freien Universität“ präsentiert das FU-eigene Online-Magazin campus.leben unter dem Titel Universität 2.0 einen Artikel über das eigene Blog- und Wiki-System. Da darf natürlich auch eine kurze Vorstellung unseres Biblioblogs nicht fehlen ;)

Wirtschaftswissenschaftliche Bibliothek bei Facebook

Mit Beginn des Sommersemesters sind wir als Wirtschaftswissenschaftliche Bibliothek Facebook beigetreten.

Was erwarteten wir von der Präsenz in Facebook?
Wir hoffen, dass wir die NutzerInnen dort abholen können, wo sie sich aufhalten. Zudem erhoffen wir uns verstärkten Kontakt und Feedbacks. Nicht zuletzt vermitteln wir dadurch auch das Bild einer modernen Bibliothek.

Welche Meldungen/Themen kommen auf die Pinnwand?
Auf die Pinnwand kommen aktuelle Meldungen zu Schulungsangeboten, Öffnungszeiten, Literaturrecherche, Datenbanken, neuen Lehrbüchern (insbesondere als E-Books) und Besonderheiten in der Bibliothek, die so nicht unbedingt auf unserer Website zu sehen sind.

Nutzen Sie diese bequeme Möglichkeit, umfassend und aktuell informiert zu werden und teilen Sie unsere Inhalte auch mit Ihren Facebook-„Freunden“.
Wir freuen uns über viele „Gefällt mir“!

Pulitzer-Preise vergeben

Während momentan leider ganz andere Nachrichten aus den USA die Welt bewegen, sind gestern die Gewinner der Pulitzer-Preise bekannt gegeben worden. 1917 von dem aus Österreich-Ungarn stammenden Journalisten und Zeitungsverleger Joseph Pulitzer (1847–1911) gestiftet, gelten sie als wichtigste Medienpreise in den Vereinigten Staaten. Ausgelobt werden gegenwärtig 21 Kategorien, in denen Journalisten, Schriftsteller und Komponisten von einer Jury aus Journalisten und Verlegern prämiert werden. Von den 2013 preisgekrönten oder nominierten Werken lassen sich einige auch im FU-Bereich nachweisen.

In den Kategorien für Journalismus schnitt die New York Times mit insgesamt vier gewonnenen Preisen (Bester investigativer Journalismus, Beste Hintergrundberichterstattung, Beste Auslandsberichterstattung, Bester Fachjournalismus) am erfolgreichsten ab. Über lizenzierte Presse-Datenbanken wie LexisNexis Wirtschaft (Berichtszeit: Juni 1980 ff.) können FU-Angehörige das Archiv der Tageszeitung durchsuchen, aktuelle Artikel im Volltext aufrufen und abspeichern.

In der Kategorie für den besten Roman gewann Adam Johnsons Das geraubte Leben des Waisen Jun Do (Originaltitel: The Orphan Master’s Son), der das Leben eines Waisenkindes in Nordkorea erzählt. Ebenfalls nominiert war Nathan Englanders What to Talk About When We Talk About Anne Frank. Der Kurzgeschichtenband präsentiert zum Teil ganz eigen erzählte Episoden zur jüdischen Geschichte, Religion und Gegenwart und kann in der Bibliothek des John-F.-Kennedy-Instituts für Nordamerikastudien ausgeliehen werden.

Ebenfalls am JFKI ausleihbar sind zwei weitere Preisträger. In Embers of War spürt Fredrik Logevall, Geschichtsprofessor an der Cornell University, dem Konflikt in Vietnam nach – vom Ende des Zweiten Weltkriegs unter der damaligen französischen Kolonialmacht bis Ende der 1950er-Jahre und der sich allmählich abzeichnenden Intervention der USA. Die New York Times lobte Anfang September in ihrer Kritik Logevalls Buch als bislang umfangreichstes Werk über diese Epoche. Als bestes Sachbuch setzte sich Gilberts Kings Devil in the Grove durch. Es zeichnet den Kampf des afroamerikanischen Bürgerrechtsanwalts Thurgood Marshall für die Abschaffung der Rassentrennung an öffentlichen Schulen („Brown v. Board of Education“) nach.

Das jährliche Pulitzer Prize luncheon findet übrigens seit 1984 in der Low Library der Columbia University statt.