Lust auf Zukunft und ein gutes Leben für alle!

Bildungsgerechtigkeit, Resilienz in der Klimakrise, soziale Teilhabe: Das sind einige der Themen, die auf der Konferenz: „Zukunft gerecht machen: Dialog zwischen Wissenschaft und (Bildungs-)Praxis zu Herausforderungen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit“ stattfanden. Der Verein Germanwatch e.V. lud ein, zahlreiche Vertreter*innen aus Wissenschaft, Bildung, Verwaltung und Zivilgesellschaft kamen nach Frankfurt am Main.

Ein Bericht von Janet Wagner.

Der Verein Germanwatch agiert seit Jahrzehnten umtriebig, engagiert und wirksam auf politischer, zivilgesellschaftlicher Ebene, um sozial-gerechte Lebensweisen weltweit zu unterstützen. Dazu gehört auch, vielfältige Bildungsakteure wie Schulen, Museen oder Bibliotheken noch besser zu befähigen, wie Wissen und Handlungswirksamkeit miteinander zu verknüpfen sind. Germanwatch gibt hierzu Unterstützung, Handwerkszeug und Erfahrungen an die Hand, um wirksame Arbeit zu leisten. Der Konferenzort war nicht zwischen betonierten Bankentürmen in der Mitte von Frankfurt am Main sondern das Ökohaus Frankfurt – eine wahrlich grüne Oase, wo Impulse und Inspirationen noch bessere Entfaltung finden konnten.

Wie sieht eine zukunftsfähige Welt von morgen aus?

Neben zahlreichen Gelegenheiten sich untereinander zu vernetzen, um gemeinsam an gleichen Zielen zu arbeiten hieß es: Dialog & Begegnungen schaffen. Sich untereinander bewusst zu machen, welche vulnerablen Gruppen es sind, denen eine gerechte, soziale Teilhabe fehlt. Wo Bildungsgerechtigkeit und nachhaltiges Handeln erlebt werden kann. Wo Menschen sich zusammentun, um für eine gerechte Verteilung und ein gutes & gesundes Leben für alle zu kämpfen. Die Teilnehmenden umgab das gleiche Mindset: Bildung, Teilhabe aber auch das Zuhören und die Offenheit gegenüber Andersdenkenden sind bedeutsam, um „Zukunftsfreude“ zu entwickeln, die alle so dringend brauchen.

Welche Ideen gab es für Bibliotheken?

Janet Wagner (GreenFUBib) bot im Barcamp-Format an, das Potenzial von Bibliotheken kennenzulernen und Ideen aus Sicht von Nutzenden einzubringen, wie Bibliotheken nachhaltiges Handeln lebendiger machen können. Folgende Anregungen dazu gab es:

  • Bibliotheksräume als „Community center“ zu verstehen.
  • „Skill sharing“ für Studierende anzubieten (Ich kann dir dabei helfen, dafür benötige ich Hilfe hierbei …).
  • Mehr Veranstaltungen anbieten, um Konsum-Muster aufzubrechen.
  • Mehr Angebote schaffen, damit sich auch Studierende mit Kindern in Aktivitäten einbringen können.
  • Schaffung eines „Zukunfts-Labs“: Regelmäßige Einladungen an Studierende und Universitätsangehörige, um Ideen für eine gute Zukunft zu entwickeln.
  • Bildungsgerechtigkeit zu verstehen: „Empower the people!“.

Wie entstehen positive Zukunftsbilder?

Wir schreiben das Jahr 2035. Städte und Gemeinden haben die Klimaziele erreicht. Schulen, Bildungseinrichtungen wurden und werden nachhaltig saniert. Die Verkehrswende zeigt erste Wirkungen: Saubere Luft, mehr Stadtgrün und sichere Schul- und Arbeitswege sind nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel …“


Wir brauchen Zukunftsvisionen, die uns leiten, um positiv in die nächsten Jahre zu blicken. Wir haben als Teilnehmende diese Story weitererzählt. Die Ideen und Ergänzungen sprudelten, es gab immer neue Gedanken. Wir brauchen Menschenfürsorge, Austausch und mutige Entscheidungsträger*innen. Wir brauchen Bildungs- und Begegnungsorte, die niederschwellig, inklusiv und konsumfrei sind, um Zukunftsideen zu entwickeln. Bibliotheken bieten hierbei viel Potenzial. Ob an Universitäten, Hochschulen oder in öffentlichen Gebäuden: Zukunfts-Labs sind eine großartige Idee. Wer hat es bereits? Dann loslegen und der Welt von einer gerechten Zukunft für alle berichten. Mehr als nur einmal, damit es ankommt.

Text: Janet Wagner

FaMIs for Future – Nachhaltigkeit in der dualen Ausbildung an der Universitätsbibliothek als Best Practice

Überall herrscht Fachkräftemangel – auch in Bibliotheken. Die duale Ausbildung zur/zum „FaMI“ (Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste)sorgt an der Universitätsbibliothek der Freien Universität für Nachwuchs und hat in der praktischen Ausbildung seit drei Jahren Inhalte zu nachhaltigem und zukunftsfähigem Handeln. Das spricht sich herum: Wir wurden eingeladen zum Erfahrungsaustausch der Ausbildungsleitungen von Nordrhein-Westfalen.

Einmal jährlich treffen sich die Ausbildungsleitungen öffentlicher und wissenschaftlicher Bibliotheken am Zentrum für Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Weiterbildung, ZBIW Köln. Nordrhein-Westfalen hat als größtes Bundesland entsprechend viele Bibliotheken und es wird stetig ausgebildet.

Eine berufliche Zukunft in der Bibliothek kann sehr vielfältig sein: Nach der dualen Ausbildung gibt es verstärkt mehr Angebote, sich mit berufsbegleitenden Studiengängen weiter zu qualifizieren. Die Ausbildungsleitungen erfuhren von verschiedenen Möglichkeiten, Ihren Berufsanfänger*innen Qualifizierungsangebote zu unterbreiten: Auch das ist nachhaltig und Personalentwicklung ist ein bedeutsamer Faktor, wenn es um Berufsnachwuchs geht.

Gruppenbild der Ausbildungsleitungen mit Themenschildern

Das Thema: „Nachhaltigkeit in der dualen FaMI-Ausbildung“ wurde gewünscht und Janet Wagner als Ausbilderin und erfahrene Kollegin eingeladen. Best Practice Beispiele der Universitätsbibliothek waren mit im Gepäck, als auch Janet Wagners Ergebnisse Ihrer Masterarbeit zum Thema: „Bildung für nachhaltige Entwicklung in der praktischen FaMI-Ausbildung – Möglichkeiten & Grenzen“.

Viele Ausbildungsinhalte lassen sich mit dem Thema „Nachhaltigkeit und Digitalisierung“ verknüpfen. Es bedarf jedoch mehr Kontextualisierung: Was haben die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung mit der Bibliothek zu tun? Welchen Beitrag leisten Bibliotheken zur sozial-ökologischen Transformation?

Es gibt unzählige Bildungsmaterialien, z.B. zum „Handabdruck“. Ruft man die Potenziale und Interessen der Auszubildenden ab, gibt es in Projekttagen jede Chance, um den Ausbildungsjahrgängen die Dimensionen von Nachhaltigkeit zu vermitteln und dabei selbstwirksames Handeln zu entwickeln.

Es braucht dazu Offenheit, Vertrauen und Neugier auf beiden Seiten. Das zeigte sich eindrücklich in den Gruppenarbeiten und an den verschiedenen Stationen, an denen praktische Ausbildungsinhalte zum Thema Nachhaltigkeit entwickelt werden sollten. Die Motivation der Ausbildungsleitungen war spürbar, so gibt es „FaMIsForFuture“ Ausbildungsinhalte dann hoffentlich bald immer in der praktischen Ausbildung in Bibliotheken.

Foto: Kontanze Sigel/ZBIW Köln

Text: Janet Wagner

Die GreenFUBib bei den Sustainability Days an der Freien Universität Berlin

„Zukunft selber machen!“ lautete das diesjährige Motto der Sustainability Days, organisiert von „SUSTAIN IT!“- der Initiative für Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

Bei sonnigem Wetter konnten Studierende, Interessierte, Anwohner*innen, Berliner*innen vom 07. – 10.06.2022 im Bereich vor der Mensa FU II am Campus Dahlem der Freien Universität zum Thema „Zukunft nachhaltig gestalten“ viel erfahren & entdecken. Die Initiative „SUSTAIN IT!“ lud ein: Kunstperformances, Mitmach-Workshops, Info-Talks mit Politiker*innen & Lehrenden, Info-Stände von Vereinen, Kleidertauschbörse und erstmalig ein Stand der Arbeitsgruppe „GreenFuBib“ zum Thema: „Was ist eine grüne Bibliothek“ und „Was tun die Bibliotheken der FU für Ressourceneinsparungen und Klimaschutz“?

Am Stand der Bibliotheken wurde nicht nur über die Merkmale einer Grünen Bibliothek informiert. Mit dem „Book Blind Date“ und dem Bau eines Bücherthrons in der Blätterlaube gab es Beispiele, wie man mit Büchern, die es bereits digital und physisch im Bestand der Bibliotheken gibt, sinnvolles Upcycling machen kann. Das stromerzeugende Fahrradergometer konnte für die Bewegung und das Handy aufladen genutzt werden, nebenbei erfuhren Besucher*innen, dass es im Rahmen eines FUturist-Projektes die Idee gibt, im Outdoor-Bereich auf dem Campus Dahlem ein weiteres Fahrrad zur Stromerzeugung aufstellen zu lassen. Eine Anleitung zum Bau einer Wurmkiste für Bioabfall und Wurmhumus sowie Wissen über alte Gemüsesorten waren am Stand einzusehen.

Mit der Kampagne „Let´s Scan“ möchten die Bibliotheken die kostenlosen Scan-Angebote an den Standorten ausweiten und zugleich das Drucken & Kopieren für mehr Ressourceneinsparungen reduzieren. Das Scanzelt und eine kleine Umfrage zum Druckverhalten der Studierenden brachte Gesprächsstoff am Stand.

Durch verstärkte Vernetzung an der Universität mit potenziellen Partner*innen und Netzwerken die sich bspw. für Biodiversität, Klimaschutz, der Bekämpfung von Ungleichheiten oder gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen, können auch die Bibliotheken ihren Beitrag leisten, ein gutes Leben für alle zu gestalten. Welche Initiativen es dazu konkret an der Universität gibt, kann man nun in einem webbasierten Audiorundgang erkunden.

Die neue Sustainable Campus Tour hat insgesamt 16 Stationen auf dem Hauptcampus in Dahlem. Die Länge des Rundgangs beträgt etwa 10.000 Schritte oder 90 Minuten.


Die Sustainability Days haben in vielfältiger Weise eindrücklich gezeigt, dass sich vor Ort, an der Universität, am eignen Arbeitsplatz, im Kiez bereits viel tun lässt, um gegen die Umwelt- und Klimakrise aktiv zu handeln.

Dabei ist auch das lebenslange Leihen von Büchern durchaus ein kleiner Beitrag!

Bildquellen: © Matheo Mareski-Iffländer und Janet Wagner

Alles im Kreislauf! Die AG „GreenFUBib“ unterwegs

Die AG „GreenFUBib“ besuchte das „C2C“-Bildungszentrum in Berlin, Prenzlauer Berg

Das Prinzip „Cradle to Cradle“

„Cradle to Cradle“ steht für das Denken in Kreisläufen: „Von der Wiege zurück zur Wiege“ ist in der Übersetzung die Verwendung von Produkten in biologischen und technologischen Kreisläufen. Stellen Sie sich vor, dass alle Materialien von der Wandfarbe über die Deckenplatten bis hin zum Bürostuhl und dem Teppich wieder zerlegbar sind und nach ihrer Nutzung weiterverwendet werden können als neues Material. Man spricht hier von der sogenannten „Technosphäre“: Die Zirkulation von Gebrauchsmaterialien in technischen Kreisläufen. Die Niederlande machen es vor: In Venlo gibt es das Stadtverwaltungsgebäude im ganzheitlichen Verfahren der Kreislaufwirtschaft.

Die Kreislaufwirtschaft-Zertifikate gibt es bisher nicht für Räume oder ganze Gebäude, sondern nur für einzelne Produkte. Das „C2C“-Lab ist primär ein Ort für Bildung und Vernetzung und in seiner Art einmalig in Deutschland. Gerade für Unternehmen, aber auch für Verwaltungen besteht dringender Bedarf, kreislauffähiges Material für Ausstattungen zu verwenden, die Digitalisierung für eine starke Infrastruktur zu nutzen und den ökologischen Fußabdruck damit zu verringern. Die „C2C“-Mitarbeitenden vermitteln auf Anfrage gern Kontakte zu Firmen, Architekten und Handwerkern.

Büroraum mit C2C Ausstattung

Unser Besuch

Anfang März wurde ein lang geplanter Termin zusammen mit Sabine Heckmann (Ideen- und Innovationsmanagement) und Dietrich von Tengg-Kobligk (Klimaschutz- und Energiemanager) von der Stabsstelle Nachhaltigkeit „in Persona“ wahrgenommen: Wir besuchten in kleiner Runde das NGO Unternehmen „C2C“ in Berlin-Prenzlauer Berg. Dieses 2019 gegründete Unternehmen ist im Erdgeschoss eines DDR-Plattenbaus in den Räumen einer ehemaligen Apotheke untergebracht. An diese Zeit erinnern noch Türen, Fliesen und Fußboden der gemeinschaftlichen Küche, in der wir uns bei Fairtrade-Kaffee und Tee erst einmal aufwärmen durften. Staunend hörten wir dabei, dass der Küchentisch aus alten Milchkartons besteht (was man ihm aber nicht ansah!) Für eine gesunde Ernährung am Arbeitsplatz liefert der Ökohof Brodowin den Mitarbeitenden wöchentlich saisonales Bio-Obst und Gemüse.

Unser Fazit

Die Summe der zahlreichen einzelnen Maßnahmen zeigt in den verschiedenen Räumen das Prinzip der Kreislaufwirtschaft auf sehr eindrucksvolle Weise – vieles davon ist Inspiration pur! Was haben wir nun von dieser Besichtigung für unsere Universitätsbibliothek mitgenommen?

Wir wünschen uns, dass auch unsere Büros und Bibliotheksräume nach und nach unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit ausgestattet werden. Dazu brauchen wir viele Akteur*innen an verschiedenen Standorten und auf unterschiedlichen Ebenen. Ein „Best-Practice“-Beispiel liefert hier das bereits erwähnte Gebäude der Venloer Stadtverwaltung.

Zusammen mit den Kolleg*innen der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie sind wir uns einig:  Die im „C2C“ Lab vielfältig aufgezeigten Innovationsmöglichkeiten müssen unbedingt auch an unserer Freien Universität bekannt werden! Darum wird sich unsere AG GreenFUBib in Zukunft bemühen.

Pflanzenwände in Innenräumen sehen nicht nur gut aus, sie erzeugen ein gesundes Raumklima und sorgen für Wohlfühlatmosphäre

(Bilder: © Janet Wagner)

Agenda für die Modernisierung von Europas Hochschulsystemen

Der Betrieb des „Dokumentationszentrums UN – EU“ wird eingestellt. Die entsprechende Literatur bleibt im Bestand und ist weiterhin zugänglich.

Allen Biblioblog-LeserInnen, die sich für Hochschulpolitik interessieren, wollen wir ein Dokument der Europäischen Kommission mit dem wohlkingenden Titel „Wachstum und Beschäftigung unterstützen – eine Agenda für die Modernisierung von Europas Hochschulsystemen“ empfehlen.

Was wird bspw. geplant, um den Bildungsgrad zur Deckung von Europas Bedarf an Akademikern und Forschern anzuheben? Oder was sind die nächste Schritte auf dem Weg zu einem intelligenten, nachhaltigen und integrativen europäischen Hochschulwesen?

Spannende Themen – nachzulesen in obigem Dokument.

Dank für diesen Tipp an Dörte Braune-Egloff vom Dokumentationszentrum Vereinte Nationen – Europäische Union