Shortlist für den Deutschen Buchpreis veröffentlicht

Wie schon an anderer Stelle im BiblioBlog angekündigt, wurde heute die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2009 veröffentlicht. Einen Tag lang diskutierte die Jury um Redakteure und Kritiker wie Hubert Winkels (Deutschlandfunk), Richard Kämmerlings (FAZ), Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung) und Iris Radisch (ZEIT), ehe sie sich von 20 auf sechs Romane einigen konnte:

– Rainer Merkel: Lichtjahre entfernt (S. Fischer, März 2009)
– Herta Müller: Atemschaukel (Hanser, August 2009)
– Norbert Scheuer: Überm Rauschen (C. H. Beck, Juni 2009)
– Kathrin Schmidt: Du stirbst nicht (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2009)
– Clemens J. Setz: Die Frequenzen (Residenz, Februar 2009)
– Stephan Thome: Grenzgang (Suhrkamp, August 2009)

Unter den sechs Nominierten sind auch zwei der Freien Universität Berlin nicht ganz unbekannte Namen. Herta Müller (Bild) war 2005 Heiner-Müller-Gastprofessorin an der FU. In Atemschaukel zeichnet die Autorin den Weg eines jungen Mannes in ein Deportationslager nach Russland nach, dass exemplarisch für das Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen nach dem Zweiten Weltkrieg steht.

Müller ist selbst in Rumänien, im deutschsprachigen Banat, als Enkelin eines wohlhabenden Bauern und Kaufmanns aufgewachsen, der unter dem kommunistischen Regime enteignet wurde. Ihre Mutter war zu jahrelanger Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert worden.

Der 37-jährige Stephan Thome hat an der FU Philosophie, Religionswissenschaft und Sinologie studiert. Heute lebt er als Wissenschaftler in Taiwan. Dieses Jahr hat er mit Grenzgang sein vielbeachtetes Romandebüt vorgelegt. Titelgebend für das Werk ist das gleichnamige dreitägige Volksfest im hessischen Biedenkopf, wo Thome geboren wurde, das dem Leser im Roman aber als „Bergenstadt“ begegnet. Im Rhythmus des alle sieben Jahre stattfindenden Grenzgang-Festes folgt Thome seinen beiden Hauptfiguren – einer Hausfrau und einem Gymnasiallehrer – deren Lebensentwürfe sich als nicht tragfähig erweisen.

Danke für das Bild an Wikipedia!

200 Autoren aus aller Welt

Gerade in Zeiten der viel beschworenen „S-Bahn-Krise“ wendet sich der Blick morgens öfter als sonst den digitalen Fahrplananzeigen auf den Bahnsteigen zu. Man registriert die Massen an Mitwartenden und hofft insgeheim doch noch einen Sitzplatz in den überfüllten Zügen ergattern zu können.

Dem ein oder anderen dürfte beim Warten die vielen orange-schwarzen Werbeplakate mit dem überdimensionalen Satzzeichen aufgefallen sein, die mittlerweile kreuz und quer über Berlin verstreut sind. Nein, ausnahmsweise mal kein Wahlplakat und auch keine neue Werbeoffensive der Deutschen Post, sondern die Ankündigung zum Auftakt des alljährlichen Internationalen Literaturfestivals in Berlin.

Die neunte Auflage wird heute um 18 Uhr im Haus der Berliner Festspiele in der Schaperstraße 24 eröffnet (ganz in der Nähe eines U-Bahnhofs ;-)) und widmet sich diesen Frühherbst vor allem der Prosa und Poesie aus den arabischen Ländern. Neben in Deutschland noch wenig bekannten Autoren – von Vertretern traditioneller arabischer Poesie bis hin zu jungen Blog-Autoren – sind natürlich auch vertraute Namen anzutreffen. Wolf Biermann, Judith Hermann, Katharina Hacker, Siegfried Lenz, Alice Schwarzer, der gerade angesagte Amerikaner John Wray (Retter der Welt) und viele andere haben ihr Kommen angekündigt (vgl. Autorenliste auf literaturfestival.com).

Bis zum 20. September werden mehr als 200 internationale Autoren in rund 300 Veranstaltungen vorlesen und diskutieren. Neben Literatur wird das Festival unter anderem von Musik, speziellen Theater- und Filmvorführungen begleitet. Konkurrenz für das Berliner Festival bietet Hamburg, wo ab heute erstmals das Harbour Front Literaturfestival eröffnet wird.

Ausstellung: Farben bereichern unser Leben

Dr. Börnchen ist treuen UB-AusstellungsbesucherInnen bereits bekannt durch seine Ausstellungen: „Safran, eine alte Kulturpflanze“ und „Handgeschöpftes Papier und worauf man sonst noch schrieb …“.

Seine neue Ausstellung beschäftigt sich mit tierischen und pflanzlichen Farbstoffen. Wussten Sie, dass für 1 Gramm Purpur 10.000 Schnecken ihr Leben lassen mussten? Viel mehr kann man hier lernen – über die Färberdistel, Läuse, Safran, Indigo …

Und Dr. Börnchen hat bei der Ausstellungseröffnung am Montag, den 7. September (um 15 Uhr im Foyer der UB, Garystr. 39) auch wieder ein wenig experimentiert (s. Foto)!

Der Ausstellungskatalog mit vielen Illustrationen kostet während der Ausstellung 8,00 Euro, danach 10 Euro.

Die Ausstellung kann bis zum 30.10.2009 von Mo – Fr von 9 – 20 Uhr im Foyer der Universitätsbibliothek, Garystr. 39 besucht werden.

PaperC – der virtuelle Copyshop

Seit einigen Wochen macht ein neuer Webdienst Furore und löst speziell in den Bibliotheken Diskussionen aus. PaperC ist ein virtueller Copyshop für E-Bücher mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass das Lesen dieser Bücher zunächst einmal nichts kostet. Erst wenn Kopien gewünscht werden, entstehen Kosten, die sich in etwa in dem Rahmen von Kopierkosten in normalen Copyshops bewegen.

Knapp 900 Titel von so renommierten Wissenschaftsverlagen wie de Gruyter oder auch Duncker & Humblot sind zurzeit im Angebot. Bemängelt wird die Suchfunktion, die wirklich nicht viele Möglichkeiten bietet und vielleicht für ein paar hundert Titel gerade mal so ausreicht.

Wie kommt es zu diesem revolutionären Geschäftsmodell? PaperC hat den Verlagen gegenüber argumentiert, dass sie von einem Buch, dass vielfach kopiert wird, keinen finanziellen Gewinn haben und dass es möglicherweise lukrativer sein könnte, E-Bücher in PaperC anzubieten. Zumal es ja auch den Effekt gibt, dass ein durchkopiertes Buch preislich meist teurer wird, als ein gekauftes Exemplar, was nun wieder den Buchverkauf fördern würde.

Sargnagelpotential für die Bibliotheken?! Werden Bibliotheken wirklich ausgebootet, wenn E-Bücher kommerzieller Verlage frei gelesen werden können?

Sicher ist natürlich, dass es für NutzerInnen unglaublich bequem ist (keine Öffnungszeiten, keine vorherige Beantragung von Benutzungsausweisen mit Berechtigung für E-Ressourcen nur vom Campusnetz der jeweiligen Uni, keine Herumrennerei nach einem verfügbaren Exemplar in Bibliothek X oder Y usw.).

Sicher ist aber auch, dass es keine Garantie für eine dauerhafte Verfügbarkeit der angebotenen Titel gibt. Und auch das ist ja Aufgabe von Bibliotheken: schließlich werden ja auch heute noch Bücher von 1850 gelesen. Und wenn Verlage ihre Kosten so nicht decken können, wird das Modell PaperC sicherlich modifiziert werden.

Die FU-Bibliotheken testen übrigens bis Ende des Jahres ein ähliches Geschäftsmodell mit den UTB-studi-ebooks (vgl.: Posting vom 9. April 2009: Lehrbücher von UTB Online).

PaperC wurde vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit dem AKEP Award ausgezeichnet.

Was ist ein Semesterhandapparat?

Stellen Sie sich vor, ein Seminar hat 40 Teilnehmer und alle bekommen zu Beginn des Semesters die gleiche Literaturliste mit Büchern, die gelesen werden sollen, für Referate benötigt werden. Bei einer Leihfrist von 4 Wochen, kann man sich ausrechnen, in wie vielen Jahren der letzte Student das Buch theoretisch ausleihen könnte. 😉

Damit alle die Möglichkeit haben, die relevanten Titel zu lesen, können DozentInnen diese Titel als Semesterhandapparat im Lesesaal der UB oder auch in einigen Fachbibliotheken aufstellen lassen. Hier können alle Studierenden dann mit der Literatur arbeiten oder im Regelfall auch Kopien anfertigen.

Entsprechende Anträge bekommen DozentInnen in den Bibliotheken – in der UB gibt es die im Lesesaal.

In Präsenzbibliotheken wie der Philologischen Bibliothek gibt es teilweise sogenannte „Virtuelle Handapparate“, deren Bücher an den gewohnten Standorten bleiben, jedoch für ein Semester auch für die Ausleihe durch Examenskandidaten oder über das Wochenende gesperrt werden.

Link des Monats September 2009: ResearchGATE

Diesmal stellt die UB im „Link des Monats“ ResearchGATE vor. ResearchGATE ist eine relativ neue aber bereits sehr erfolgreiche Web-2.0-Anwendung – gemacht von Wissenschaftlern für Wissenschaftler. Mit einem ähnlichen Ansatz wie beispielsweise die Social Networking-Seite „Facebook“ ist mit ResearchGATE eine Internetplattform entstanden, die speziell auf die Bedürfnisse von Forschern zugeschnitten ist und die die Vernetzung von Forschern aus aller Welt unterstützen soll.

Fachbereichsbibliothek Rechtswissenschaft: Konversion der Zettelkataloge in einen Image-Katalog

In den vergangenen Wochen im Juli und August haben die Mitarbeiter/innen der Bibliothek Rechtswissenschaft Karten aus den Zettelkatalogen gezogen und die Katalogschübe mit Zahlen und Zeichen beklebt. Damit bereiten sie die Konversion der Zettelkataloge in einen online im www recherchierbaren Image-Katalog (IPAC) vor. Die Zettelkataloge weisen den Teil der bis 1990 erworbenen Literatur nach, der noch nicht im Online-Katalog erfasst ist. Die Bibliothek baut die Zettelkataloge seit Jahren allmählich ab, indem sie die Literatur kontinuierlich Titel für Titel in den Online-Katalog (OPAC) überträgt (sog. Retrokatalogisierung).

Anlass für die Erstellung des Image-Kataloges ist der Umzug von Büchern und Arbeitsplätzen aus dem Hauptlesesaal der Bibliothek in der Van’t-Hoff-Str. 8 in die ehemalige Mensa in der Van’t-Hoff-Str. 6 für voraussichtlich etwa ein Jahr. Während dieser Zeit wird das Erdgeschoss der Hauptbibliothek mit Mitteln aus dem Konjunkturprogramm weiter saniert und neu gestaltet. Näheres dazu auf den Internet-Seiten der Fachbereichsbibliothek und im Online-Magazin campus.leben der Freien Universität. Weder im Interimsquartier noch im künftigen umgestalteten Lesesaal der Hauptbibliothek wird es Platz für die Zettelkataloge geben.

Die Bibliothek wird daher während des Umzugs, der am 21. September 2009 beginnen soll, alle Zettelkataloge in der Hauptbibliothek und der Bibliothek für Deutsche Rechtsgeschichte sowie die systematischen, also nach Signaturen sortierten Zettelkataloge der Bibliotheken für Römische Rechtsgeschichte und für Rechtssoziologie abbauen.
Eine Recherche nach Literatur, die in den sytematischen Katalogen nachgewiesen ist, wird vorübergehend nicht möglich sein. Das ist vertretbar, weil die Leser/innen die Zettelkataloge immer weniger benutzen und weil sie im Lesesaal die systematisch, also nach Sachgebieten aufgestellte Literatur erfahrungsgemäß oft ohne Katalogrecherche finden.

Die alphabetischen Zettelkataloge der Hauptbibliothek und der Bibliothek für Deutsche Rechtsgeschichte werden vorübergehend im Magazin der Hauptbibliothek stehen. Bei Bedarf kann das Thekenpersonal aus der Hauptbibliothek in der Van’t-Hoff-Str. 8, 1. OG, den Zugang ermöglichen.
Im Frühjahr 2010 wird dann der Image-Katalog fertiggestellt sein. Darin ist eine Recherche nach Verfasser, Titelstichwort, Erscheinungsjahr und Signatur möglich. Als Rechercheergebnis erscheinen Bilder der gescannten Katalogkarten. Ähnliche Imagekataloge finden sich im FU-Katalog bereits in der Suchfunktion „Mehrere Kataloge“ für die älteren Bestände der Philologischen Bibliothek und die Bibliotheken Wirtschaftswissenschaften, Theaterwissenschaft und Musikwissenschaft.
Die Katalogkonversion verbessert die Recherchemöglichkeiten erheblich. Die Literatursuche ist nicht nur im Lesesaal, sondern von Rechnern in der ganzen Welt aus, möglich; sie beschleunigt sich erheblich, weil das zeitraubende Blättern in den Katalogkarten entfällt; und es gibt mit dem Erscheinungsjahr und einzelnen Titelstichworten zusätzliche Suchoptionen gegenüber den Systematischen und Alphabetischen Zettelkatalogen.

Deutscher Buchpreis 2009: Longlist veröffentlicht

Der Deutsche Buchpreis wird seit 2005 jedes Jahr vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse vergeben.

„Ziel des Preises ist es, über Ländergrenzen hinaus Aufmerksamkeit zu schaffen für deutschsprachige Autoren, das Lesen und das Leitmedium Buch.“ (Zitat: Webseite)

Gestern wurde die Longlist der für den Deutschen Buchpreis 2009 nominierten Titel veröffentlicht. Von diesen 20 Titeln benennen die Juroren in einem nächsten Schritt sechs Titel für die Shortlist, die am 16. September 2009 veröffentlicht wird. Erst am Abend der Preisverleihung erfahren die sechs Autoren, an wen von ihnen der Deutsche Buchpreis geht. Der Preisträger erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro.

Anlässlich der Nominierung der Longlist-Titel wird es ein „Lesebuch zur Longlist Deutscher Buchpreis 2009“ geben. Darin werden Leseproben und Hintergrundinformationen zu den nominierten Romanen veröffentlicht. Es ist ab Samstag in Buchhandlungen erhältlich.

Hotel für Bücherwürmer im Sauerland

Brauchen Bibliothekare Urlaub von den Büchern? Ganz im Gegenteil, denke ich – gerade im Urlaub hat man genug Zeit zum Lesen, denn – wie hieß gleich der Spruch, der uns schon in der Ausbildung beigebracht wurde: „Ein Bibliothekar, der liest, ist verloren“.

Sollte natürlich nicht heißen, dass Bibliothekare nie etwas lesen sollen, sondern, dass Leseratten in diesem Beruf eher Fehl am Platze sind, wenn sie erhoffen, ihr Hobby zum Beruf zu machen.

Wer also Lust auf Bücherurlaub hat, der kann sich ja mal über das Literaturhotel Franzosenhohl im Sauerland informieren (Artikel in: Fokus vom 16.8.2009: Schlafen zwischen Bücherbergen). 700 Bücher und 40 000 Hörbücher warten auf die Gäste. Und auch Schreibworkshops oder Autorenlesungen werden im Literaturhotel angeboten. 😉