Das Audio-Archiv von Claude Lanzmann soll im Interviewportal Oral History. Digital der Freien Universität erschlossen und öffentlich zugänglich gemacht werden.
Ende 2021 stiftete die Witwe von Claude Lanzmann, Dominique Lanzmann-Petithory, sein bislang unveröffentlichtes Audio-Archiv dem Jüdischen Museum Berlin (JMB). Das Museum hat die Kassetten, auf denen rund 200 Interviewstunden gespeichert sind, digitalisiert, um sie für die Zukunft zu bewahren. Im Rahmen eines von der Alfred Landecker Foundation geförderten Projekts soll der Bestand “Lanzmann-Audio-Archiv” nun transkribiert, übersetzt und inhaltlich erschlossen werden.
Als Kooperationspartner unterstützt und berät das Team der Digitalen Interview-Sammlungen der Universitätsbibliothek das Projekt. So soll das Audio-Archiv in dem digitalen Interviewportal Oral History. Digitalder Freien Universität erschlossen und öffentlich zugänglich gemacht werden. Die Archivsoftware wird hierfür an die besonderen Bedürfnisse der mehrsprachigen Audio-Sammlung angepasst.
Bei dem Audio-Archiv handelt es sich um Tonaufnahmen von Interviews, die der Regisseur Claude Lanzmann bei den Recherchen in den 1970er-Jahren vor Beginn der Dreharbeiten für seinen Film Shoah geführt hat. Es sind Gespräche mit sehr unterschiedlichen Zeitzeug*innen: mit Überlebenden der Ghettos und Konzentrationslager, mit Widerstandskämpfer*innen, Historiker*innen, Geistlichen, Intellektuellen, Politiker*innen aber auch mit Täter*innen.
Der Film Shoah hat die Erinnerung an den Holocaust in besonderer Art und Weise im Gedächtnis eines weltweiten Publikums verankert. Lanzmann hat zwölf Jahre lang an diesem Dokumentarfilm gearbeitet. Durch das “Lanzmann-Audio-Archiv” werden seine Recherchen dokumentiert und wertvolle Zeitzeug*innendokumente aus den 1970er-Jahren zugänglich gemacht.
Im vergangenen Jahr wurde das Audio-Archiv in das UNESCO-Register des Weltdokumentenerbes „Memory of the World“ aufgenommen. Die Dokumente im Register der UNESCO, wie die Göttinger Gutenberg-Bibel oder die Handschriften Fjodor Dostojewskis, markieren kulturelle Wendepunkte. Daher sollten Archive, Bibliotheken und Museen das Bewusstsein für deren Bedeutung schärfen.
Online-Ausstellung „Erlebte Geschichte. Menschen erzählen – Leben mit der Freien Universität Berlin“ und digitale Interview-Sammlung am 30.11.23 veröffentlicht
Die Geschichte der Freien Universität Berlin ist so eng wie die kaum einer anderen deutschen Hochschule mit der Nachkriegsgeschichte Berlins und der Bundesrepublik verwoben. Gegründet 1948 im Westen der geteilten Stadt, wurde und wird die Freie Universität geprägt durch die Menschen, die hier arbeiteten, lehrten und studierten – und die ihr in wechselvollen Zeiten ein unverwechselbares Gesicht verliehen haben.
Das Oral-History-Projekt „Erlebte Geschichte“, das seit Anfang 2019 vom Team Digitale Interview-Sammlungen an der Universitätsbibliothek erarbeitet wurde, dokumentiert, erschließt und präsentiert die Erinnerungen einer Vielzahl dieser Menschen in lebensgeschichtlichen Video-Interviews: Präsidenten und Professor*innen, ehemalige Studierende, Laborangestellte, Tierpfleger*innen, wissenschaftliche Mitarbeitende, Bibliotheksbeschäftigte oder Angehörige der Universitätsverwaltung berichten darin von ihrem Leben (nicht nur) an der Freien Universität und davon, wie sie diese Hochschule mitgestaltet haben.
Daraus entstanden ist eine in der deutschen Hochschullandschaft bisher wohl einzigartige Sammlung sowie die Online-Ausstellung „Erlebte Geschichte. Menschen erzählen – Leben mit der Freien Universität Berlin“, die auf vielfältige Weise die Wechselwirkung zwischen Biographie und Geschichte der Institution veranschaulicht: Ein lebendiges Stück Universitätsgeschichte – von den Gründungstagen bis in die Gegenwart.
25 biografische Porträtfilme laden dazu ein, die Entwicklung der Freien Universität Berlin anhand einer Vielzahl individueller Erzählungen nachzuerleben. 75 kuratierte Themenfilme nehmen wichtige Stationen und Aspekte der Universitätsgeschichte in den Fokus – von der Gründungszeit über die Jahre des Mauerbaus, die Studentenbewegung der 1960er Jahre oder die Lage nach der deutschen Wiedervereinigung bis zur internationalen Exzellenz-Universität von heute. Ein Zeitstrahl setzt die Entwicklung an der Freien Universität in den Kontext historischer Ereignisse deutschland- und weltweit.
Der Online-Ausstellung zugrunde liegt das Interview-Archiv, in dem die ungeschnittenen Video-Interviews in voller Länge transkribiert, umfassend inhaltlich erschlossen sowie mit zusätzlichen Dokumenten und Materialien angereichert sind. Das Archiv, das bisher 75 lebensgeschichtliche Video-Interviews mit ehemaligen und noch aktiven Universitätsangehörigen umfasst, bietet insbesondere für wissenschaftliches Arbeiten eine reiche Quellensammlung, die Forschenden und historisch Interessierten nach einer Registrierung zugänglich ist.
Anlässlich des 75-jährigen Gründungsjubiläums der Freien Universität werden die Ergebnisse des Projekts am 30. November 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Für Kurzentschlossene: Die Eröffnungsveranstaltung mit Präsentation und Podiumsdiskussion um 17:00 Uhr in der Rostlaube, Habelschwerdter Allee, Hörsaal 1b ist öffentlich – alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Die Veranstaltung kann auch per Live-Stream verfolgt werden.
Sonderausstellung der Universitätsbibliothek und der Abguss-Sammlung Antiker Plastik bietet ab 21. Juli 2023 ungewöhnliche Einblicke in die universitären Sammlungen
— Verlängert bis 12. November 2023 —
Hautnah – Unter die Haut. Objekte wissenschaftlicher Praxis in den Sammlungen der Freien Universität Berlin Sonderausstellung der Universitätsbibliothek und der Abguss-Sammlung Antiker Plastik in Kooperation mit den Sammlungen der Freien Universität
21. Juli – 5. November 2023(verlängert bis 12. November) Öffentliche Vernissage am Donnerstag, 20. Juli 2023 | 18:00 Uhr
Modelle fossiler Mikroorganismen, die Struktur eines Pantoffeltierchens in tausendfacher Vergrößerung, der Kunstharzabguss einer Tontafel in mittelassyrischer Keilschrift, Faksimiles reich illustrierter frühneuzeitlicher Handschriften, das Korrosionspräparat eines Hundekopfes, Anschauungsmodelle physikalischer Gesetzmäßigkeiten, Hölzer verschiedener Baumarten in einer japanischen Xylothek: Die wissenschaftlichen Sammlungen der Freien Universität Berlin sind reich an vielschichtigen Objekten, die es ermöglichen, ‚hautnah‘ Dinge zu begreifen und – im übertragenen wie im wörtlichen Sinne –‚unter der Haut‘ Unsichtbares sichtbar zu machen.
Anlässlich des 75-jährigen Gründungsjubiläums der Freien Universität Berlin öffnet die Sonderausstellung „Hautnah – Unter die Haut“ Schubladen und Schränke der universitären Sammlungen und bietet ungewöhnliche Einblicke in die Vielfalt der Forschung und Lehre an der Freien Universität.
Erstmals präsentieren sich die universitären Sammlungen damit gemeinsam einer breiten Öffentlichkeit: Mit der Abguss-Sammlung Antiker Plastik in Berlin-Charlottenburg, welche dem Institut für Klassische Archäologie der Freien Universität angehört, wurde ein Ausstellungsort gefunden, der den Reichtum der wissenschaftlichen Sammlungen über die Universitätsöffentlichkeit hinaus sichtbar und – bei freiem Eintritt – allen interessierten Besucher*innen zugänglich macht.
Bild 2Bild 3Bild 4Für Bildbeschreibung und zum Vergrößern bitte Bilder anklicken.
Die über 50 gezeigten Objekte sind dabei Diskussionsgegenstände, Wissensdarsteller und Wissensfinder – und nicht zuletzt Teil der Geschichte der Freien Universität. Sie stehen für das Aufrollen, Entfalten und Abwägen von Sachverhalten und Argumenten in den verschiedenen Wissenschaften: Eine Entdeckungsreise von der Archäologie zur Paläontologie, von der Buchkunde zur Tiermedizin, von der Zoologie über die Botanik zur Physik.
Kuratiert wird die Ausstellung von Stefanie Klamm, Stabsstelle Koordination der Universitätssammlungen an der Universitätsbibliothek, sowie Elaine Charwat. Das Ausstellungsprojekt ist damit ein erstes öffentlich sichtbares Ergebnis der Kooperation zwischen der Stabsstelle, die 2021 an der Universitätsbibliothek neu eingerichtet wurde, und den wissenschaftlichen Sammlungen der Freien Universität.
Sammlungen am Institut für Veterinär-Anatomie – Fachbereich Veterinärmedizin
Herbarium Berolinense – Botanischer Garten und Botanisches Museum
Universitätsarchiv – Universitätsbibliothek
Besuchs-Infos auf einen Blick:
Hautnah – Unter die Haut. Objekte wissenschaftlicher Praxis in den Sammlungen der Freien Universität Berlin Sonderausstellung der Universitätsbibliothek und der Abguss-Sammlung Antiker Plastik in Kooperation mit den Sammlungen der Freien Universität
21. Juli – 12. November 2023 geöffnet Donnerstag – Sonntag, 14:00 – 17:00 Uhr Eintritt frei
Ort: Abguss-Sammlung Antiker Plastik der Freien Universität Berlin Schloßstraße 69b 14059 Berlin-Charlottenburg www.abguss-sammlung-berlin.de
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Begleitend zu der Sonderausstellung ist eine gleichnamige Publikation erschienen, herausgegeben von den Kuratorinnen Stefanie Klamm und Elaine Charwat.
Hautnah – Unter die Haut. Objekte wissenschaftlicher Praxis in den Sammlungen der Freien Universität Berlin Hrsg.: Stefanie Klamm, Elaine Charwat Eine Publikation der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin, 2023 120 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen Broschur ISBN: 978-3-96110-464-2 (print) / 978-3-96110-465-9 (online) 10 €
Die Publikation ist in der Ausstellung vor Ort erhältlich oder kann bei der Hochschulschriftenstelle unter hsstelle@ub.fu-berlin.de bestellt werden. Eine digitale Version des Buches ist außerdem im Refubium veröffentlicht.
Bild 1: Vergrößertes Kunststoffmodell des Pantoffeltierchens (Paramecium caudatum), hergestellt von der Präparatorin Heidi Schindler, Zoologische Lehrsammlung am Institut für Biologie/Zoologie der Freien Universität Berlin. Foto: Michael Fahrig / Institut für Biologie/Zoologie, Freie Universität Berlin.
Gastwissenschaftlerin Elaine Charwat berichtet von ihrem Aufenthalt an der Freien Universität, von vielfältigen Entdeckungen in den universitären Sammlungen – und spannenden Einblicken in die Kunst der Fossilien-Präparation
Seit Anfang August 2022 war ich bei Sammlungskoordinatorin Stefanie Klamm an der UB als Gastwissenschaftlerin tätig – und tatkräftig: Ob es darum ging, Provenienzen und Kontexte zu erforschen, Inventarlisten zu erstellen, neue Archivkisten zusammenzubauen, Umzugskisten – voll mit Akten, Dokumente und Objekten – auszupacken: Stets gab es mehr zu tun als am Anfang gedacht.
Das Wissen, das dadurch ans Tageslicht kam, war die Mühen mehr als wert. Und nicht nur Objekte und Sammlungsdokumente selbst erzählen Geschichten: Es war für mich eine großartige Erfahrung, von den Sammlungsbeauftragten und Sammlungsnutzenden an der Freien Universität zu lernen und all das Wissenswerte und die historischen Kontexte herauszufinden, die in den einzelnen Sammlungen bewahrt werden.
Präparationslabor der Paläontologischen Lehrsammlung. Bildquelle: Elaine Charwat
Von der Gastwissenschaftlerin zur Präparatorin
Meine persönlichen Interessen beeinflussten dabei auch die vielen Gespräche und Recherchen. Schon als Kind eine begeisterte Sammlerin von Fossilien und Mineralien, war die Paläontologische Lehrsammlung am Institut für Geologische Wissenschaften natürlich eine einzige Schatzkammer für mich. Und auch hier durfte ich nicht nur suchen, fragen und stöbern, sondern auch selbst tätig werden – mein langgehegter Wunsch, zu lernen, wie Fossilien präpariert und dadurch erst zu Sammlungsobjekten für Lehre und Forschung werden, ging in Erfüllung. Die ebenso begeisterte Expertin und Präparatorin Maike Glos brachte mir die Grundlagen bei und ließ mich dann auf echte Fossilien los.
Die Stunden, die ich im Präparationslabor in einem Keller auf dem Geo-Campus Lankwitz zubrachte, gehören zu den aufregendsten meiner Gastwissenschaftlerinnenzeit: Mit einem Druckluftstichel durfte ich einen fossilen Brachiopoden (ein sogenannter „Armfüßer“, oder – richtiger – „Armkiemer“) aus seinem Gestein freipräparieren. Theoretisch kannte ich diese ungewöhnlichen Meeresbewohner – es gibt sie seit etwa 530 Millionen Jahren, und auch heute leben noch ungefähr 70 Arten. Ihre zweiklappigen Gehäuse sehen ein wenig aus wie die Schalen von Muscheln; es handelt sich aber um ganz andere Lebewesen. Erst die intensive Anschauungs- und Präparationsarbeit unter dem Mikroskop ließ mich die Struktur der Klappen richtig begreifen: die hohen geschwungenen Rippen, den Rand der Klappen. Diese Strukturen sind gattungs- und evolutionsgeschichtlich interessant – und einfach wunderschön. Sie erinnerten mich an architektonische Meisterwerke, die ich als Doktorandin an der University of Oxford kennenlernte, zum Beispiel die Deckengewölbe der berühmten „Großen Halle“ des Christ Church College oder der Kapelle des Brasenose College. Objekte werden in unseren Köpfen nicht nur zu Sachwissen, sondern auch zu Assoziationen und Emotionen.
In der Mediensammlung der Didaktik der Biologie waren Objekt-Tableaus zu bewundern, liebevoll am Institut für Biologie hergestellt, zur Bestimmung und um verschiedene Lebensräume zu veranschaulichen. In der Zoologischen Lehrsammlung am Institut für Biologie gab es seltene Präparate, eigens hergestellte Modelle und wertvolle Sammlungsdokumentationen zu entdecken. Die Abguss-Sammlung Antiker Plastik präsentiert stolz die Schönheit, Vielfalt und das Potential von Abgüssen antiker Skulpturen. Sie bewahrt auch die Abgussformen und das Wissen um ihre Techniken, das Handwerk. Das Universitätsarchiv hütet neben unzähligen Dokumenten und Fotografien auch Objekte, zum Beispiel die Sammlung von Geschenken an die Freie Universität, eine Objektschau der weltweiten Vernetzung der Universität.
Vergleichende Lehrsammlung am Institut für Veterinär-Anatomie: Korrosionspräparate. Bildquelle: Elaine Charwat
Einmaliger Bestand an veterinärmedizinischen Objekten
Die Veterinärmedizinische Bibliothek macht nicht nur Texte, neueste Lehrwerke und Forschungsergebnisse zugänglich, sondern bewahrt auch historische Sammlungen (zum Beispiel zum Thema Pferdezähne und -zahnkrankheiten sowie deren Behandlung) und wissenschafts- und institutionsgeschichtlich höchst wichtige Archive, wie das Archiv der Wissenschaftlichen Gesellschaft der Veterinärmedizin der DDR. Das Auspacken deren vieler Kisten wurde belohnt durch einen Reichtum an historischen Dokumenten, der einmalig ist.
Auch die Sammlungen am Institut für Veterinär-Anatomie sind in dieser Form einzigartig. Sie zeigen eindringlich (im wörtlichen Sinne!) die verschwimmenden Grenzen zwischen Natur-, Kunst- und Lehrobjekten im Dienst der Anschauung und des angewandten anatomischen Wissens – so zum Beispiel die sogenannten Korrosionspräparate, wo hohle anatomische Strukturen (z. B. Blutgefäße) mit fest werdenden Substanzen injiziert werden (z. B. mit Metalllegierungen oder Kunstharzen), wodurch ein einmaliges dreidimensionales Anschauungsobjekt geschaffen wird.
Ich war also bei vielen Sammlungen der Freien Universität zu Gast, bei mehr, als hier Erwähnung finden können – und allen sei für ihre Gastfreundschaft ganz herzlich gedankt! Beim Kick-off Netzwerktreffen der Sammlungsverantwortlichen am 07. November 2022 war ich nicht nur mit der kunstvollen Gestaltung der riesigen Obstschale beschäftigt, sondern auch ganz mit dem Staunen über die Vielfalt der universitären Sammlungen der Freien Universität Berlin.
Die für Juli 2023 geplante Ausstellung in der Abguss-Sammlung Antiker Plastik zum Thema Abgüsse und Modelle in der wissenschaftlichen Praxis wird einerseits eine kleine Chronik, eine kleine Objektschau meiner Zeit hier sein, andererseits aber auch nur der allerkleinste Eindruck eines großen, vielfältigen Ganzen sein können.
Ein Beitrag von Elaine Charwat ( AHRC CDP PhD Candidate University College London / Oxford University Museum of Natural History)
Vorschau:
Hautnah – Unter die Haut: Objekte der wissenschaftlichen Praxis in den Sammlungen der FU Berlin Sonderausstellung in der Abguss-Sammlung Antiker Plastik in Kooperation mit der Universitätsbibliothek / Stabsstelle Koordination der Universitätssammlungen Eröffnung: Donnerstag, 20. Juli 2023
Zum Weiterlesen:
Wissenschaftliche Sammlungen als Infrastrukturen Zwei Jahre Stabsstelle Universitätssammlungen an der Universitätsbibliothek: Ein Rück- und Ausblick von Sammlungskoordinatorin Stefanie Klamm | UBtoDate – Newsletter #1/23
Bis zum 31. Mai 2019 kann über das FU-Campusnetz die Foreign Broadcast Information Service (FBIS) kostenfrei getestet werden. Um zu prüfen, ob die Nutzung dieser Datenbank sich für eine Nationallizenz eignet, wodurch die Ressource für einen größeren Nutzerkreis verfügbar wäre, wird hier zum ausgiebigen Testen eingeladen.
Die Tagesberichte des Foreign Broadcast Information Service (FBIS) stellen als Zusammenstellung frei zugänglicher Informationen für mehr als ein halbes Jahrhundert eine für die USA wichtige Geschichtsdokumentation dar. Sie gelten als erstrangige Sammlung von Quellen zu Jahrzehnten wechselvoller Weltgeschichte. Der 1941 gegründete FBIS hatte die Aufgabe, abgefangene Rundfunksendungen ausländischer Regierungen, offizielle Nachrichtenmedien, und geheime Sendungen in besetzten Gebieten aller Kontinente zu überwachen, aufzunehmen, zu transkribieren und aus bis zu über 70 Sprachen zu übersetzen. Später wurde der Nachrichtendienst dem War Department untergliedert, ab 1947 dem Auslandsgeheimdienst CIA.
Der vom Anbieter Readex im Volltext aufbereitete Datenbestand teilt sich in zwei chronologische Abschnitte – Berichte der Jahre 1941-1974 und von 1974-1996. Die FBIS-Tagesberichte der Jahre 1941 bis 1974 bestehen aus einem einzigen kumulativen oder gesammelten Report, der bis auf wenige Ausnahmen fünfmal in der Woche erschien. Später nach Regionen unterteilt, war dieser als „the White Book“ bekannt. Die Tagesberichte der Jahre 1974 bis 1996 sind dagegen in acht verschiedene regionale Reports unterteilt:
Part 1: Middle East, Africa, Near East and South Asia (MEA, NES)
Part 2: Sub-Saharan Africa & South Asia (SSA, SAF, AFR, SAS)
Part 3: China (CHI)
Part 4: Asia, Pacific and East Asia (APA, EAS)
Part 5: Latin America (LAT, LAM)
Part 6: Eastern Europe (EEU)
Part 7: Soviet Union and Central Eurasia (SOV)
Part 8: Western Europe (WEU).
Einfache Suchen können daher eine ziemlich hohe Trefferanzahl auslösen – es empfiehlt sich weitere Suchfelder (u. a. Recherche nach Titel, Quelle oder Sprache möglich) einzublenden oder seine Ergebnisliste nach Zeitraum einzugrenzen.
Die Berichte selbst liegen als Image-Dateien vor und können im Format PDF abgespeichert bzw. ausgedruckt werden. Literaturnachweise können als RIS-Datei heruntergeladen und in Literaturverwaltungsprogramme übertragen werden.
Sie möchten die Datenbank über das Testende hinaus nutzen? Dann lassen Sie uns einfach Ihre Bewertung zukommen!
Ab sofort kann über den DBIS-Eintrag F.A.Z.-Bibliotheksportal der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf das Online-Archiv der Frankfurter Rundschau zugegriffen werden. Dieser Testzugriff ist zeitlich begrenzt bis voraussichtlich zum 18. Dezember 2018.
Das FR-Archiv ist eine Volltextdatenbank mit über zwei Millionen Artikeln und umfasst vollständig die Jahre 1995 bis zum aktuellen Datum. Enthalten sind auch die verschiedenen Ausgaben der „Lokalrundschau“ und die „Stadtteil-Rundschau“.
Durchsuchen lassen sich vollständige Texte, Titel sowie Bildunterschriften.
„Die „Literaturnaja Gazeta“ (dt. „Literaturzeitung“, LG) ist eine der ältesten russischen Zeitungen mit einem Schwerpunkt auf literaturwissenschaftlichen Themen. Das u.a. von Alexander Puschkin mitbegründete Blatt stieg zum offiziellen Organ des sowjetischen Schriftstellerverbandes auf und erlebte zudem einen inhaltlichen Formatwechsel vom reinen Literaturorgan hin zu einer thematisch breiter aufgestellten Zeitung für Literatur, Kunst, Politik oder soziale Fragen. Über ihren gesamten Erscheinungsverlauf hinweg gilt die LG als das russische Literaturorgan, in dem zahlreiche literarisch bedeutsame Werke erstmalig abgedruckt wurden.
Die LG ist somit herausragendes Quellenwerk einerseits für Literaturwissenschaftler, andererseits aber auch für allgemein kunstästhetische, gesellschaftliche, politische oder historische Themen vor allem der Sowjetzeit. Hier kann sie unter den offiziellen staatlichen Organen als eine Art „alternativer“ Gegenentwurf zu den gänzlich linientreuen Organen „Pravda“ oder „Izvestija“ gesehen werden. Unter Beibehalt der geschilderten thematischen Schwerpunkte spiegelt sie auch in der Gegenwart aktuelle Entwicklungen in Russland.
Das Literaturnaja Gazeta Digital Archive umfasst ca. 53.500 Seiten. Die Berichtszeit reicht von 1929 bis 2011.
Der Infotext ist dem Datenbank-Infosystem (DBIS) entnommen.
Ab sofort sind folgende freie Ressourcen in der Digitalen Bibliothek zu finden.
Archivportal Europa Das Archivportal Europa ist eine Rechercheplattform mit archivischen Erschließungsinformationen aus 27 europäischen Ländern sowie allgemeinen Informationen zu Archiven aus ganz Europa. Durch die gemeinsame Präsentation des Archivmaterials bietet das Portal die Möglichkeit, in den Beständen europäischer Archive über nationale Grenzen hinweg gemeinsam zu recherchieren und so Zusammenhänge und historisch gewachsene Beziehungen zwischen den beteiligten Ländern zu entdecken. Dabei werden gleichermaßen auch die Unterschiede der nationalen und regionalen Entwicklungen sichtbar. Beständeübersichten geben einen allgemeinen Überblick über die Bestände und Sammlungen eines Archivs. Sie sind mit detaillierteren, hierarchisch strukturierten Beschreibungen des Materials in den Findbüchern verlinkt. Von dort führen wiederum Links zu Digitalisaten des Archivguts in den Onlinepräsentationen der bereitstellenden Archive. Bisher kann über das Archivportal Europa bereits in fast 24 Millionen Akteneinheiten mit Links zu mehr als 40 Millionen Digitalisaten von 94 Archiven recherchiert werden.
Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby In der kostenfreien Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby (Eichstätt) sind ein Großteil aller lateinischen Inschriften erfasst. Es sind fast 670.000 Datensätze zu etwa 452.000 Inschriften aus über 1.800 Publikationen für mehr als 21.600 Orte mit ca. 70.000 Fotos aufgenommen. Die Texte sind aufgelöst und ergänzt. Die Präsentation der Texte ist so einfach wie möglich gestaltet.
(Quelle: Anbieter)
Danke für dieses Posting an Isabelle Hüfner, Bibliotheksreferendarin.
Seit ein paar Tagen kann man kostenfrei auf das Archiv des Schweizer Kurzwellendienstes (KWD) zugreifen. Das vom Portal swissinfo.ch bereitgestellte Archiv enthält über 16.000 Manuskripte von Sendungen des KWD, die zwischen 1939 und 1945 ausgestrahlt wurden. Während des Zweiten Weltkriegs galt das Kurzwellenradio als ideales Mittel für die Schweiz, um mit im Ausland lebenden Schweizern zu kommunizieren und ihre Position dem Rest der Welt mitzuteilen.
Die Archivtexte wurden automatisch digitalisiert und können daher Fehler enthalten. Ergänzend zur Textversion wird jeweils eine Faksimile-Version des Originalmanuskripts als PDF-Download angeboten.
Ergänzt werden die Texte durch thematisch entsprechende Verlinkungen auf die Google-Bildersuche und Wikipedia-Artikel. Auch wird ein zeitgenössisches, kurzes Tagebuch eines Schweizers („Pauls Tagebuch“) zum Kriegsbeginn in Frankreich (1939/40) angeboten.
Ab sofort kann in der Digitalen Bibliothek nach dem Medientyp „Findbuecher“ gesucht werden. Diese weisen traditionell Archivnutzern den Weg zu den Beständen und Archivalien und sind mittlerweile auch vielfach online abrufbar. Folgende kostenfreie Datenbanken wurden unter diesem Medientyp neu in die Digitale Bibliothek der FU aufgenommen:
Archives Online: Das 2009 gestartete Internetportal ermöglicht die Recherche nach Archivgut in gegenwärtig zehn Schweizer Staatsarchiven, dem Archiv für Zeigeschichte der ETH Zurüch sowie der Burgerbibliothek Bern. Verwiesen wird auf die öffentlich zugänglichen Metadaten und Dokumente der angeschlossenen Online-Archivdatenbanken. Getragen wird das Portal von den öffentlichen Archiven.
National Archives (UK): Catalogue: Der Katalog von ‚The National Archives‘ enthält die Beschreibungen von über 11 Millionen Dokumenten der zentralen Regierung, Gerichtshöfen und anderer nationaler Körperschaften Großbritanniens sowie Dokumente der Familien-, Wirtschaftsgeschichte und weiterer Wissensgebiete wie z. B. UFO-Sichtungen.
Neben der formalen Suche im Katalog stehen außerdem noch vier verschiedene Register als Sucheinstiege zur Verfügung, die eine thematische Suche nach den Namen von Körperschaften, Orten, Familien und Einzelpersonen erlauben.
Es besteht die Möglichkeit zur Personalisierung, die das Anlegen von Suchprofilen und -geschichten sowie das Ablegen von Lesezeichen erlaubt. Dazu ist eine Registrierung erforderlich. Ein besonderes Merkmal ist die teilweise Verlinkung zum Oxford Dictionary of National Biography, das ebenfalls schon lange von der FU lizenziert wird (diese Beschreibung ist weitestgehend jener des Datenbank-Infosystem (DBIS) entnommen).