Grimm-Zentrum öffnet seine Pforten

Ab heute beginnen die Feierlichkeiten zum 200-jährigen Bestehen der Berliner Humboldt-Universität. In den nächsten 15 Monaten sollen ca. 150 Veranstaltungen zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft zum Thema Hochschulen geben. Einher geht dieses geschichtsträchtige Datum mit der Eröffnung des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums in Mitte.
Der 75,5 Millionen Euro teure Neubau des Schweizer Architekten Max Dudler beherbergt von nun an die neue Zentralbibliothek sowie mehrere Zweig- und Teilbibliotheken der HU. Nach mehrmonatigen Notbetrieb (unser BiblioBlog berichtete) kann man sich nun auf eine Bibliothek mit ca. zwei Millionen Bänden in frei zugänglicher Aufstellung freuen – die Hauptstadt biete ein vortreffliches Panorama dieses Bautyps so Die Welt in ihrer heutigen Online-Ausgabe, zu dem auch die Philologische Bibliothek der Freien Universität (erbaut von Norman Foster), die Parlamentsbibliothek im Marie-Elisabeth-Lüders Haus (Stephan Braunfels), die beiden Häuser der Staatsbibliothek (HG Merz und Hans Scharoun) und die Universitätsbibliothek der FU (Heinrich Sobotka und Gustav Müller) gezählt werden.

Von dieser Stelle aus die besten Glückwünsche an die HU-Kollegen zu ihrem Neubau, die sich ab heute auch über einen schicken Relaunch ihrer Website freuen können!

Hier geht es zu einer Fotostrecke, die das UB-Webteam, das die Bibliothek vorab besuchen durfte, ins Netz gestellt hat.

Literaturnobelpreis an Herta Müller

Der Nobelpreis für Literatur geht dieses Jahr an Herta Müller, wie am Donnerstag das Nobelpreis-Komitee in Stockholm bekannt gab. Mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa zeichne sie Landschaften der Heimatlosigkeit, so die offizielle Begründung. Wenige Stunden vor der Entscheidung der Schwedischen Akademie war die deutsch-rumänische Schriftstellerin gemeinsam mit dem Israeli Amos Oz bei Buchmachern als Favoritin auf den Sieg gehandelt worden. Müller, dieses Jahr mit ihrem Roman Atemschaukel auch für den Deutschen Buchpreis nominiert (der BiblioBlog berichtete), ist an der Freien Universität keine Unbekannte – 2005 oblag ihr die Heiner-Müller-Gastprofessur.

Herta Müller ist in Rumänien, im deutschsprachigen Banat, als Enkelin eines wohlhabenden Bauern und Kaufmanns aufgewachsen, der unter dem kommunistischen Regime enteignet wurde. Ihre Mutter war zu jahrelanger Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert worden. Ihr Vater, ein früherer SS-Soldat, arbeitete als LKW-Fahrer. Nach einem Germanistikstudium in Rumänien verdiente sich Müller ihren Lebensunterhalt als Übersetzerin und Deutschlehrerin.

Eine erste Veröffentlichung (Niederungen, 1982) fiel der Zensur zum Opfer, später wurde die Autorin mit einem Reise- und Publikationsverbot in Rumänien belegt. Daraufhin übersiedelte Müller 1987 nach Westdeutschland und widmet sich seitdem erfolgreich Erzählungen und Romanen, „in denen Entfremdung, Unterdrückung, Angst und Melancholie eine eigene Sprache“ finden (vgl. Kindlers Literatur-Lexikon). Bereits in der Vergangenheit vielfach ausgezeichnet erhielt Müller unter anderem die Carl-Zuckmayer-Medaille (2002), den Joseph-Breitbach-Preis (2003), den Berliner Literaturpreis (2005) sowie den Würth-Preis für Europäische Literatur (2006). Ende September 2009 wurde der in Berlin lebenden Schriftstellerin die Ehrengabe der Heine-Gesellschaft zuteil.

Die „Nobelpreis-Woche“ ist mit Müllers Sieg (dem achten Erfolg eines deutschen Autors nach der Auszeichnung von Günter Grass im Jahr 1999) noch nicht beendet. Nachdem die Gewinner für die Sparten Medizin/Physiologie, Physik, Chemie und Literatur feststehen, wird am Freitag der Friedensnobelpreisträger bekannt gegeben. Hoffnungen auf die Auszeichnungen können sich 205 Kandidaten machen – so viele wie nie zuvor. Unter den Nominierten sind u. a. Ingrid Betancourt, Rockstar Bono, die Europäische Union, der chinesische Dissident Hu Jia, Altkanzler Helmut Kohl sowie die amtierenden Regierungschefs von Frankreich, Italien und den USA anzutreffen. Am 12. Oktober wird der Nobelpreis für Wirtschaft, am 14. Oktober schließlich der Alternative Nobelpreis vergeben. Die Preisübergabe an die Laureaten erfolgt alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels.

Im Schatten der Nobelpreise ist gestern mit dem Booker Prize einer der wichtigsten britischen Literaturpreise verliehen worden. Dieser ging an die Britin Hilary Mantel, die in ihrem in den 1520er Jahren angesiedelten Roman Wolf Hall den Aufstieg von Thomas Cromwell nachzeichnet.

Danke für das Bild an Wikipedia!

BioOne ist „on“

Im Rahmen der von der DFG finanzierten Nationallizenzen besteht für FU-Angehörige und Bibliotheksbenutzer ab sofort Zugriff auf BioOne.

Die Online-Plattform des nicht kommerziellen Verlags bietet die neuesten Jahrgänge von über 130 biowissenschaftliche Zeitschriften an. Die Titel werden zum Großteil von kleineren Not-for-Profit-Verlagen publiziert und sind außerhalb von BioOne weitgehend nur in gedruckter Form erhältlich. Es werde drei Kollektionen angeboten:

BioOne.1, 2001 entstanden, enthält ca. 87 häufig zitierte Zeitschriftentitel aus dem Bereich der Biologie, Ökologie und den Umweltwissenschaften. Über 80 Prozent werden vom Institute for Scientific Information (ISI) ausgewertet und gelten in den jeweiligen Bereichen als führend.

– Die 2007 veröffentlichte Kollektion BioOne.2 enthält ca. 57 internationale Zeitschriftentitel. Über 60 Prozent von diesen sind das erste Mal online zugänglich.

– Die dritte Kollektion stellt einen Open-Access-Bereich dar, in dem acht Titel für alle Interessierten kostenfrei zur Verfügung stehen. Hier findet man u. a. Publikationen der US-amerikanischen Non-Profit-Organisation Conservation International (CI) und der American Society of Plant Biologists.

EBR und TRE Online im Test

Die Online-Ausgabe der Encyclopedia of the Bible and its Reception ist als Test für FU-Angehörige bis zum 20. Oktober 2009 freigeschaltet. Bei „EBR Online“ handelt es sich um ein umfassendes Nachschlagewerk zur Entstehung und Wirkungsgeschichte der Bibel. Die geplanten 30 Bände der Enzyklopädie erscheinen gedruckt und online im Zeitraum von 2008-2018.

Besonderen Wert will das englischsprachige Projekt auf Fragen nach den kulturellen Umständen der biblischen Ursprünge legen. Sowohl die Entwicklung der unterschiedlichen kanonisierten Texte in Judentum und Christentum als auch die Rezeption der biblischen Schriften in Judentum und Christentum machen die Forschungsschwerpunkte des Bibelprojekts aus. Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich dem Einfluss der biblischen Texte auf den Islam und andere religiöse Traditionen sowie weit über den theologischen Bereich hinaus auf Literatur, Kunst, Musik und Film.

Ebenfalls besteht Zugriff auf alle 36 Bände der Theologischen Realenzyklopädie (TRE)! Dabei handelt es sich um das größte deutschsprachige Buchprojekt in Theologie und Religionswissenschaft im Ausgang des 20. Jahrhunderts und Beginn des 21. Jahrhunderts (36 Bände, 1976-2004. Das international ausgerichtete Nachschlagewerk umfasst etwa 2.500 meist sehr ausführliche Fachartikel mit einem Gesamtumfang von rund 28.000 Seiten.

Behandelt werden neben zentralen theologischen Stichwörtern, ethische Themen, historische Ereignisse und Personen, aber auch religionshistorische Überblicke zu allen Regionen der Welt oder religionswissenschaftliche sowie rezeptionsgeschichtliche Stichwörter.Die Online-Ausgabe bietet neben dem Volltext der Printausgabe auch alle Abbildungen, Karten, Grafiken und Tabellen.

WBIS bekommt Zuwachs

Das World Biographical Information System (WBIS Online) umfasst mehrere Millionen Kurzbiographien aus zahlreichen Nachschlagewerken, die vom 16. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert hinein erschienen sind. Zu dem jetzt schon immensen Datenbestand, der Deutschland, Nordamerika, Großbritannien, Frankreich und viele andere Länder umfasst, sind nun für FU-Angehörige sechs weitere Archive dazu gekommen:

Arab-Islamic Biographical Archive (AIBA)
ca. 145.000 Biografien von Personen der vorislamischen Zeit bis ins Jahr 2002

Chinese Biographical Archive (CBA)
ca. 110.000 biographische Artikel die zwischen 1898 und 1994 veröffentlicht wurden. Die teilweise mehrsprachigen Biographien in englischer, chinesischer, deutscher und französischer Sprache wurden aus westlichen und chinesischen biographischen Nachschlagewerken zusammengetragen (aus 89 Quellen, transkribiert und geordnet nach dem Hanyu-Pinyin System).

Japanese Biographical Archive (JaBA)
127.000 Artikel zu 86.000 Personen, die zwischen 1646 und 1999 veröffentlicht wurden (aus 77 Quellen).

Korean Biographical Archive (KBA)
55.000 Artikel über 39.000 Personen, die zwischen 1875 und 2000 veröffentlicht wurden (aus 187 Quellen).

South-East Asian Biographical Archive (SEABA)
122.000 Artikel über 90.000 Personen, die zwischen 1850 bis 1997 erschienen (aus 302 Quellen).

Türkisches Biographisches Archiv (TBA)
127.000 Artikel über 89.000 Personen, die zwischen 1854 únd 2001 erschienen (aus 157 Quellen).

„Romantic Era Redefined“ jetzt online

The Romantic Era Redefined, nun für FU-Angehörige zugänglich, ist eine Volltextdatenbank zur englischen Literatur der Romantik (ca. 1780-1837) in Großbritannien, den britischen Kolonien und in Nordamerika. Die Sammlung mit einem geplanten Gesamtumfang von über 175.000 Seiten beinhaltet neben literarischen Texten aller Gattungen und Textsorten (u. a. auch Briefe, Tagebücher, Reden, Vorträge und Reiseberichte) auch politische, philosophische und sozialtheoretische Werke der Epoche.

Den Kern des Textkorpus bilden neben kritischen Werkeditionen bekannter und weniger bekannter Autoren der Romantik (der Fokus liegt auf den Jahren 1800-1830), einschlägige, mehrbändige Textsammlungen und Werkausgaben des Verlages Pickering & Chatto. Gegenwärtig hat man auf über 90.000 Seiten Zugriff.

Oxford Scholarship Online

Nach der Lizenzierung des Oxford English Dictionary im Juni, haben FU-Angehörige nun auch wieder die Möglichkeit, Oxford Scholarship Online (OSO) zu nutzen. Der Online-Service bietet Zugriff auf mehr als 3000(!) ausgewählte wissenschaftliche Fachbücher des Verlages Oxford University Press im Volltext.

Das Angebot ist vielfältig und umfasst zahlreiche Fachgebiete, von der Biologie über Literatur und Sprache bis hin zu Politik und Wirtschaft. Die E-Books liegen im HTML-Format vor, jeweils fünf Buchseiten pro Website. Jährlich wird OSO um ca. 400 weitere Titel ergänzt. Recherchiert werden kann sowohl nach Titel und Autor, als auch nach Stichworten innerhalb der Publikationen.

Zugriff auf Political Science Complete & Co.

Ab sofort bietet die Freie Universität Berlin ihren Nutzern Zugriff auf zwei Testdatenbanken aus dem Hause EBSCO: Political Science Complete und International Political Science Abstracts.

[Die Datenbank wird ab Januar 2010 für die Freie Universität Berlin lizenziert.]

Political Science Complete (PSC) hat einen internationalen Fokus und reflektiert die Globalisierung des gegenwärtigen politischen Diskurses. Sie bietet Volltext für mehr als 400 Publikationen sowie vollständige Indizes und Abstracts für mehr als 800 Zeitschriften, darunter Fachzeitschriften, die in Rankings vordere Plätze belegen, sowie Zeitschriften, die in keiner anderen Quelle verfügbar sind (z. B.: British Politics, Ethnopolitics und das Journal of Women, Politics & Policy).

Die International Political Science Abstracts (IPSA) wird in der Digitalen Bibliothek bereits über die Online-Plattform Ovid angeboten, dort aber „nur“ ab 1989 ff. Der neu eingerichtete Zugriff über EBSCO wertet Datenbestand ab 1951 ff. aus. IPSA gehört zu den weltweit führenden bibliographischen Fachdatenbanken auf dem Gebiet der Politikwissenschaft und wird von der International Political Science Association, mit Sitz in Montreal, betreut. Ausgewertet werden ausschließlich internationale Fachzeitschriften. Die EBSCO-Datenbank enthält über 262.700 Nachweise aus mehr als 1000 Zeitschriften. Jährlich wird IPSA um schätzungsweise 8000 Neueinträge erweitert.

FU-Katalog wird englischsprachig

Dem einen oder anderen dürfte es eventuell schon aufgefallen sein – der Online-Katalog kommt ab heute englischsprachig daher. In mehrmonatiger Arbeit wurden Anzeigen und Infotexte angepasst, so dass wir endgültig der provisorischen Übersetzungshilfe im DIN-A4-Format bye bye sagen können.

Umschalten auf die englischsprachige Benutzeroberfläche kann man ab sofort über den Link English in der oberen rechten Ecke des Fensters. Dort stehen die einfache Suche („Basic“), der Index („Browse“) und die Mehrere-Kataloge-Suche („Multi-base“) mit den verschiedenen Sucheinstiegen zur Verfügung.

Ein riesiges Danke an das Aleph-Hilfe-Team um unsere Kollegin Viola Taylor und die zahlreichen Tester, die den englischsprachigen FU-Katalog mit auf den Weg gebracht haben :-)!

Shortlist für den Deutschen Buchpreis veröffentlicht

Wie schon an anderer Stelle im BiblioBlog angekündigt, wurde heute die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2009 veröffentlicht. Einen Tag lang diskutierte die Jury um Redakteure und Kritiker wie Hubert Winkels (Deutschlandfunk), Richard Kämmerlings (FAZ), Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung) und Iris Radisch (ZEIT), ehe sie sich von 20 auf sechs Romane einigen konnte:

– Rainer Merkel: Lichtjahre entfernt (S. Fischer, März 2009)
– Herta Müller: Atemschaukel (Hanser, August 2009)
– Norbert Scheuer: Überm Rauschen (C. H. Beck, Juni 2009)
– Kathrin Schmidt: Du stirbst nicht (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2009)
– Clemens J. Setz: Die Frequenzen (Residenz, Februar 2009)
– Stephan Thome: Grenzgang (Suhrkamp, August 2009)

Unter den sechs Nominierten sind auch zwei der Freien Universität Berlin nicht ganz unbekannte Namen. Herta Müller (Bild) war 2005 Heiner-Müller-Gastprofessorin an der FU. In Atemschaukel zeichnet die Autorin den Weg eines jungen Mannes in ein Deportationslager nach Russland nach, dass exemplarisch für das Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen nach dem Zweiten Weltkrieg steht.

Müller ist selbst in Rumänien, im deutschsprachigen Banat, als Enkelin eines wohlhabenden Bauern und Kaufmanns aufgewachsen, der unter dem kommunistischen Regime enteignet wurde. Ihre Mutter war zu jahrelanger Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert worden.

Der 37-jährige Stephan Thome hat an der FU Philosophie, Religionswissenschaft und Sinologie studiert. Heute lebt er als Wissenschaftler in Taiwan. Dieses Jahr hat er mit Grenzgang sein vielbeachtetes Romandebüt vorgelegt. Titelgebend für das Werk ist das gleichnamige dreitägige Volksfest im hessischen Biedenkopf, wo Thome geboren wurde, das dem Leser im Roman aber als „Bergenstadt“ begegnet. Im Rhythmus des alle sieben Jahre stattfindenden Grenzgang-Festes folgt Thome seinen beiden Hauptfiguren – einer Hausfrau und einem Gymnasiallehrer – deren Lebensentwürfe sich als nicht tragfähig erweisen.

Danke für das Bild an Wikipedia!