Klaus Haller verstorben

Laut dem Blog kibibbayer bzw. bib-info.de ist Dr. Klaus Haller bereits am 25. November, einen Tag vor seinem 72. Geburtstag, verstorben. Der größeren Allgemeinheit dürfte der Name kaum etwas sagen, umso mehr war er in der deutschen Bibliothekslandschaft präsent. Anfang der 1980er Jahre begleitete Haller die Einführung eines modernen Erschließungssystems für deutsche Bibliotheken, das die aus dem 19. Jh. stammenden „Preußischen Instruktionen“ (PI) als bibliothekarisches Regelwerk ablösten.

Noch heute finden die „Regeln für die alphabetische Katalogisierung“ (RAK) an wissenschaftlichen Bibliotheken Anwendung. Gleichzeitig ertappt man sich bei schwierigen Katalogaufnahmen auch immer wieder dabei, in seinem vielfach aufgelegten Standardwerk „Katalogisierung nach den RAK-WB“ nachzuschlagen. Das blaue Büchlein, unter Bibliothekaren kurz als „Haller“ bekannt, dürfte in fast jeder wissenschaftlichen Bibliothek in Deutschland zu finden sein.

Einen längeren Nachruf zu Klaus Haller gibt es bei merkur-online.de.

Verspäteter Fernsehtipp

Am Montagabend sendete Arte ein sehenswertes Porträt über Eugen Ruge. Der Berliner Autor, der 2011 den Deutschen Buchpreis für seinen semi-autobiographischen Roman In Zeiten des abnehmenden Lichts gewann (Biblioblog berichtete), wurde seit 2009 von dem Filmemacher Arpad Bondy begleitet. Neben Einblicken in Ruges Schreibprozess, der am liebsten mit dicken Ohrenschützern am Laptop arbeitet, gewährt die Dokumentation auch einen seltenen Blick hinter die Kulissen des Rowohlt Verlags (inkl. Verkaufsverhandlungen, Layout- und Pressearbeit).

Die Dokumentation Eugen Ruge – eine Familiengeschichte wird zum Bestseller kann man sich noch die nächsten Tage kostenfrei auf ARTE+7 ansehen. Ruges Erfolgsroman ist im Bestand der Philologischen Bibliothek zu finden.

Bild: Lesekreis (CC-Zero)

FaMI im Porträt

Im Rahmen der Berliner-Morgenpost-Serie „Ich bin ein Berliner“ stand am Sonntag Sina Latza im Mittelpunkt. Die 20-Jährige absolviert ihre Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (kurz „FaMI“) in der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek der FU und engagiert sich in Ihrer Freizeit ehrenamtlich für ein Lesepaten-Projekt. Regelmäßig betreut sie mit anderen Auszubildenden Erst- und Drittklässler aus einer Lichterfelder Schule, ist „große Schwester“ und Freundin für eine Vielzahl an Jungen und Mädchen, häufig mit Migrationshintergrund. Ziel ist es, nicht nur zum Lesen zu motivieren, sondern auch die Fantasie der Kinder zu fördern, so Latza. Der vollständige Artikel mit einem Video findet sich bei morgenpost.de. Weitere Infos zum Projekt gibt es im Lesepaten-Blog.

Na, etwas neugierig auf den FaMI geworden? Im Bibliothekssystem der FU werden jedes Jahr Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste in der Fachrichtung Bibliothek und in unregelmäßigen Abständen auch in der Fachrichtung Archiv ausgebildet. Nächster Ausbildungsbeginn ist im September 2012. Schriftlich bewerben kann man sich bis 31. Januar 2012.

Studenten auf Bücherjagd

Passend zum Wochenausklang ein witziges Bibliotheksvideo von der Insel (gesehen im Netbib-Weblog). Kleiner Tipp: Nicht darauf hoffen, dass das Déjà-vu-Erlebnis ausbleibt, sondern einfach vorbeugen und z. B. die Bibliothekseinführungen der UB oder der übrigen Kollegen in den Fachbibliotheken besuchen :).

Link des Monats Dezember 2011: Goethezeitportal

Das Goethezeitportal ist eine an der Ludwig-Maximilians-Universität München gegründete multimediale Präsentationsplattform mit einem internationalen Netzwerk für den Diskurs der Kunst und Kultur der Goethezeit.

Da es auf dem Portal passend zur Jahreszeit auch eine Weihnachtsseite gibt, haben wir uns das Goethezeitportal für den Link des Monats Dezember ausgesucht.

Schauen Sie mal rein – es gibt einiges zu entdecken!

23 Türchen …

… gilt es noch bis zum Heiligen Abend am Adventskalender zu öffnen. Doch Weihnachtskalender sind nicht nur in vielen Kinderzimmern beheimatet, sondern haben seit mehreren Jahren schon ihren festen Platz im WWW gefunden. Eine größere Auswahl an bibliothekarischen Kalendern präsentiert bibliothekarisch.de. Meine Favoriten:

Selbst entdeckt:

  • faz.net – etwas knifflig mit einer täglichen Frage rund um die EU (und kommerziellem Gewinnspiel)
  • 26 stories of christmas – eine englischsprachige Kurzgeschichte pro Tag (und zwei Türchen mehr!)

Christa Wolf verstorben

Laut dem Suhrkamp-Verlag ist die Schriftstellerin Christa Wolf heute im Alter von 82 Jahren in Berlin verstorben. Ihr Werk und Leben war unmittelbar mit der DDR verknüpft, dennoch wirkte ihr umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk weit über deren Staatsgrenzen hinweg und wurde in viele Sprachen übersetzt.

Literatur von Christa Wolf im FU-Katalog

Bekanntheit erlangte Wolf, die 1945 mit ihrer Familie vor den anrückenden sowjetischen Truppen von Landsberg an der Warthe nach Mecklenburg floh, vor allem durch ihren Roman Der geteilte Himmel (1963). In diesem wird die Beziehung zwischen einer Studentin und einem Chemiker geschildert, die an der Teilung Deutschlands zerbricht. Es folgten Werke wie Nachdenken über Christa T. (1968) oder die Erzählung Kassandra (1983), die zur Pflichtlektüre der Friedens- und Frauenbewegung in Ost und West avancieren sollte.

Nach dem Zusammenbruch der DDR löste Wolf durch die Veröffentlichung von Was bleibt einen Literaturstreit aus. Die semi-autobiografische Erzählung nahm sich den Überwachungsmethoden des SED-Staates als Thema an. Einige Kritiker warfen Wolf vor, sie hätte sich als ehemalige „Staatsdichterin“ zu Unrecht auf die Seite der Opfer stellen wollen. Dennoch galt sie nach wie vor als eine wichtigsten deutschen Autorinnen der Nachkriegszeit und wurde für ihr Werk mit zahlreichen Preisen bedacht, darunter der Deutsche Bücherpreis (2002) und der Thomas Mann Preis (2010). Mehrfach wurde Wolf für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen.

Bild: Bundesarchiv, Bild 183-1989-1027-300 / Rehfeld, Katja / CC-BY-SA

Link des Monats November 2011: Gedächtnis der Nation

Das Wunder von Bern, der Mauerbau, die deutsche Wiedervereinigung: Historische Ereignisse werden durch Schilderungen von Zeitzeugen lebendig.

Gedächtnis der Nation ist eine multimediale Plattform mit Zeitzeugeninterviews aus 100 Jahren deutscher Geschichte und seit dem 6. Oktober 2011 online – unser Link des Monats November.

Scientific-American-Archiv kostenfrei testen

Seit Anfang November ist das Online-Archiv der Zeitschrift Scientific American auf nature.com komplettiert. Sie erscheint seit 1845 monatlich und gilt damit als eine der ältesten und weltweit angesehensten populärwissenschaftlichen Zeitschriften.

Mit Vervollkommnung des Archivs geht ein kostenfreier Testzugriff einher, der 75.000 Artikel von August 1845 bis Dezember 1909 der Öffentlichkeit zugänglich macht. Bis 30. November 2011 kann man in den PDF-Scans schmökern, Originalberichte zu New Yorks erster U-Bahn (1870), den Erfindungen des Telefons (1876) und der Glühbirne (1879) oder den ersten Flugversuchen von Wilbur Wright (1899) inbegriffen.

Die Freie Universität Berlin hat gegenwärtig Online-Zugriff auf die Jahrgänge 1845 bis 1865, die US-amerikanische Cornell University Library bietet kostenfrei die Hefte bis 1869 an.

Bild: Cover der Februar-Ausgabe 1876 (Vol. 34, No. 7), das ein neues Teleskop im Pariser Observatorium anpreist.

Österreichische Bibliothekare vs. Sparmaßnahmen

Bei unseren österreichischen Nachbarn haben geplante Einsparungen im Bibliothekswesen hohe Wellen geschlagen. 2012 wird jegliche Förderung für bibliothekswissenschaftliche Veranstaltungen komplett gestrichen. Betroffen davon ist auch der alle zwei Jahre abgehaltene Österreichische Bibliothekartag, der damit 2011 wohl zum letzten Mal stattfand.

Die Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) wendet sich gegen die Sparmaßnahmen und hat eine Online-Petition abgefasst. Seit Ende Oktober haben mehr als 600 Menschen den Appell unterzeichnet, darunter auch deutsche Kollegen. Greifen wir doch unseren Nachbarn etwas unter die Arme – jede Stimme zählt!

Danke für die Idee zum Posting an Jana Johannes, Bereichsbibliothek Physik