Kongress des Weltbibliotheksverbands IFLA erstmalig online – ein Bericht


Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, sich drei Tage lang mit Bibliotheksbeschäftigten aus fünf Kontinenten über 24 Zeitzonen hinweg zu vernetzen? Und das alles nur für 65 Euro, bequem vom eigenen Schreibtisch aus? Der dieses Jahr von der IFLA vom 17. bis 19. August rein digital ausgerichtete internationale Bibliothekskongress World Library and Information Congress (WLIC) brachte genau diese Chance!

Faszinierend zu erleben, wie z.B. eine indische Kollegin Nutzerprofile als „Personas“ erstellt, um die Bedarfe von ganz unterschiedlichen Menschen in ihrem Land zu ermitteln. Viele davon wohnen weit von der nächsten Bibliothek entfernt und können nicht einmal lesen, geschweige denn mit einem Computer umgehen. Wie klein erscheinen daneben die Probleme in der eigenen Bibliothek! Beeindruckend auch die Kreativität in einem kürzlich mit dem „Green Library Award“ ausgezeichneten Bibliothekszentrum im Senegal: Dort laden bunte Sitzmöbel aus recyceltem Plastik zu Lernen und Diskutieren ein. Ebenfalls hochinteressant: wie Bibliotheken in Tasmanien, Brasilien und anderswo Fake News & Co. den Kampf ansagen! Auch die Universitätsbibliothek bietet im bevorstehenden Wintersemester wieder Kurse zu diesem Thema an.

Noch spannender ist mitunter, was sich so nebenher alles im Chat tut: Hier berichtet ein Kollege aus der Republik Tartastan, dass seine Bibliothek drei E-Pianos mit Kopfhörern zum Üben bereitstellt, dort grüßt eine ehemalige Kollegin aus der Campusbibliothek …

Trotz kleiner Minuspunkte – wie gelegentliches Einfrieren des Zoom-Streams oder die oft mangelhafte Übersetzungsqualität der automatisch erzeugten Untertitel – war es eine sehr gelungene Veranstaltung!

Autorin: Angelika Krieser, Bibliothek für Sozialwissenschaften und Osteuropastudien

(Bildquelle: ifla.org)

Schreibwoche vom 23.–27. August 2021

Wie fange ich an? Wie finde ich ein Thema? Was bedeutet eigentlich ‚wissenschaftliches‘ Schreiben? Was muss ich beim Umgang mit Quellen beachten? Wie überwinde ich Schreibblockaden? Auf diese – und viele andere – Fragen wollen wir bei der Schreibwoche vom 23. bis 27. August 2021 eingehen und gemeinsam Antworten finden.

Die Schreibwoche wird von der ZE Studienberatung und Psychologischen Beratung der Freien Universität in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek und dem Schreibzentrum des studierendenWERKs Berlin veranstaltet. Die verschiedenen Kurse finden Montag bis Freitag in der Zeit zwischen 14:30 bis 18:00 Uhr statt. Noch gibt es freie Plätze – eine rechtzeitige Anmeldung ist daher zu empfehlen. Wir freuen uns auf Sie!

Zum vollständigen Programm (inkl. Links zur Anmeldung).

(Bild: Katja Wolff)

Zitiersprechstunde auch in den Semesterferien

Auch über die vorlesungsfreie Zeit bieten wir unsere Zitiersprechstunde an. Sie haben Fragen rund ums Zitieren, zum Umgang mit Quellen, zum Nachweis von Abbildungen o. ä.? Dann können Sie heute zwischen 15 und 16 Uhr unseren Kollegen Armin Glatzmeier dazu befragen.

Die Zitiersprechstunde findet online via Cisco Webex Meeting statt. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich. Fragen können auf Deutsch und Englisch gestellt werden.

Aktuelle Termine in den Semesterferien:

  • Mittwoch, 11. August 2021, 15:00–16:00 Uhr
  • Mittwoch, 18. August 2021, 15:00–16:00 Uhr
  • Mittwoch, 15. September 2021, 15:00–16:00 Uhr
  • Mittwoch, 22. September 2021, 15:00–16:00 Uhr
  • Mittwoch, 29. September 2021, 15:00–16:00 Uhr

Wir freuen uns auf Ihre Fragen!

Veranstaltungshinweis: Die neue Forschungsdaten-Policy der Freien Universität Berlin

Am 12.08.2021 bietet das Team Forschungsdatenmanagement der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin eine Online-Informationsveranstaltung zur neuen Forschungsdaten-Policy an.

Am 05.05.2021 wurde die Forschungsdaten-Policy der Freien Universität durch den Akademischen Senat verabschiedet. Die Policy unterstützt Forschende, Lehrende und Studierende der Freien Universität bei der Umsetzung guter wissenschaftlicher Praxis im Umgang mit Forschungsdaten während des gesamten Forschungsprozesses. Sie adressiert zudem die an der Freien Universität verfügbaren Services rund um die Organisation, Speicherung, Archivierung und Publikation von Forschungsdaten.

In dieser Online-Informationsveranstaltung werden die zentralen Inhalte der Policy vorgestellt. Im Anschluss wird es ausreichend Zeit geben, um Fragen zur Policy zu stellen.

Zielgruppe

  • Angehörige der Freien Universität

Voraussetzungen

  • Keine

Inhalte

  • Zentrale Inhalte der Forschungsdaten-Policy
  • Forschungsdatenmanagement-Services und Ansprechpersonen

Anmeldung

Bitte melden Sie sich über das Anmeldungsformular an.

Zeit und Ort: 12.08.2021 | 14:00 – 14:45 / Online via Webex

Erfahrungsbericht von der International Staff Week 2021 an der Freien Universität

Nachdem sie letztes Jahr aufgrund der COVID-19-Pandemie ausfallen musste, fand dieses Jahr vom 14. bis 18. Juni wieder die International Staff Week statt. Das Format bringt das nichtwissenschaftliche Personal von Universitäten aus der ganzen Welt zusammen, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. In diesem Jahr nahmen insgesamt 100 Teilnehmende aus 39 Ländern in Europa, Asien, Afrika und Nord- sowie Südamerika teil. Neben einem gemeinsamen Rahmenprogramm bilden an drei der fünf Tage be-reichsspezifische Programme das eigentliche Herzstück der Staff Week. Wie in den letzten Jahren bot die Universitätsbibliothek den „Library Track“ an und gab uns sowie 19 Bibliotheksmitarbeitenden aus 15 verschiedenen Ländern die Gelegenheit, in einen Austausch über aktuelle Entwicklungen zu treten.

Coronabedingt musste er, anders als sonst, digital stattfinden. Das hat überraschend gut funktioniert. So wurde insgesamt sehr viel interagiert, etwa, um die Themen vor dem Hintergrund der länderspezifischen Unterschiede einzuordnen und zu diskutieren. Um die Konzentrationsfähigkeit am Bildschirm nicht überzustrapazieren, wurde das Programm durch sportliche Aktivitäten aufgelockert. Im Rahmenprogramm gab es außerdem ein „Berlin Bingo“ sowie einen virtuellen Stadtrundgang.

Von Dienstag bis Freitag fand dann der „Library Track“ unter dem Motto „Libraries on the move: innovating services for research, learning and publishing“ statt. Nach einer Einführung in das deutsche Bibliothekssystem und den Change-Prozess der Universitätsbibliothek berichteten Mitarbeitende der UB und des Centers für Digitale Systeme (CeDiS) über aktuelle Themen und Projekte. Die Kolleginnen und Kollegen stellten unter anderem die digitalen Interviewsammlungen vor, die auf großes Interesse stießen. Ein für die Teilnehmenden wichtiges Thema sind die aktuellen bibliothekarischen Entwicklungen im Zusammenhang mit Open Access, Forschungsdaten und E-Publishing. Vor allem die unter den Namen „Projekt DEAL“ laufenden Verhandlungen deutscher Wissenschaftsinstitutionen mit den großen Wissenschaftsverlagen interessierten die Teilnehmenden, die sich auf ähnliche Weise mit der Frage nach dem freien Zugang zu Wissen auseinandersetzen.

Ein wichtiges Thema waren schließlich die eigens an der Freien Universität entwickelten Dienste zu zu E-Learning und E-Examinations und die Herausforderungen für digitale Lehre unter Pandemiebedingungen. Die letzten 18 Monate und die mit ihr verbundenen bibliothekarischen Herausforderungen boten insgesamt viel Stoff zur Diskussion. Es war spannend, zu erleben, dass tatsächlich alle Beteiligten über ganz ähnliche Erfahrungen berichten konnten. Solche Gemeinsamkeiten des täglichen Erlebens haben uns allen vor Augen geführt, dass die Bibliotheken eine lebendige, weltweite Community bilden. Wir freuen uns auf die International Staff Week 2022, dann hoffentlich wieder vor Ort in Berlin.

Autor: Dr. Mirco Limpinsel, Bibliotheksreferendar an der Universitätsbibliothek

Bundesweiter Digitaltag am 18. Juni – wir sind dabei!

Am Freitag, den 18. Juni 2021 findet der Digitaltag statt. Der Aktionstag bietet eine Plattform, um verschiedenste Aspekte der Digitalisierung zu beleuchten, Chancen und Herausforderungen zu diskutieren und einen breiten gesellschaftlichen Dialog anzustoßen. Es steht allen offen, Dialoge, Online-Beratungen, virtuelle Führungen, Tutorials und Seminare oder Hackathons zu besuchen. Die einzelnen Aktivitäten werden auf www.digitaltag.eu auf einer interaktiven Aktionslandkarte dargestellt.

Die Universitätsbibliothek ist das erste Mal mit zwei Online-Veranstaltungen (verwendete Software: Cisco Webex) unter dem Motto „Wissenschaftliches arbeiten leicht gemacht“ vertreten:

Los geht’s um 10:00 Uhr mit dem Webinar Qualitätspresse finden, Fake News vermeiden. Die Veranstaltung bietet Ihnen einen Einstieg in die Recherche nach Zeitungsartikeln der Qualitätspresse, klärt allgemein über die Presselandschaft sowie anhand von Beispielen über das Thema Fake News auf. Auch werden einschlägige Faktencheckportale präsentiert.

Ab 14:00 Uhr bringen wir Ihnen im Webinar Literaturverwaltung mit Zotero ein kostenfreies Literaturverwaltungsprogramm näher. Es kann als Alternative zu lizenzpflichtigen Konkurrenzprodukten wie Citavi oder EndNote genutzt werden. Wir führen in das Sammeln und Verwalten von verschiedenen Informationsquellen ein und behandelt das Einfügen von Literaturnachweisen in eigene Texte.

Ziel des Digitaltags ist die Förderung der digitalen Teilhabe. Trägerin ist die Initiative „Digital für alle“. Dahinter steht ein breites Bündnis von 27 Organisationen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Wohlfahrt und öffentliche Hand. Alle Menschen in Deutschland sollen in die Lage versetzt werden, sich selbstbewusst und selbstbestimmt in der digitalen Welt zu bewegen.

Im Rahmen des Digitaltags wird zudem der „Preis für digitales Miteinander“ in den Kategorien „Digitale Teilhabe“ und „Digitales Engagement“ verliehen. Der Preis ist je Kategorie mit 10.000 Euro dotiert. Informationen und Hintergründe zur Initiative „Digital für alle“ sowie zum Digitaltag, den Aktionen und Beteiligungsmöglichkeiten, und zum Preis für digitales Miteinander gibt es unter www.digitaltag.eu.

„Evening Lecture“ zur Provenienzforschung

Die Provenienzforschung stellt sich die Frage, wie Bücher auf mitunter verschlungenem Wege in den Bibliotheksbestand gelangten. In der heutigen Evening Lecture „Was ist Provenienzforschung?“ um 17 Uhr wird anhand eines Beispiels die Arbeit der Universitätsbibliothek auf diesem Gebiet vorgestellt.

zur Evening Lecture (via Cisco Webex)
(Mittwoch, 15. Juni, 17:00–17:15 Uhr)

Seit diesem Sommersemester bietet die UB jede Woche 15-minütige digitale Einführungen am späten Nachmittag zu verschiedenen Themen an. Mit dem neuen Veranstaltungsformat möchten wir allen Interessierten kurzweilige und informative Einblicke in die Bibliotheksservices anbieten (zur Terminübersicht).

Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich!

UBtoDate

Neuer Newsletter der Universitätsbibliothek

Der neue Newsletter der Universitätsbibliothek UBtoDate erscheint ab jetzt drei Mal im Jahr.
Er informiert über unsere Services und Aktivitäten und gibt Einblicke in die Bibliotheken, das Universitätsarchiv und die CeDiS-Services. So spiegelt er unser Zusammenwachsen im Rahmen eines Organisationsentwicklungsprojekts wider.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen, Stöbern und Schauen!

Zur Anmeldung

(Bildquelle: Pixabay)

Universitätsbibliothek startet mit Webinaren ins Sommersemester 2021

Heute startet die Universitätsbibliothek (UB) auch offiziell ins Sommersemester – um 10 Uhr findet unser erstes Webinar Recherchieren im Bibliotheksportal Primo statt. Anmelden können Sie sich bequem über ein Online-Formular. Als Software verwenden wir Cisco Webex (weitere Infos). Die Informationen zum Login erhalten Sie in einer separaten E-Mail.

Bis Mitte Juli 2021 hat die UB über 30 Kurse terminiert. Neben der Einführung in Primo werden folgende weitere Formate mit festen Terminen angeboten:

Daneben bieten wir von Montag bis Freitag zwischen 14 und 15 Uhr eine Online-Sprechstunde an, die Sie ohne vorherige Anmeldung besuchen können. Separat können Sie auch individuelle Einzel-Coachings vereinbaren bzw. Kurse zu weiteren Themen bei uns anfragen.

Das gesamte Programm lässt sich in Auswahl auch für Lehrveranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten oder Einführungsseminare integrieren. Dozentinnen und Dozenten können Inhalte und einen oder mehrere Termine direkt mit uns absprechen (E-Mail: auskunft@ub.fu-berlin.de, Tel.: (030) 838-52978). Auch haben wir ein wachsendes Angebot an Online-Tutorials auf unserem YouTube-Channel (siehe Selbstlernangebote).

Daneben bieten weitere FU-Bibliotheken und -Einrichungen Fortbildungsveranstaltungen als Webinare an:

Parallel werden wir mit Veranstaltungen auf dem bundesweiten Digitaltag am 18. Juni vertreten sein. Auch arbeiten wir an einem weiteren Format, den sogenannten Evening Lectures. Dabei handelt es sich um kurze, 15-minütige Online-Vorträge zu verschiedensten Themen, die am späten Nachmittag einer Woche terminiert sind. Mehr Informationen dazu folgen in Kürze!

Wir freuen uns auf Sie und wünschen Ihnen einen guten Start ins Sommersemester 2021!

Ergebnisse zu Knochenfunden auf FU-Gelände präsentiert

In einer öffentlichen Online-Informationsveranstaltung sind am 23. Februar 2021 die Ergebnisse zu Funden menschlicher Skelettteile und Knochenfragmenten auf dem Gelände der Freien Universität präsentiert worden. Im Juli 2014 wurden diese bei Bauarbeiten auf dem Außengelände der Universitätsbibliothek gefunden. Dort befand sich von 1927 bis 1945 das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (KWI-A). Es lieferte u. a. eine „wissenschaftliche“ Legitimation für die nationalsozialistische Rassenpolitik.

Die mehrstündige Online-Veranstaltung wurde von der Journalistin Shelly Kupferberg moderiert. Fragen konnten von Interessierten im Chat oder per Video gestellt werden. Universitätspräsident Prof. Dr. Günter M. Ziegler begrüßte die über 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, gefolgt von einem Vortrag von Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl (Universität Bielefeld) über den geschichtlichen Hintergrund. Er hat u. a. 2005 die wissenschaftliche Publikation Grenzüberschreitungen über das KWI-A verfasst. Es folgte der Vortrag der Archäologin Prof. Dr. Susan Pollock, vom Institut für Vorderasiatische Archäologie der FU Berlin. Sie hatte nach weiteren Funden im November 2015 und Februar 2016 die archäologischen Grabungen geleitet und präsentierte ihre Ergebnisse.

16.000 menschliche Knochenfragmente

Prof. Dr. Pollock und ihr Team konnten bei Grabungen an fünf verschiedenen Stellen auf dem Gelände insgesamt 16.000 Fragmente menschlicher Knochen bergen. Der Zustand der häufig Fingernagel-großen Objekte schloss einen möglichen Fund von Gräbern aus. Daneben fanden sich Tierknochen, Marken und Stücke von Gipsabformungen.

In weiteren nichtinvasiven osteologischen Untersuchungen konnten die menschlichen Knochenfragmente schätzungsweise 54 bis zu möglicherweise 107 Individuen zugeordnet werden. Es handelte sich um Frauen und Männer aller Altersklassen, darunter auch Jugendliche, Kinder, Säuglinge und Föten. An den Knochen ließen sich Klebstoffreste feststellen, ein kleiner Teil war auch mit rötlicher Schrift versehen. Die Tierknochen stammten hauptsächlich von Ratten und Kaninchen, die auch als Versuchstiere am KWI-A gehalten wurden. Die Marken dienten vermutlich zur Identifikation von Sammlungsstücken, so Prof. Dr. Pollock. Auch fand sich eine Ampulle mit Resten des im 20. Jahrhundert gebräuchlichen Lokalanästhetikums Procain.

Sowohl Prof. Dr. Pollock als auch Prof. Dr. Schmuhl vermuten, dass die menschlichen Knochen aus älteren Sammlungen des KWI-A stammen und nichts mit Verbrechen aus der Nazi-Zeit zu tun haben. Dennoch geben die Funde Rätsel auf, die absichtlich versteckt, eventuell später wieder ausgegraben werden sollten. Die menschlichen Knochen sind größtenteils älterer Herkunft und stammen aus allen Körperregionen. Eine solche Zusammensetzung ist für anatomische Theater bzw. Sammlungen aus dem frühen 20. Jahrhundert eher ungewöhnlich, so Prof. Dr. Pollock. Möglicherweise handelte es sich um Sammlungsreste. Die früher im KWI-A aufbewahrten anatomischen Sammlungen wurden 1943 aus Dahlem fortgeschafft und überstanden den Zweiten Weltkrieg. Entsprechende Akten aus dieser Zeit gelten als verschollen oder wurden absichtlich vernichtet, so Prof. Dr. Schmuhl. Unbekannter Herkunft sind aufgefundene Fragmente von abgeformten Gips, die auf eine seltene Ganzkörperabformung hindeuten. Anhand eines Papierstücks, dass die Russische Revolution erwähnt, kann die Form nicht vor 1917 hergestellt worden sein. Neben der Form gefundene menschliche Knochenfragmente sind deutlich jünger, als die übrigen Funde. Prof. Dr. Pollock schlug weitere Untersuchungen der Gipsfragmente vor. Bauarbeiten auf dem Gelände sollen auch zukünftig archäologisch begleitet werden.

Orte der Erinnerung gegen gewissenlosen Forschungsrassismus

Zwei Tierknochen wurden einer Radio-Karbon-Methode unterzogen und konnten auf die Zeit 1193-946 v. Chr. bzw. 1737-1530 v. Chr. zugeordnet werden. Ähnliche Analysen der menschlichen Knochen blieben aus, da man an diesen keine invasiven Methoden anwenden wollte. Prof. Dr. Pollock verwies auf die menschenverachtende Respektlosigkeit, mit denen die Überreste Jahrzehnte zuvor behandelt worden waren. Unter anderem hatten sich der Zentralrat der Juden in Deutschland und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma dagegen ausgesprochen. Sie hatten sich nach den Funden an einer eigens gegründeten Arbeitsgruppe Gedenkstein beteiligt. In Bezug auf den gewissenlosen Forschungsrassismus erinnerten sowohl Prof. Dr. Pollock als auch Prof. Dr. Ziegler an den kürzlich begangenen Gedenktag zum Anschlag von Hanau (2021).

Prof. Dr. Ziegler erinnerte daran, dass weitere Fragen bleiben, die offen diskutiert werden sollen. So spricht man sich dafür aus, dass die Knochenfragmente würdevoll aber nicht religiös auf einem Friedhof bestattet werden sollen. Auf dem ehemaligen Gelände des KWI-A mit der früheren Direktorenvilla (heute CeDiS-Standort) und dem Gebäude Ihnestr. 22, wo heute das Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft (OSI) beheimatet ist, soll das Geschehene sichtbar gemacht werden. Grobe Ansätze dafür präsentierte als letzte Vortragende Dr. Manuela Bauche (OSI). Die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Geschichte der Ihnestr. 22“ schlug Ausstellungselemente im Innen- und Außenbereich des ehemaligen KWI-A sowie Punkte mit Hinweisen auf eine realisierbare Online-Ausstellung vor. Auch könnte im Gebäude Garystr. 22 sichtbar gemacht werden, wofür die Räumlichkeiten in der Zeit des Nationalsozialismus ursprünglich genutzt wurden. An die unheilvolle Geschichte erinnert bislang nur eine unscheinbare Gedenktafel, die 1988 neben dem Eingang der Ihnestr. 22 angebracht wurde.

Bild: Bernd Wannenmacher (2016)

Weiter Artikel zu den Knochenfunden (2014-2016) hält das FU-eigene Online-Magazin campus.leben bereit.