Colonia Dignidad – Ein chilenisch-deutsches Oral History-Archiv

Die Colonia Dignidad ist ein zentrales und kontroverses Kapitel der deutsch-chilenischen Geschichte, das aber lange Zeit weder offen diskutiert noch wissenschaftlich erforscht wurde. Der international beachtete Fall wirft vielfältige gesellschaftlich relevante Fragen auf, die für die Diktatur- und Widerstandsforschung, die Fundamentalismus- und Sektenforschung, die Geschichte der zwischenstaatlichen Beziehungen und der Diplomatie bis hin zur Traumaforschung und zum Vergleich von Erinnerungskulturen von Bedeutung sind.

Chilenisches Interviewteam mit Mercedes Fernández Barra: (v.l.n.r.) Evelyn Hevia Jordán (Interviewerin), Edison Cájas González und Manuel Loyola Bahrs (Kamerateam)

Das Team der Digitalen Interviewsammlungen am Bereich Dienste für Forschung hat zusammen mit dem Lateinamerika-Institut eine gemeinsame Interview-Plattform erarbeitet. Es handelt sich um das Oral-History-Archiv.

Nach einer dreijährigen Projektlaufzeit findet am 17. März 2022 um 17.00 – 20.30 Uhr der Launch dieser Interview-Sammlung statt. 64 lebensgeschichtliche Interviews stehen für die geschichtliche Forschung dann zur Verfügung. Um Anmeldung wird gebeten.

Am 18. März 2022 findet ein Symposium mit Vorstellung der Plattform und einer Tagung mit dem Thema „Perspektiven des Oral History-Archivs CDOH“ in der Zeit von 09.00 – 13.00 Uhr statt.

Die Veranstaltungen finden im Humboldt-Forum in Berlin statt. Es werden Interviewte anwesend sein.

Ex-Colono Harald Lindemann im Interview für das Oral History-Archiv

Die Interviewsammlungen der Zeitzeug*innen wurden per Videoaufzeichnungen durchgeführt. Die Interviews werfen viele Fragen auf. Fragen zu religiösem Fundamentalismus, sexueller Gewalt, zu autoritären und kolonialen Strukturen, zum Umgang mit Diktaturen.

Das Projekt wurde vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland gefördert und von der Abteilung Geschichte des Lateinamerika-Instituts und dem Bereich Digitale Interview-Sammlungen der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin umgesetzt.


Kontakt:

Philipp Kandler und Dorothee Wein

Freie Universität Berlin

Lateinamerika-Institut & Digitale Interview-Sammlungen der Universitätsbibliothek

E-Mail: mail@cdoh.net 

Homepage: https://www.cdoh.net 

Bildquellen: Colonia Dignidad. Ein chilenisch-deutsches Oral History-Archiv (cdoh.net), Freie Universität Berlin; Kurzform: cdoh.net/FUB.

Forschungsdatenmanagement am Fachbereich Geowissenschaften

Englische Version unten / english version below!

NFDI4Earth startet mit FU-Beteiligung

Wissenschaftler*innen am Fachbereich Geowissenschaften und die Universitätsbibliothek der Freien Universität arbeiten jetzt zusammen in der NFDI4Earth. Akteure aus der Geochemie bauen eine sog. „NFDI4Earth Interest Group“ auf, die die Standardisierung geochemischer Daten vorantreiben wird. Das Team Forschungsdatenmanagement der Universitätsbibliothek arbeitet in einem Teilprojekt zu Anreiz- und Belohnungssystemen für „FAIR and open“ Forschungsdatenmanagement-Praktiken in den Geowissenschaften. In der Arbeitsgruppe Wetter- und Klimaprozesse am Meteorologischen Institut werden die Arbeiten zur NFDI4Earth erst im Sommer 2022 beginnen.

NFDI4Earth hat die Arbeit im Herbst 2021 aufgenommen. Das Projekt wird von der deutschen Earth-System-Science-Community mit derzeit über 50 Partnern aus Universitäten, Forschungseinrichtungen, Infrastrukturanbietern und Behörden breit unterstützt. NFDI4Earth hat sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren bestehende und zukünftige Strategien und Services für Forschungsdatenmanagement in den Geowissenschaften zu vereinheitlichen und an den Grundsätzen von Offenheit und den FAIR-Prinzipien auszurichten.

NFDI4Earth ist Teil der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Die NFDI soll die Datenbestände von Wissenschaft und Forschung systematisch erschließen, nachhaltig sichern und zugänglich machen sowie (inter-)national vernetzen. Sie wird in einem aus der Wissenschaft getriebenen Prozess als vernetzte Struktur eigeninitiativ agierender Konsortien aufgebaut werden. Bund und Länder fördern die NFDI gemeinsam.

Ansprechpartner*innen an der FU: Elfrun Lehmann (Geochemie), Ingo Kirchner (Meteorologie), Andreas Hübner (Universitätsbibliothek)


Scientists at the Department of Earth Sciences and the University Library of the Freie University are now working together in NFDI4Earth. Stakeholders from the geochemistry group are setting up a so-called „NFDI4Earth Interest Group“, which will drive forward the standardisation of geochemical data. The Research Data Management team of the University Library is working in a sub-project on incentive and reward systems for „FAIR and open“ research data management practices in the geosciences. In the Weather and Climate Processes working group at the Meteorological Institute, work on NFDI4Earth will not start until summer 2022.

NFDI4Earth started work in autumn 2021. The project is broadly supported by the German Earth system science community with currently more than 50 partners from universities, research institutions, infrastructure providers and public authorities. NFDI4Earth aims to standardise existing and future strategies and services for research data management in the Earth sciences over the next few years and align them with the principles of openness and the FAIR principles.

NFDI4Earth is part of the National Research Data Infrastructure Germany (NFDI). The NFDI is intended to systematically develop, sustainably secure and make accessible the data holdings of science and research and to network them (inter)nationally. It will be established in a process driven by the scientific community as a networked structure of individual consortia. The federal (Bund) and state (Länder) governments jointly fund the NFDI.

Contact persons at the FU: Elfrun Lehmann (Geochemistry), Ingo Kirchner (Meteorology), Andreas Hübner (University Library)

Text: Dr. Andreas Hübner

(Bildquellen: https://nfdi4earth.de/)

Zwischen den Seiten gefunden

Provenienzforschung in der Bibliothek des Botanischen Gartens: Getrocknete Pflanzen & die Geschichte eines geraubten Buchs aus Frankreich

Bildquelle: Lena Mittasch

Beim oberflächlichen Durchblättern ist sie leicht zu übersehen, die etwas mitgenommene Blume, die nah am Falz zwischen den Seiten vier und fünf gepresst wurde. Zwischen anderen Seiten sind noch wenige weitere Pflanzen und Blätter zu finden. Sie liegen im Buch Flore der Loir-et-Cher von Adrien Franchet und wurden höchstwahrscheinlich von Schülerinnen der Mädchenschule École Primaire Supérieure de Jeunes Filles de Pontlevoy gepflückt. Denn dieser Schule gehörte das Buch, das bei Provenienzforschung in der Bibliothek des Botanischen Gartens auffiel. Es handelt sich um NS-Raubgut, das während des Zweiten Weltkriegs nach Berlin gelangte. Eine Einheit der Wehrmacht hatte die Schulbibliothek ausgeräumt.

In der Recherche war es keine Blume, die das Nachschlagewerk als Eigentum der französischen Schule auswies. Aussagekräftiger war ein Stempel auf dem Titelblatt. Denselben Stempel fanden auch Provenienzforscher:innen des Deutschen Technikmuseums Berlin in einem Buch aus ihrer Bibliothek. Kürzlich konnten beide Bücher nach Frankreich restituiert werden.

Die gepressten und getrockneten Pflanzen in diesem Buch aus der französischen Schulbibliothek sind ein besonderer Fund. Gerade solche persönlichen Spuren geben einem geraubten Buch für Erben und Restitutionsempfängerinnen einen hohen ideellen Wert. In diesem Fall ermöglichen Sie heutigen Schüler:innen in Pontlevoy einen Zugang zur Geschichte ihres Internats.  


Interessieren Sie sich für Provenienzforschung? Verfolgen Sie Restitutionsfälle aus verschiedenen Bibliotheken im Blog der Kooperativen Provenienzdatenbank Looted Cultural Assets (LCA).

Übrigens: Lassen Sie sich manchmal durch Pay Walls davon abhalten, Artikel in Onlineausgaben deutscher Tageszeitungen zu lesen? Das muss nicht sein. Viele Zeitungen können Sie über das Bibliotheksportal Primo recherchieren und als Universitätsangehörige in Datenbanken wie Nexis Uni den Volltext der Artikel aufrufen.


Text: Lisa Trzaska

(Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Provenienzrecherche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut im Bestand der Bibliothek des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin“. Das Forschungsprojekt wird gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturverluste.

Erfolgreiche Umweltmanagement-Zertifizierung für die Freie Universität Berlin: hohes Umweltbewusstsein – auch in den Bibliotheken

Am 06.12.2021 nahmen Hela Lange, Koordinatorin des Umweltmanagementsystems AGUM und Andreas Wanke, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie das neue Zertifikat der EMAS Zertifizierung entgegen. Das „Eco-Management and Audit-Scheme“ ist die Umweltmanagement-Zertifizierung der Europäischen Union und zählt weltweit zu den bedeutendsten Systemen. Für das Erlangen dieses Zertifikats ist eine externe Prüfung durch einen Umweltgutachter notwendig. Es wird begutachtet, welche Umwelttätigkeiten, Ziele und Maßnahmen die Hochschule trifft, um ein anspruchsvolles und wirksames Umweltmanagement zu betreiben und Umweltleistungen stetig zu verbessern.

© Bernd Wannenmacher

Vom 30.08. bis zum 02.09.2021 machte sich Herr Dr. Sulzer ein Bild vor Ort und besuchte in Begleitung von Hela Lange und Wolfgang Ackermann alle Bereiche der Hochschule.

Premiere für die Bibliotheken der FU Berlin: der Gutachter besuchte die Campusbibliothek und die Universitätsbibliothek.

Die Bibliotheksleiterinnen Frau Dr. Nina Johannsen und Frau Monika Schade empfingen den Umweltgutachter an der Leihstelle der Campusbibliothek und berichteten unter anderem von den Maßnahmen, die zum Schutz vor Infektionen während der Corona-Pandemie in den Bibliotheken getroffen werden mussten. Die Campusbibliothek ist die neueste Bibliothek, 2015 eröffnet, der Rundgang führte durch den Alt- und Neubau.

Die internen Büros und die Gemeinschaftsküche wurden besichtigt. Die direkt neben der Gemeinschaftsküche angrenzenden Terrassendächer werden von einem kleinen Team der Campusbibliothek auch für Bepflanzung von insektenfreundlichen Pflanzen und Kräutern genutzt. In der Küche hängen Informationen zur Klimanotstandserklärung, dem Umweltleitbild und eine Lektüre auf dem großen Holztisch ist der Nachhaltigkeitsbericht der Freien Universität Berlin.

Es ist in Planung, dauerhaft eine „grüne Arbeitsgruppe“ für weitere Hochbeete und Bepflanzungen auf den Balkonen zu initiieren. Direkt vor der Holzlaube und der Campusbibliothek findet sich seit 2020 eine weitere Fläche des „Blühenden Campus“.

Beim Besuch in der Universitätsbibliothek stellte Alexandra Taplick vom Kommunikationsteam die Bibliotheken der Freien Universität mit Ihren Aufgaben, Services und Digitalisierungsangeboten eindrücklich vor. Janet Wagner berichtete anschließend über den Workshop „Nachhaltigkeit im Bibliothekssystem“ von August 2020. Dieser Workshop war Auftakt für verschiedene Arbeitsgruppen, die sich mit nachhaltiger Digitalisierung, Nutzungsservices, Mobilität und Beschaffung beschäftigten. Seit Anfang 2021 gibt es die dauerhafte Arbeitsgruppe GreenFUBib. Die Bibliotheken möchten ihren Beitrag zum angestrebten Ziel der Klimaneutralität leisten. Die Anschaffung eines E-Transporters für die täglichen Büchertransporte ist hier ein Beispiel.

Für den Gutachter war es wichtig zu erfahren, wie im Bereich Kommunikation dafür gesorgt wird, dass Umweltbildung und Umweltbewusstsein weiter verstärkt werden können. Janet Wagner stellte konkret dar, wie regelmäßige Dokumentation und Verbreitung von Nachhaltigkeitsaktivitäten und themennahen Schulungen über Newsletter, Wikis, Biblioblogs, Webseiten sowie Veranstaltungen für Bibliotheksbeschäftigte kontinuierlich verbreitet werden.

Zukünftige Projekte wie das Projekt „Scannen statt Kopieren“ oder die Prüfung eines Trinkwasserspender-Konzepts an einzelnen Bibliotheksstandorten zeigen, wie die Bibliotheken den in der Bibliotheksstrategie verankerten Wert „Nachhaltigkeit und Verantwortung“ in die Tat umsetzen möchten.

Es waren spannende Stunden mit dem Umweltgutachter und es gab in diesem Audit erstmalig die Gelegenheit, die Bibliotheken mit ihrem Engagement vorzustellen. Aus dem nachträglich verfassten Audit-Bericht von Herrn Dr. Sulzer heißt es: „Im Bereich der Bibliotheksverwaltung wurde als Vorreiterrolle eine Mitarbeiterin mit der Wahrnehmung von Nachhaltigkeitsaufgaben betraut. Die bereits durchgeführten Aktionen und die Erfahrung aus der Organisation im Umgang mit einer nachhaltigen Gestaltung der Bibliotheksaktivitäten strahlen auch durch die Mitarbeit in nationalen und internationalen Bibliotheksverbänden sowie durch Vortragstätigkeiten aus.„


Klima- und Ressourcenschutz sowie eine hohe Sensibilisierung für Umweltbewusstsein ist bei vielen Bibliotheksbeschäftigten vorhanden. Dies belegt eine intern geführte Umfrage der AG GreenFUBib von 2020. Die dokumentierte Abfrage zum Ist-Zustand des ressourcenschonenden Verhaltens für alle Bibliotheken zeigt deutlich, wie seit Jahren bewusst mit reduziertem Papierverbrauch, Druck- und Kopierverhalten, plastikfreien Buchlieferungen, Mülltrennung oder der Verwendung von Bibliothekskörben statt Plastiktaschen wirkungsvolle Einzelziele erreicht wurden.

Herzlichen Glückwunsch an die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie zur neuen EMAS-Zertifizierung, die Bibliotheken freuen sich mit euch!

Retraction Watch oder „Bitte nicht zitieren!“

Die Qualität wissenschaftlicher Publikationen steht und fällt mit den Grundlagen, auf denen der eigene Forschungsprozess aufbaut. Besonders kritisch sind in diesem Zusammenhang Quellen, deren Befunde oder Erkenntnisse Fehler aufweisen; sei es weil sich

  • nach der Veröffentlichung Prämissen oder der gewählte methodische Ansatz als problematisch herausgestellt haben,
  • Fehler bei der Datenerhebung oder -auswertung geschahen,
  • oder wissentlich plagiiert, Daten gefälscht oder manipuliert wurden.

Ob ‚honest mistakes‘ oder offener Wissenschaftsbetrug, der von Adam Marcus und Ivan Oransky 2010 gegründet Wissenschaftsblog Retraction Watch berichtet über problematische Publikationen aus verschiedenen Disziplinen. Die zugehörige Datenbank (auch in DBIS nachgewiesen) bietet darüber hinaus gute Recherchemöglichkeiten rund um Korrekturen und Retraktionen.

Sei es die 1998 in The Lancet erschienene und schließlich 2010 zurückgezogene Wakefield-Studie über den Zusammenhang zwischen MMR-Impfstoffen und frühkindlichen Autismus oder der Fall des Physikers Jan Hendrick Schön, Retraction Watch dokumentiert neben den großen Fällen schlechter Wissenschaft auch Kurioses und Aktuelles. Dabei ist das Anliegen der beiden Gründer ein ureigen wissenschaftliches, der Blog sieht sich der Idee der Selbstkorrektur des Wissenschaftssystems verpflichtet und will zu einer schnelleren und weiteren Verbreitung der Meldungen über Korrekturen und Retraktionen beitragen und über die Geschichten hinter solchen Meldungen berichten. Obwohl der Schwerpunkt weit überwiegend auf englischsprachigen Veröffentlichungen liegt und auch keine vollständige Dokumentation aller Fälle erfolgen kann, adressieren die Blog-Beiträge die globale Wissenschaftscommunity und ein breites Fächerspektrum.

Informativ sind Blog, Datenbank und zugehöriger Twitter-Kanal nicht nur bei konkreten Recherchefragen zur Validität einer bestimmten Arbeit, sondern auch weil das Angebot dazu einlädt, in die teils kuriose Welt schlechter Wissenschaft einzutauchen und mit seinen Berichten über die breite Palette wissenschaftlichen Fehlverhaltens aus verschiedenen Fächern auch Anlass zur Selbstreflexion gibt.

Finanziert wird der Blog durch die gemeinnützige Dachorganisation The Center for Scientifc Integrity und unterhält seit 2015 eine Partnerschaft mit dem von Brian Nosek gegründeten Center for Open Science (COS). Seit 2019 stellt Retraction Watch seine gesammelten Daten auch für die Betreiber des freien Literaturverwaltungsprogramms Zotero zur Verfügung (vgl. Retraction Watch Blog, 12.06.2019).

Vielen Dank für den Text an Armin Glatzmeier (Projekt „Softwaregestützte Qualitätssicherung wissenschaftlicher Arbeiten“)

Qualitätskriterien und bibliometrische Kennzahlen

Impact-Faktor und h-Index – bibliometrische Kennzahlen zum Messen wissenschaftlicher Qualität?

 Wissenschaftler*innen und ihre Forschung stehen häufig im Wettbewerb um Aufmerksamkeit, Positionen und Forschungsgelder. Bibliometrische Kennzahlen wie Impact-Faktor und (H)irsch-Index zum Vergleich von Forschungsleistungen heranzuziehen, erscheint so als korrekte und eindeutig belegte Methode.

Die Zitationsdatenbank Web of Science bietet dafür den Journal Impact Faktor für Zeitschriften an, der sich aus der Anzahl der Publikationen und die Anzahl der Zitationen dieser Publikationen für die zurückliegenden zwei Jahre errechnet. Ein hoher JIF bedeutet, dass Artikel einer Zeitschrift viel Aufmerksamkeit finden. Sie können also feststellen, ob Wissenschaftler*innen in renommierten Zeitschriften ihres Fachgebiets veröffentlicht haben und ob Ihre Publikationen die Aufmerksamkeit der Fachkolleg*innen erhalten haben. Auskunft über die inhaltliche Qualität der Arbeiten gibt der Journal Impact Faktor nicht.

Die Datenbank Scopus des Verlags Elsevier bietet mit dem Cite Score eine ähnliche Kennzahl an. CiteScore soll als Konkurenz zum Impact-Faktor ebenfalls den Stellenwert von Zeitschriften innerhalb ihres Fachgebiets zeigen. Die Werte weichen zum Teil ab,  da sich die Datengrundlage und die Berechnung unterscheiden.

Autor*innen können mit dem Impact-Faktor und dem CiteScore Zeitschriften mit hohem Prestige ermitteln, die zum Publizieren attraktiv sind, da die Wahrscheinlichkeit zitiert zu werden hoch ist.

h-Index oder Hirsch-Index:

Im Web of Science, in Sopus, und Google Scholar finden Sie außerdem den h-Index von Forscher*innen, der sich aus der Anzahl ihrer Publikationen und der Zitierhäufigkeit errechnet. Ein hoher h-Index zeigt, dass Wissenschaftlerinnen produktiv sind und ihre Forschung innerhalb ihres Fachgebiets viel Aufmerksamkeit findet. Über die inhaltliche Qualität trifft  auch diese Kennzahl keine Aussage.

Peer Review als Qualitätssicherung im Publikationsprozess:

Peer Review bezeichnet die Bewertung wissenschaftlicher  Arbeiten durch unabhängige Gutachter, Wissenschaftler*innen desselben Fachgebiets. Es ist wichtiger Faktor bei der Einschätzung der Qualität einer wissenschaftlichen Zeitschrift. Das Peer-Review-Verfahren ist jedoch nicht unumstritten, da :

  • Sorgfalt, inhaltliche Tiefe des Gutachtens nicht nachvollziehbar sind
  • Plagiate, Betrug, Täuschung  nicht immer aufgedeckt werden (vgl. Spiegel-Online-Artikel, 23.05.2017)
  • Manipulation möglich ist

Bei Interesse an einer ausführlichen Auseinandersetzung mit Qualitätskriterien wissenschaftlicher Publikationen bietet die Universitätsbibliothek sowohl ein moderiertes Online-Format (digital oder in Präsenz)  als auch einen Selbstlernkurs an. Dieses Angebot richtet sich an fortgeschrittene Studierende und Doktorand*innen.

Auch gehen wir in unserer Evening Lecture am Dienstag, den 14. Dezember 2021 ab 17:00 Uhr auf Impact-Faktor und h-Index ein.

Vielen Dank für den Text an Heike Thomas (Universitätsbibliothek).

Siehe auch: Akademisches Identitätsmanagement – Sehen und gesehen werden

(Bildquelle: Pixabay.com)

Treffen wir uns am Späti?

Foto: © Jana Judisch/stW BERLIN

Nach langen 18 Monaten sind die Mensen des Studierendenwerks Berlin seit Oktober 2021 wieder geöffnet. Mit neuen Speiseangeboten und teilweise neuem Design können Studierende und Hochschulangehörige nun endlich wieder warme Mahlzeiten, Snacks und Getränke auf dem Campus konsumieren.

Es ist nach wie vor ein etwas ungewohntes Bild, wenn in der großen Mensa FU II in der Otto-von-Simson-Str. 26 wieder morgens die Lichter brennen und Studierende zu früher Stunde an den Tischen Ihre Laptops aufklappen und den ersten Fair-Trade-Kaffee oder Tee genießen. „Mensa“ bedeutet für viele Studierende nicht nur essen, sondern auch wieder einen festen Treffpunkt auf dem Campus in Dahlem zu haben.

Vor Ort bieten die Mensen ein Leitsystem, welches hilft, sich bei der Speiseauswahl zurechtzufinden. Neben dem „Klimaessen“, welches aus rein veganen Zutaten zubereitet wird, gibt es mehr vegetarische Hauptgerichte und vegetarische Beilagen. Grüne Punkte an den Tischen und Sitzgruppen markieren gut, wo man sich hinsetzen darf.

Im Gebäude der Veggiemensa, Van’t-Hoff-Straße, wird derzeit umgebaut. Vegetarische/vegane Speisen gehören jetzt dauerhaft zum Angebot in allen Mensen unter dem Motto: „Montags wird deine Mensa vegetarisch/vegan“.


Er ist schon von weitem ein Blickfang: der neue „Mensa-Späti“ in der Mensa FU II. Die großen, roten Leuchtbuchstaben sind nicht zu übersehen. Eine Auswahl an Speisen kann nachmittags, kurz nach Mensaschluss, an den Automatenfenstern ausgewählt und anschließend kalt oder warm (Mikrowellen sind direkt daneben) gegessen werden. Ein neues Angebot, was sich ohne Frage noch herum sprechen wird. So können auch zu späteren Tageszeiten Angebote zum Essen gemacht werden, ohne dass das gesamte Mensapersonal vor Ort bleiben muss. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das Wintersemester 2021/22 wird zeigen, ob der „Mensa-Späti“ zu einem dauerhaften Angebot wird.

Foto: © Jana Judisch/stW BERLIN

Die Öffnungszeiten der Mensa FU II sind täglich von 08.00 – 15.30 Uhr. Mittagstisch ist von 11.00 – 14.30 Uhr. Unter Einhaltung der 3-G-Regelung und dem Einchecken via Luca-App kann man dort nun wieder Speisen und Getränke genießen.

Hausrundgänge in der Philologischen Bibliothek

Zum Beginn des Wintersemesters 2021/22 bietet die Philologische Bibliothek kurze Hausrundgänge für Studierende an. Es werden Erstinformationen zur Benutzung, Arbeitsplatzbuchung und der Services vor Ort gegeben.

Unter Einhaltung der 3G-Regelungen und einer Anwesenheitsdokumentation können Interessierte morgens um 09.30 Uhr ohne Anmeldung dieses Angebot nutzen. Treffpunkt ist vor dem Eingang der Philologischen Bibliothek. Die Dauer der Rundgänge beträgt ca. 30 Minuten.

Bis zum 22.10.2021 werden diese Hausrundgänge angeboten.


Kongress des Weltbibliotheksverbands IFLA erstmalig online – ein Bericht


Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, sich drei Tage lang mit Bibliotheksbeschäftigten aus fünf Kontinenten über 24 Zeitzonen hinweg zu vernetzen? Und das alles nur für 65 Euro, bequem vom eigenen Schreibtisch aus? Der dieses Jahr von der IFLA vom 17. bis 19. August rein digital ausgerichtete internationale Bibliothekskongress World Library and Information Congress (WLIC) brachte genau diese Chance!

Faszinierend zu erleben, wie z.B. eine indische Kollegin Nutzerprofile als „Personas“ erstellt, um die Bedarfe von ganz unterschiedlichen Menschen in ihrem Land zu ermitteln. Viele davon wohnen weit von der nächsten Bibliothek entfernt und können nicht einmal lesen, geschweige denn mit einem Computer umgehen. Wie klein erscheinen daneben die Probleme in der eigenen Bibliothek! Beeindruckend auch die Kreativität in einem kürzlich mit dem „Green Library Award“ ausgezeichneten Bibliothekszentrum im Senegal: Dort laden bunte Sitzmöbel aus recyceltem Plastik zu Lernen und Diskutieren ein. Ebenfalls hochinteressant: wie Bibliotheken in Tasmanien, Brasilien und anderswo Fake News & Co. den Kampf ansagen! Auch die Universitätsbibliothek bietet im bevorstehenden Wintersemester wieder Kurse zu diesem Thema an.

Noch spannender ist mitunter, was sich so nebenher alles im Chat tut: Hier berichtet ein Kollege aus der Republik Tartastan, dass seine Bibliothek drei E-Pianos mit Kopfhörern zum Üben bereitstellt, dort grüßt eine ehemalige Kollegin aus der Campusbibliothek …

Trotz kleiner Minuspunkte – wie gelegentliches Einfrieren des Zoom-Streams oder die oft mangelhafte Übersetzungsqualität der automatisch erzeugten Untertitel – war es eine sehr gelungene Veranstaltung!

Autorin: Angelika Krieser, Bibliothek für Sozialwissenschaften und Osteuropastudien

(Bildquelle: ifla.org)

Lieber leihen statt kaufen

Den Zugang zu Wissen und Information zu ermöglichen und die informationelle Grundversorgung sicherzustellen, das ist Hauptaufgabe von Bibliotheken. Wissen erlangen Menschen jedoch auch über das Ausprobieren und Experimentieren mit Dingen. So sind Maker-Spaces, Living Labs oder die Bibliothek der Dinge weitere Angebote, um Bibliotheken zu Orten des Wissensaustauschs werden zu lassen.

Nicht mehr ganz neu und zunehmend verbreitet ist die Bibliothek der Dinge. Nicht täglich benötigen wir z. B. eine Eismaschine, eine Slackline oder ein Astro-Planetarium. In Bibliotheken können diese Dinge mit einem gültigen Bibliotheksausweis ausgeliehen und ausprobiert werden.

In neueren Berichten über das Leihen von Dingen liest man schnell von der Sharing Economy. Berühmt ist dazu die Aussage aus einem Blog-Beitrag von Anna Awimbo: „Have you heard of the Sharing Economy?“ my colleage asked the woman. „Of course!“ said the woman. „I’m a librarian!“.

Der begriffliche Bedeutung von Sharing Economy wird umfassend und anschaulich von Christiane Müller in ihrem Buch „Bücher leihen, Ideen teilen – Bibliotheken in der Sharing Economy“ dargestellt. „Ganz unterschiedliche Konzepte werden der Sharing Economy zugeordnet; eine einheitliche wissenschaftliche Definition existiert bislang nicht und so fällt es schwer, die Bedeutung des Begriffs klar zu fassen.“ (Müller, S. 12)

Statt Dinge dauerhaft besitzen zu müssen, können Menschen mit vorübergehendem Leihen einen beachtlichen, persönlichen Beitrag leisten, Ressourcen zu schonen, um die physische Herstellung von Produkten zu verringern. Christiane Müller gibt dies anschaulich wieder: „[…] ein Auto, das sich etwa fünf Nachbarn teilen, wird nur einmal angeschafft und produziert. So werden auch nur die Ressourcen für ein statt für fünf Fahrzeuge verbraucht. Dieses eine geteilte Auto wird dann intensiver genutzt, als dies bei einem Fahrzeug pro Person der Fall wäre.“ (Müller, S. 17)


An der Freien Universität Berlin sind das Möbellager und die FUndgrube Anlaufstellen, vor einer notwendigen Anschaffung zu prüfen, ob es den Tisch, den Stuhl oder das Regal bereits gibt.

Weltweit finden sich vielfach Bibliotheken, die das Angebot zur Bibliothek der Dinge aufnehmen und ausbauen und somit die gesellschaftliche Bereitschaft zum Teilen unterstützen.

Viel Literatur zum Thema „Sharing“ findet sich unter anderem in der Bibliografie des Netzwerks Grüne Bibliothek: https://www.netzwerk-gruene-bibliothek.de/bibliografie/.

Foto: © Boris Németh, Goethe-Institut Slowakai