Umweltgütesiegel erhalten: Erfolgreiche Zertifizierung für die Freie Universität Berlin – Bibliotheken inklusive!

Anfang September 2024 war es wieder soweit: Ein externer Umweltgutachter besuchte viele verschiedene Bereiche der Freien Universität Berlin. Für die EMAS-Zertifizierung wird überprüft, welche Umwelttätigkeiten, Ziele und Maßnahmen die Hochschule trifft, um ein anspruchsvolles und wirksames Umweltmanagement zu betreiben und Umweltleistungen stetig zu verbessern. In diesem Jahr wurden gleich drei Fachbibliotheken zusammen in ihren Fachbereichen begutachtet.

Die gute Nachricht vorweg: Mit Veröffentlichung der Umwelterklärung zu Kennzahlen und Umweltzielen der Universität ist die Revalidierung der Umweltmanagement-Zertifizierung gelungen. Gleichzeitig wurde der alle zwei Jahre erscheinende Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Zum ersten Mal wird eine Bibliothek mit ihrem engagierten Team vorgestellt. Die Geowissenschaftliche Bibliothek am Campus Lankwitz lebt den ReUse-Gedanken seit vielen Jahren. Dem Standort mit seiner gemütlichen Atmosphäre merkt man es sofort beim Betreten an: Nachhaltige Beschaffung von Mobiliar, Fairtrade Kaffee oder grüne Raumteiler für bessere Luft, Lernumgebungen und Wildblühwiesen vor dem Gebäude – das ist eine grüne Bibliothek!

Begutachtung der Fachbibliotheken Wirtschaftswissenschaft, Geschichts- und Kunstwissenschaften sowie der Fachbibliothek Veterinärmedizin

Der Gutachter Herr Dr. Sulzer kannte einige Bibliotheken bereits durch seinen Besuch im Jahr 2021. Für die Zertifizierung werden sogenannte Matrixprüfungen durchgeführt. Hierbei gibt es Bereiche, die jährlich begutachtet werden und Bereiche, die erstmalig dabei sind. So wie die drei Fachbibliotheken der Wirtschaftswissenschaft, der Geschichts – und Kunstwissenschaften sowie der Veterinärmedizin. Die Bibliotheksleitungen waren durch die professionelle Betreuung von Hela Lange von der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie gut vorbereitet. Janet Wagner von der Arbeitsgruppe GreenFUBib teilte ihre Erfahrungen vom Gutachterbesuch aus dem Jahr 2021.

Im Gespräch haben wir auch herausgearbeitet, dass Sustainability einerseits definitiv ein Thema „von unten“ ist, d. h. von Mitarbeitenden wie Nutzenden getragen und aktiv auch im persönlichen Konsumverhalten oft sehr aktiv mitbedacht und gestaltet wird.

Dr. Ulrike Tarnow, Bibliotheksleitung Geschichts- und Kunstwissenschaften

In der alltäglichen Arbeit in den Bibliotheken sind interne und externe Prozesse und Arbeitsabläufe bereits mit Aspekten von ressourcenschonendem Arbeiten und mit dem Fokus auf Gesundheitsförderung verbunden. Zu nachhaltigem Handeln gehört zudem das Bewahren von kulturellem Erbe, wie der Rara-Bestand der Fachbibliothek Veterinärmedizin dem Gutachter eindrucksvoll zeigte. Für ein erfolgreiches Studium der Veterinärmedizin können sich Studierende in der Bibliothek bereitgestellte Modelle von Organen und Nahtmodelle leihen und sich damit auf Prüfungen vorbereiten.

Lobend hervorgehoben wurden die vielfältigen Angebote für Studierende in allen Bibliotheken: Ob Recherchekurse, Seminare zum Zitieren oder Datenbankschulungen.

„Wir leisten unseren Beitrag zur Nachhaltigkeit, indem wir durch moderne Technik (digitale Literaturangebote, Videokonferenztool, kostenloses Scanangebot etc.) und Vereinigung mehrerer Funktionen an einem Standort (Bibliothek inkl. Material zum z. B. Lernen von Nahttechniken oder anatomischer Präparate; Studienbüro; Promotionsbüro) Ressourcen schonend arbeiten und das unnötige Fahrtwege für die NutzerInnen vermeidet.“

Dr. med. vet. Tobias Ripp M. A. (LIS), Bibliotheksleitung Veterinärmedizin

Im Abschlussbericht wurden viele Stärken der Universität zu Umweltverbesserungen und zielführenden Maßnahmen genannt. Die Universitätsbibliothek als Teil der Universität leistet hierfür an allen Bibliotheksstandorten einen wichtigen Beitrag, das wurde erneut deutlich und motiviert, weiter und nachdrücklich nachhaltige Entwicklungen zu befördern, damit nachfolgende Generationen gut leben können.

Neu: Nützliches zum Ausleihen

Im Primo der Dinge finden Sie ab sofort Hilfsmittel für den täglichen Gebrauch vor Ort, z.B. Ladekabel, Adapter, Mäuse, Kameras, Aufbewahrungsmöglichkeiten, Spiel- und Sportgeräte für bewegte Pausen oder Tischaufsätze zum Arbeiten im Stehen.


Stellen Sie sich vor: Sie sitzen in der Bibliothek, möchten gerade mit dem Schreiben der Hausarbeit beginnen und merken: Das Laptop-Ladekabel liegt noch zu Hause! Oder Sie haben einen Raum für eine Gruppenarbeit gebucht und sehen erst dort, dass Sie einen Adapter brauchen, den Sie gar nicht besitzen. Oder Sie haben Rückenschmerzen vom langen Sitzen in der Bib, würden sich gerne zwischendurch mal an der frischen Luft bewegen und danach im Stehen weiterarbeiten.

Der neue Service Primo der Dinge kann helfen: Sie finden hier ab sofort Hilfsmittel, die zum täglichen Gebrauch vor Ort entliehen werden können.

Zum Beispiel:
• Ladekabel, Adapter, Maus, USB-Stick, Kamera
• Aufbewahrungsmöglichkeiten wie Tagesschließfächer oder Bücherwagen
• Spiel- und Sportgeräte für bewegte Pausen
• Schaumstoffkeile für die Nutzung besonders wertvoller Bücher
• Tischaufsätze zum Arbeiten im Stehen und vieles mehr.

Ein Basisangebot an hilfreichen Dingen zum Ausleihen gibt es an allen Bibliotheken der Freien Universität. Wo genau welches Equipment vorrätig ist, sehen Sie nach dem Klick auf das Objekt (und dort unter „Standorte“).

Im Sinne des nachhaltigen Konsums ist das Leihangebot von Dingen in vielen Bibliotheken mittlerweile Standard. Primo der Dinge steht für die Haltung von Bibliotheken: „Leihen statt Besitzen.“ Es schont den Geldbeutel und trägt dazu bei, den Sharing-Gedanken zu verstärken.

Bitte nicht vergessen: Die meisten Dinge müssen beim Verlassen der Bibliothek zurückgegeben werden.

Das neue Angebot wird ständig erweitert. Wenn Sie einen Vorschlag, einen Wunsch oder Feedback haben, schreiben Sie uns gerne oder kommentieren diesen Beitrag.


New: Useful items to borrow

Imagine this: You’re sitting in the library, about to start writing your term paper and you realize: The laptop charging cable is still at home! Or you have booked a groupwork lab and only realize there that you need an adapter that you don’t even have. Or you have back pain from sitting for so long and would like to continue working while standing up.

The new service Primo of Things can help: You can now find various useful items to borrow for daily use on site.

For example:

  • Charging cable, adapter, mouse, USB stick, camera
  • Storage options such as day lockers or book trolleys
  • Play and sports equipment for active breaks
  • Foam wedges for the work with particularly valuable books
  • Table tops („Standsomes“) for working while standing up and much more.

A basic range of helpful items can be borrowed from all libraries at Freie Universität. You can find out where exactly which equipment is available by clicking on the item (see “Locations”).

In the spirit of sustainable consumption, offering items on loan is now standard practice in many libraries. Primo of Things stands for the attitude of libraries: „Lending instead of owning.“ It is easy on the wallet and helps to reinforce the idea of sharing.

Please do not forget: Most items must be returned when you leave the library.

The new service is constantly being expanded. If you have a suggestion, request or feedback, please write us or comment on this post.

Die „Free-Book Lounge“ – eines von drei Nachhaltigkeitsprojekten

Auszubildende zur/zum Fachangestellte*n für Medien- und Informationsdienste in Bibliotheken (kurz: FaMI) können aktive Akteur*innen für Nachhaltigkeit sein und werden. Im Herbst 2023 hatten die drei Azubis der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin im 2. Lehrjahr die Aufgabe erhalten, jeweils ein Projekt zum Thema Nachhaltigkeit und zu den Merkmalen einer „Grünen Bibliothek“ zu formulieren und durchzuführen. Dazu hatten sie einen einführenden Workshop zusammen mit anderen FaMI-Azubis aus den unterschiedlichen Bibliotheken Berlins. Eines der Projekte von den drei Azubis ist nun fertig gestellt worden. Ein Projektbericht.

Die Idee

Von Beginn an entstand eine Begeisterung für die Idee eines Bücher-Tausch-Regals. Öffentliche Bücherschränke, oft aus alten Telefonzellen gebaut, finden sich mittlerweile überall in der Stadt verteilt, aber leider noch relativ wenig auf dem Campus der Freien Universität.

Die abschließende Entscheidung für ein Bücherregal fiel dann dieses Frühjahr. Im Januar 2024 erhielt jeder der drei FaMI-Azubis eine eigene Seite im internen Bibliotheks-Wiki, auf welcher sie sich Gedanken zu ihren Projekten machen und bereits erste Schritte, abzuklärende Fragen und To-Do’s notieren konnten.

Daraufhin folgten einige Recherchen zu den Möglichkeiten, welche es bei Bücher-Tausch-Regalen gibt. So mussten wichtige Entscheidungen getroffen werden, wie z. B.: Sollen nur Bücher oder auch funktionstüchtige Dinge getauscht werden können? Welcher Zielgruppe soll das Regal zugänglich gemacht werden? Soll es ein öffentliches Regal werden, sichtbar auf der Webseite Bookcrossing? Während der Überlegungen wurde auch dem Bookcrossing Regal in der Geowissenschaftlichen Bibliothek am Campus Lankwitz ein Besuch abgestattet.

Im Februar 2024 gab es erneut einen Azubi-Workshop mit den drei FU-Azubis, bei welchem noch einiges an konkretem Input zum Thema Nachhaltigkeit in und durch Bibliotheken dazukam. Unter anderem zu den Themen: SDG-Stories, Ensulib, Green Library Award, der ökologische Fußabdruck und der positive Handabdruck.

Danach begann eine Phase der selbstständigen Arbeit. Premiere im praktischen Ausbildungsplan der Azubis: Im Juni 2024 gab es eine ganze Woche Zeit für die Projektdurchführung. Besonders die Standort-Suche stellte sich dabei als eine große Hürde heraus. Schließlich eröffnete sich die Möglichkeit, dass bereits vorhandene Mitnahme-Bücherregal im Foyer der Zentralbibliothek für die Idee zu nutzen. In der Projektwoche fiel dann zudem die Entscheidung für den Namen des Bücherregals („Free-Book-Lounge“) und das endgültige Design wurde erstellt:

Es wurden Deko-Elemente wie selbstgezogene Zimmerpflanzen der Arbeitsgruppe GreenFUBib als auch Bookart-Objekte zur Verschönerung aufgestellt. Im Sinne des Re-Use-Gedankens werden für mitgenommene Bücher Jutebeutel bereitgestellt, die aus der Fundgrube der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie stammen. Flyer zu den bestehenden Nachhaltigkeitsinitiativen wie Sustain it! oder dem Unigardining-Projekt wurden ausgelegt, um Interessierten zu zeigen, wo es überall möglich ist, sich für Umwelt- und Klimaschutz zu engagieren.

Die neue „Free-Book-Lounge“ in der Zentralbibliothek (Garystr. 39)

Fazit

Durch dieses Projekt habe ich eine unfassbare Menge gelernt. Eine Projektidee zu haben, ist zunächst großartig und man kann diese in seiner Vorstellung stetig ausbauen und weiterentwickeln. Aber der eigentliche Umsetzungsprozess und die damit verbundene Zeit zur Gestaltung, für Absprachen und Beschaffung von Materialien, war dann doch anspruchsvoller als ich erwartet hatte. Ich hatte dennoch eine Menge Spaß während des Prozesses, besonders da ich mich viel kreativ ausleben konnte.

Ich bin mit der „Free-Book-Lounge“ wirklich durchweg zufrieden und ich hoffe sie wird die Zentralbibliothek auch in Zukunft bereichern.

~Lara Senst, Auszubildende und Projektverantwortliche

Sinnvolle Pausen auf dem Blühenden Campus

Bewegungsangebote in der Bibliothek können die geistige Leistungsfähigkeit steigern. Aktive Pausen an der frischen Luft sorgen für mehr Wohlbefinden und Konzentration. Auf den Flächen des Blühenden Campus nahe den Bibliotheken können kurze Lernunterbrechungen zum Beispiel für wichtige Schmetterlingsbeobachtungen genutzt werden. Vorkenntnisse braucht es nicht.

Die Freie Universität hat das Jahr 2024 zum „Jahr der Biodiversität“ ausgerufen. „Mit dem Jahr der Biodiversität setzt die Universität ein starkes Zeichen für den Schutz und die Förderung der biologischen Vielfalt. Die Initiative unterstreicht die Bedeutung von Biodiversität für die Ökosysteme, die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden.“ [1]

Auf den Blühwiesen neben der Fachbibliothek Wirtschaftswissenschaft und der Fachbibliothek Rechtswissenschaft kann man wunderbar abschalten und entspannen. An sonnigen und windstillen Tagen tummeln sich dort vielfältige Insekten und Schmetterlinge. Welche Falterarten sind es genau? Um das herauszufinden, lässt sich das Erfassen der biologischen Vielfalt mit einer 15-minütigen Beobachtung gut unterstützen.

Die Schmetterlingszählungen und ihr Eintrag in die „VielFalterGartenApp“ sind ein wichtiger Beitrag zur Forschung & zum Schutz von Artenvielfalt.


Wie funktioniert das?
Hierzu gibt es in den Bibliotheken ein Merkblatt (siehe Abbildung) – bitte an der Leihstelle erfragen.

„Win-Win“ für beide Seiten: Die aktive Unterbrechung vom Lernen fördert Motivation & Aufmerksamkeit im Studium. Der Aufenthalt in der (Stadt-) Natur sorgt für Wohlbefinden und neuen Elan. Und: Die Beobachtungsergebnisse fließen in wichtige Forschungsdaten ein.
Das Projekt VielFalterGarten ist eine Initiative das Landes Berlin, des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (IDiv). Wir unterstützen es durch die AG GreenFUBib der Universitätsbibliothek und mit Hilfe der Fachbibliotheken Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaft.


[1] Webseite: Jahr der Biodiversität an der Freien Universität Berlin: https://www.fu-berlin.de/themen/biodiversitaet/index.html (letzter Aufruf am 05.08.2024).

Welttag des Buches – „Nachhaltig“ Lesen geht besser mit dem Leihen von Büchern!

Was ist eigentlich umweltschonender: Elektronisches Lesen oder doch der Griff zum gedruckten Bibliotheksbuch, das von vielen Nutzenden immer wieder gelesen werden kann? Diese Fragestellung beschäftigt die Nachhaltigkeits-AG der Universitätsbibliothek GreenFUBib seit langem und wird auch von Nutzenden immer wieder aufgeworfen. Lorenz Weinberg, Bibliotheksreferendar in der Universitätsbibliothek, hat sich auf die Suche nach neuen Studien und Erkenntnissen gemacht. Es gibt keine abschließenden Antworten – das Thema ist und bleibt komplex.

Bild erstellt mit openart.ai

Studie und Masterarbeit als Ausgangspunkt

Ein erster Referenzpunkt ist eine Studie des Freiburger Öko-Institut e. V. aus dem Jahr 2011, in der die Umweltbilanz von E-Readern untersucht wurde. In der Studie „PROSA E-Book-Reader“ wurden Kriterien für das Umweltzeichen für klimarelevante Produkte und Dienstleistungen entwickelt. Dem elektronischen Lesen auf E-Book-Readern wird das Prädikat ‚umweltfreundlich‘ verliehen und als Ergebnis festgehalten:

„Vielleser, die jährlich zehn oder mehr Bücher auf einem E-Book-Reader lesen, können damit zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen. Wer statt in gedruckten Büchern mit dem elektronischen Gerät schmökert, spart Papier, Energie und Treibhausgase.“

https://www.oeko.de/news/pressemeldungen/lesen-und-das-klima-schuetzen-mit-e-book-readern/

Die Schlussfolgerung, elektronisches Lesen sei ökologisch nachhaltiger als analoges Lesen, kann hieraus allerdings nicht gezogen werden. Vielmehr verlangt die Frage nach dem „nachhaltigen Lesen“ eine tiefgreifende und umfassende Beschäftigung mit dem Thema. So heißt es in der Studie und in der Zusammenfassung auf der Homepage zwar an verschiedenen Stellen, dass das digitale Lesen einer Nutzung von mindestens 10 Büchern pro Jahr und einer Nutzungsdauer des Endgeräts von mindestens 3 Jahren bezüglich Treibhausgasemissionen der Energieverbrauch des Endgeräts besser wäre, als gedruckte Bücher. Gleichzeitig wird diese Aussage aber bei genauerer Betrachtung innerhalb derselben Studie relativiert respektive korrigiert: Die Herstellung von 11 gedruckten Büchern verbrauche, so heißt es in der Studie, genauso viel Energie wie die Herstellung eines E-Book-Readers.


Der zweite Referenzpunkt ist die 2013 veröffentlichte Masterarbeit von Ulrike Wilke: Grüner lesen – Buch oder E-Book: Konzeption eines Bewertungssystems für nachhaltiges Leseverhalten. Wilke richtet den Fokus noch genauer auf die Art und Weise des Lesens und die Geräte, auf denen gelesen wird. In der Arbeit beschäftigt sie sich mit der Frage, welche Variante (E-Book oder gedrucktes Buch) zu welchem Leseverhalten aus ökologisch nachhaltiger Sicht am besten passt. Wilkes Kriterien für das „ökologische Lesen“ sind: „die Anzahl der gelesenen Medien (pro Jahr), die Beschaffenheit und Art des Endgerätes (E-Book-Reader, Tablets, PC usw.) sowie Leihgaben und Nutzungsdauer der Geräte (Buchkauf oder Buchverleih)“.

Wilke stellt die Ökobilanz und eine Nutzwertanalyse von E-Book-Readern, Tablets und Printbüchern auf und konzentriert sich dabei vor allem auf die Produktionszyklen dieser drei Produkte. Außerdem ermittelt sie den Einfluss des individuellen Leseverhaltens auf die Ergebnisse. Die Autorin kommt in ihrer Arbeit zu dem Ergebnis, dass insbesondere das individuelle Leseverhalten berücksichtigt werden muss, wenn die Ökobilanz des Lesens betrachtet werden soll. Die Anzahl der gelesenen Titel spielt dabei eine entscheidende Rolle. Leider fehlen Betrachtungen auf Bibliotheksnutzende und Ausleihzahlen von Buchbeständen aus den Bibliotheken in ihren Betrachtungen.


Nachhaltig lesen in Bibliotheken? Eine Studie aus München

Lorenz Weinberg ist bei der Recherche auf den Artikel: „E-Books in Münchner Bibliotheken – Umweltfreundlich oder Klimakiller?“ von 2023 gestoßen.

Der Artikel kommt zu folgendem Ergebnis: „500 Buchseiten eines E-Books, die auf einem PC gelesen werden, sind ab dem 11. Nutzer umweltschädlicher als die 500 gedruckten Buchseiten in einer Bibliothek auszuleihen. Werden die 500 Seiten auf dem E-Book jedoch von allen Nutzern nur auf einem Tablet gelesen, so müssten die 500 Buchseiten schon von 148 Nutzern als gedrucktes Exemplar ausgeliehen werden, um umweltfreundlicher zu sein.“[1] Sprich, wenn gedruckte Bücher sehr oft (hier mehr als 148 Ausleihen) ausgeliehen werden, ist die Umweltbilanz eines gedruckten Buches besser, als die der elektronischen Ressource.

Unklar bleibt, um wie viel sich die Zahl der notwendigen Ausleihen erhöht, wenn die elektronische Ressource auf einem energiesparsamen eInk-E-Book-Reader gelesen wird. Außerdem sind die „anfallenden CO2-Emissionen für den Vertrieb, den Transport, die Lagerung und weitere Faktoren, durch die bei gedruckten Büchern CO2 entsteht“ sowie der Stromverbrauch für die Speicherung von elektronischen Ressourcen „in Rechenzentren sowie den Download der E-Books“ nicht miteingeflossen.[2]


[1] Warnke, Luka/Vorstenboch, Philip van de: E-Books in Münchner Bibliotheken – Umweltfreundlich oder Klimakiller? In: Story. Studierende. Online. Redaktion. Y. 07.02.2023. Online unter: https://story.unibw.de/campus/e-books-muenchner-bibliotheken-umweltfreundlich-oder-klimakiller (Letzter Abruf: 23.04.2024).

[2] Vgl., ebd.


Fazit

Der Artikel über die Münchener Bibliotheken verdeutlicht: Sobald ein Buch sehr häufig geliehen und von vielen Nutzenden gelesen wird, verbessert sich die Umweltbilanz eines gedruckten Buches in dem Maße, dass das gedruckte Buch aus ökologisch nachhaltiger Sicht zur besseren Wahl wird. Unter Berücksichtigung der Transportwege des gedruckten Buches (auch zur lesenden Person nach Hause) sowie der Einbeziehung von eInk-Readern, kann aber nach wie vor auch der Griff zum elektronischen Medium besser für die Umwelt sein. Dementsprechend kommt Lorenz Weinberg zu dem Schluss: Es ist kompliziert! Mit diesem Artikel möchte Lorenz Weinberg zum Nachdenken und Weiterforschen anregen und einige Ausgangspunkte dafür geben. In Zukunft bräuchte es konkrete, größer angelegte Studien zur Umweltbilanz von Printbüchern in Bibliotheken und eBook-Nutzung in Bibliotheken, um sich einer Antwort auf die Ausgangsfrage eindeutiger nähern zu können.

Tipp: Nutzen Sie die vielen Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken, für die Verringerung des ökologischen Fußabdruck. Alternativ gibt es auch Buchtauschbörsen wie z.B. buchbaum.de, wo Sie gelesene Bücher gegen neue tauschen können.

Text und Recherche:

Lorenz Weinberg, Bibliotheksreferendar der Universitätsbibliothek

Gemütlich & grün: Die Geowissenschaftliche Bibliothek am Campus Lankwitz

Mit Betreten der Geowissenschaftlichen Bibliothek tritt schnell ein Gefühl von Gemütlichkeit und Wohnzimmer-Atmosphäre ein. Wahrlich grün sind die vielzähligen Ecken, Buchregale und Lernorte: Überall gibt es Zimmerpflanzen, die gedeihen, und Raumtrenner in Grüntönen zwischen dem Sitzmobiliar.

Das Team der Geowissenschaftlichen Bibliothek hat in Zusammenarbeit mit Studierenden des Fachbereichs sowie der Initiative Blühender Campus um das Bibliotheksgebäude herum eine Vielzahl von nachhaltigen Aktivitäten umgesetzt: Eine Blühwiese zentral vor dem Hauptgebäude und verschiedene selbst gesetzte Pflanzen erhöhen die Biodiversität, das Anlegen von Totholzecken bietet Insekten und Kleintieren Schutz und Überwinterungsmöglichkeiten.

Die Lernräume werden partizipativ weiterentwickelt: Studierende werden befragt, welche Ausstattungen sie sich für den Lernort Bibliothek wünschen. Schalldämpfende Raumelemente wurden angeschafft, zusammen mit Re-Use Mobiliar entsteht so eine angenehme und einladende Raumatmosphäre in der gesamten Bibliothek.


Zudem findet sich nicht nur im großen Umfang Literatur zu Klima- und Umweltschutz, sondern im Arbeitsumfeld ist Nachhaltigkeit gelebte Praxis. Pflanzen verbessern die Luft, produzieren Sauerstoff, schaffen einen ästhetischen Blickfang, beruhigen ein frustriertes Gemüt oder dienen als stille Gesprächspartner*innen und Projektionsfläche. Das Team nutzt Förderprojekte im Rahmen der „FUturist-Ausschreibung“ des Ideen- und Innovationsmanagements der Stabsstelle Nachhaltigkeit, denn eine grüne Universität braucht die Tatkraft und Ideen ihrer Mitarbeitenden.


Die Freie Universität Berlin hat das „Biodiversitätsjahr 2024“ ausgerufen. In der Pressemitteilung des Präsidiums werden auch die „Grünen Bibliotheken“ der Freien Universität genannt. Ein Grund mehr, auch vor den Bibliotheksgebäuden darauf zu achten, wie das Stadtgrün wachsen kann, um mehr Biodiversität zu erhalten. Mit dem Fokus auf Artenvielfalt ist es wichtiger denn je, auf dem Campus der FU gemeinsam mehr Grünflächen zu schaffen und Böden zu entsiegeln, denn versiegelte Böden können kein Wasser speichern. Um in heißen Sommerzeiten mehr Kühlung in der Umgebung zu erreichen, die auch den Gebäuden zugute kommt, ist das Thema Entsiegelung für Lernorte wie Bibliotheken bedeutsam. Studierende erwarten eine gute Lernatmosphäre in ihrer Bibliothek. Denn wer lernt schon gern in aufgeheizten Gebäuden mit stickiger Luft?

Bildquellen: © Jonas Schramm

Leuphana Universität in Lüneburg: Vorreiterin auf dem Weg der Transformation!

Es war spannend im Herbst: Viele Hochschulen und Universitäten waren im Rennen zur Auslosung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2023. Gewonnen hat nun die Leuphana Universität in Lüneburg. Passender hätte es nicht sein können, dass durch Vernetzung und Austausch ein Besuch an der Universitätsbibliothek im Herbst möglich wurde, um der Frage nachzugehen: „Was tut die Bibliothek zusammen mit der Universität, um die sozial-ökologische Transformation voranzutreiben?“

Die Fragen umtreiben alle Akteure an einer Universität: Ob klimafreundlicher Campus, Abfall- und Beschaffungsmanagement, nachhaltige Mobilität oder der Einsatz von regenerativen Energien – nachhaltiges Handeln ist komplex und das Agieren auf den verschiedenen Handlungsfeldern gelingt nur zusammen.

Lastenräder „Radschnucke“ findet man überall auf dem Campus

Forschung und Lehre an der Leuphana sind seit vielen Jahren durch Lehrveranstaltungen, Veranstaltungen und Forschungsprojekte nachhaltig ausgerichtet. Die jährlichen und bekannten „Utopie-Konferenzen“ von und mit Maja Göpel öffnen den Nachhaltigkeitsdiskurs für alle, auch über die Universität hinaus.

Das „Medien- und Informationszentrum (MIZ)“ vereint die Bibliothek und das Rechenzentrum der Leuphana Universität. Eine im Sommer 2022 gegründete Steuerungsgruppe aus Bibliotheksbeschäftigten arbeitet eng mit der Nachhaltigkeitsbeauftragen der Universität zusammen. Im Rahmen eines Nachhaltigkeitskonzeptes der Bibliothek wurde ein Maßnahmenkatalog entwickelt. In der ersten Jahreshälfte 2023 fanden drei Workshops statt, unterteilt in die Themenfelder Medienmanagement & E-Science / Informationsdienste / IT. Dabei wurde aufgezeigt, dass Nachhaltigkeit am besten in der Gemeinschaft funktioniert und alle im Team mitgestalten dürfen und sollen. Übergreifendes Ziel der Workshops die Sichtbarmachung der Zusammenhänge zwischen Nachhaltigkeit und Bibliotheken, der Vielfalt des Themas und der großen Anzahl bereits vorhandener, z.T. unbewusster Aktivitäten. Es wurden ein Leitbild und Aktionsfelder erarbeitet.

Motivierend ist bei solchen Prozessen, Zusammenhänge zwischen nachhaltigem Handeln und Arbeitsalltag zu erkennen. „Das machen wir doch schon!“ ist stets ein guter Beginn. Interessant war zu erfahren, dass die „ABC-Methode“ niederschwellig ist aber zugleich ganzheitliches Denken erfordert.

Tolle Heransgehensweise, wenn es um Brainstorming und Themensammlung geht:

A wie Abfall vermeiden, 
J wie jede/r spart Energie bis hin zu 
M wie mehr Miteinander reden
T wie Tauschregal oder 
Z wie Zeitungsweiternutzung

Es gibt viel zu tun! In den Workshop-Dokumentationen zeigt sich jedoch, wer welche Zuständigkeiten hat, wo die Handlungsverantwortung legt. Das hilft enorm, wie wir als GreenFUBib-AG im Austausch und aus Erfahrung sagen können.


Ein Rundgang von der Universitätsbibliothek auf den Campus zeigt an unterschiedlichen Stellen, wie lebendig nachhaltiges Handeln sein kann. Der Waldgarten hinter der Bibliothek, die Nistkästen-Wand an einem Seminargebäude, die Dächer mit vielen Photovoltaik-Anlagen. Viele Grünflächen werden von Seminargruppen als Forschungsflächen genutzt, eine Streuobstwiese zeigt alte, lokale Apfelsorten. Im Nachhaltigkeitsbericht 2022 sieht man die gesamte Pflanzplanung vom Waldgarten. Schon allein die Auflistung nach Bodenschichten zeigt: Die Leuphana Universität ist Vorreiterin in Sachen Nachhaltigkeit. Gratulation! Wir bleiben dran, um weitere grüne Taten auch von der Leuphana-Bibliothek zu erfahren.

©Bildquellen: Janet Wagner

Workshop für Auszubildende: Die Grüne Bibliothek & nachhaltiges Handeln für den Berufsnachwuchs

Die duale Ausbildung zur/zum „Fachangestellte/n für Medien – und Informationsdienste“, kurz FaMI, gibt es in Deutschland seit vielen Dekaden. Berufsbilder unterliegen einem ständigen Wandel, so verändern sich vor allem die Tätigkeitsfelder in der praktischen Ausbildung hinsichtlich der Ausbildungsinhalte zur Digitalisierung, des demografischen Wandels und eben auch hinsichtlich des Themas Nachhaltigkeit. In Zeiten multipler Krisen, andauernden Kriegen und der gesellschaftlichen Spaltung ist es mehr denn je bedeutsam, jungen Menschen im ersten Abschnitt des Berufslebens Machbares aufzuzeigen, welche Lösungen es zu diesen komplexen Problemen auch in Bibliotheken gibt.

Die Universitätsbibliothek bildet seit vielen Jahren FaMIs aus, der aktuelle Jahrgang hat 2022 seine Ausbildung mit drei Auszubildenden begonnen. Bereits in den Einführungstagen gab es mit einem Kollegen einen ganzen Tag im Bibliotheksgarten der Bibliothek für Sozialwissenschaften und Osteuropastudien. Nicht allein der „grüne Lernort“ sondern naturnahes Gärtnern, die Saatgut-Bibliothek und die Zusammenarbeit mit der Nachhaltigkeitsinitiative „SUSTAIN IT!“ an der Freien Universität zeigen ein komplexes Gefüge, was ökologische Nachhaltigkeit beinhaltet.

Workshop im Co-Working-Bereich der Zentralbibliothek

Die Auszubildenden bekamen vorab unterschiedliche Aufgaben, mit denen sie auf das Thema Nachhaltigkeit eingestimmt wurden und die sie im Workshop präsentieren sollten.

Die Arbeitsaufträge spannten u.a. mit der Agenda 2030 und den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, Definitionen für Nachhaltigkeit und die Grüne Bibliothek den Bogen von der Theorie bis hin zu praktischen Anwendungsbeispielen aus Bibliotheken. Beeindruckend waren die gesammelten Beispiele aus den vertretenen Bibliotheken. Es gab einige empfundene Aha-Erlebnisse der Auszubildenden: Nicht nur der Kühlschrank zur Lebensmittelrettung oder der Verleih von Lastenrädern gehört zu nachhaltigen Angeboten einer Bibliothek. Dauerhafte Bildungsangebote zu Fake-News, die „Bibliothek der Dinge“ als Alternative zum Kauf von Dingen oder das Teamevent „Plastikfreies Picknick“ gehören zu sozialer Nachhaltigkeit.


Akteur*innen für Nachhaltigkeit zeigen Handlungsfelder

Tim Schumann (Netzwerk Grüne Bibliothek) aus der Heinrich-Böll-Bibliothek berichtete vom „grünen Pfad“ der Pankower Bibliotheken. Er schilderte u.a. das aufwändige Projekt zur Berechnung des CO2-Ausstoßes der Bibliothek und über praktische Aktivitäten wie die Aufstellung einer Social Period Box oder der Nutzung einer Wurmkiste. Dabei appellierte er an eine Neuausrichtung des Selbstverständnisses der Bibliotheken hin zu einem regionalen Player für Nachhaltigkeit und Community Building. Die Auszubildenden adressierte er dabei explizit als Multiplikator*innen dafür in ihrem jeweiligen Umfeld.

Antje Wenzel stellte die Saatgutbibliothek der Bibliothek Tiergarten-Süd und die Bibliothek der Dinge vor und entwickelte mit den Auszubildenden gemeinsam Ideen für die Öffentlichkeitsarbeit, um diese Angebote stärker zu verbreiten.

Judith Hübner von der Koordinierungsstelle für Natur-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung in Steglitz-Zehlendorf an der Freien Universität Berlin hob besonders den Aspekt der Kooperationspartner hervor und leitete die Auszubildenden zu einer umfangreichen Sammlung von bestehenden und möglichen weiteren Kooperationen an, um Nachhaltigkeitsprojekte voran zu bringen. Eindrucksvoll waren hier die unzähligen Beispiele, die alle Auszubildenden bereits kennen. Neue, frische Ideen zu möglichen Kooperationen zwischen Bibliothek und Partner*innen aus Kiez oder der Stadt wurden in Gruppenarbeit zusammengetragen und reflektiert.

Sabine Heckmann von der Stabsstelle Nachhaltigkeit der FU diskutierte mit der Gruppe, auf welcher Ebene Veränderungen hin zu mehr Nachhaltigkeit angestoßen werden müssen. Sie leitete die Auszubildenden an, ein Grobkonzept für eine eigene Bibliotheksveranstaltung zum Thema zu erarbeiten.


Und wie geht es weiter?

„Motivation & Inspiration“ waren unter anderem die Stimmungsbilder in der Feedbackrunde der Auszubildenden. Jetzt gilt es, während der Ausbildungszeit genügend Zeit, Raum und auch Betreuung zu erhalten, um eigene Ideen im Sinne einer „grünen Bibliothek“ umsetzen.

Die drei Auszubildenden der Universitätsbibliothek haben ihre Ideen mit den Ausbilder*innen bereits besprochen, erste Projektskizzen stehen und werden im neuen Ausbildungsjahr umgesetzt. Dann wird sich zeigen, wie „nachhaltig“ das Wissen zu dem Thema auch das eigene Handeln befördert hat. Wir sind gespannt.

Bildquelle: ©Janet Wagner

Erfolgreiche Umweltmanagement-Zertifizierung für die Freie Universität Berlin: hohes Umweltbewusstsein – auch in den Bibliotheken

Am 06.12.2021 nahmen Hela Lange, Koordinatorin des Umweltmanagementsystems AGUM und Andreas Wanke, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie das neue Zertifikat der EMAS Zertifizierung entgegen. Das „Eco-Management and Audit-Scheme“ ist die Umweltmanagement-Zertifizierung der Europäischen Union und zählt weltweit zu den bedeutendsten Systemen. Für das Erlangen dieses Zertifikats ist eine externe Prüfung durch einen Umweltgutachter notwendig. Es wird begutachtet, welche Umwelttätigkeiten, Ziele und Maßnahmen die Hochschule trifft, um ein anspruchsvolles und wirksames Umweltmanagement zu betreiben und Umweltleistungen stetig zu verbessern.

© Bernd Wannenmacher

Vom 30.08. bis zum 02.09.2021 machte sich Herr Dr. Sulzer ein Bild vor Ort und besuchte in Begleitung von Hela Lange und Wolfgang Ackermann alle Bereiche der Hochschule.

Premiere für die Bibliotheken der FU Berlin: der Gutachter besuchte die Campusbibliothek und die Universitätsbibliothek.

Die Bibliotheksleiterinnen Frau Dr. Nina Johannsen und Frau Monika Schade empfingen den Umweltgutachter an der Leihstelle der Campusbibliothek und berichteten unter anderem von den Maßnahmen, die zum Schutz vor Infektionen während der Corona-Pandemie in den Bibliotheken getroffen werden mussten. Die Campusbibliothek ist die neueste Bibliothek, 2015 eröffnet, der Rundgang führte durch den Alt- und Neubau.

Die internen Büros und die Gemeinschaftsküche wurden besichtigt. Die direkt neben der Gemeinschaftsküche angrenzenden Terrassendächer werden von einem kleinen Team der Campusbibliothek auch für Bepflanzung von insektenfreundlichen Pflanzen und Kräutern genutzt. In der Küche hängen Informationen zur Klimanotstandserklärung, dem Umweltleitbild und eine Lektüre auf dem großen Holztisch ist der Nachhaltigkeitsbericht der Freien Universität Berlin.

Es ist in Planung, dauerhaft eine „grüne Arbeitsgruppe“ für weitere Hochbeete und Bepflanzungen auf den Balkonen zu initiieren. Direkt vor der Holzlaube und der Campusbibliothek findet sich seit 2020 eine weitere Fläche des „Blühenden Campus“.

Beim Besuch in der Universitätsbibliothek stellte Alexandra Taplick vom Kommunikationsteam die Bibliotheken der Freien Universität mit Ihren Aufgaben, Services und Digitalisierungsangeboten eindrücklich vor. Janet Wagner berichtete anschließend über den Workshop „Nachhaltigkeit im Bibliothekssystem“ von August 2020. Dieser Workshop war Auftakt für verschiedene Arbeitsgruppen, die sich mit nachhaltiger Digitalisierung, Nutzungsservices, Mobilität und Beschaffung beschäftigten. Seit Anfang 2021 gibt es die dauerhafte Arbeitsgruppe GreenFUBib. Die Bibliotheken möchten ihren Beitrag zum angestrebten Ziel der Klimaneutralität leisten. Die Anschaffung eines E-Transporters für die täglichen Büchertransporte ist hier ein Beispiel.

Für den Gutachter war es wichtig zu erfahren, wie im Bereich Kommunikation dafür gesorgt wird, dass Umweltbildung und Umweltbewusstsein weiter verstärkt werden können. Janet Wagner stellte konkret dar, wie regelmäßige Dokumentation und Verbreitung von Nachhaltigkeitsaktivitäten und themennahen Schulungen über Newsletter, Wikis, Biblioblogs, Webseiten sowie Veranstaltungen für Bibliotheksbeschäftigte kontinuierlich verbreitet werden.

Zukünftige Projekte wie das Projekt „Scannen statt Kopieren“ oder die Prüfung eines Trinkwasserspender-Konzepts an einzelnen Bibliotheksstandorten zeigen, wie die Bibliotheken den in der Bibliotheksstrategie verankerten Wert „Nachhaltigkeit und Verantwortung“ in die Tat umsetzen möchten.

Es waren spannende Stunden mit dem Umweltgutachter und es gab in diesem Audit erstmalig die Gelegenheit, die Bibliotheken mit ihrem Engagement vorzustellen. Aus dem nachträglich verfassten Audit-Bericht von Herrn Dr. Sulzer heißt es: „Im Bereich der Bibliotheksverwaltung wurde als Vorreiterrolle eine Mitarbeiterin mit der Wahrnehmung von Nachhaltigkeitsaufgaben betraut. Die bereits durchgeführten Aktionen und die Erfahrung aus der Organisation im Umgang mit einer nachhaltigen Gestaltung der Bibliotheksaktivitäten strahlen auch durch die Mitarbeit in nationalen und internationalen Bibliotheksverbänden sowie durch Vortragstätigkeiten aus.„


Klima- und Ressourcenschutz sowie eine hohe Sensibilisierung für Umweltbewusstsein ist bei vielen Bibliotheksbeschäftigten vorhanden. Dies belegt eine intern geführte Umfrage der AG GreenFUBib von 2020. Die dokumentierte Abfrage zum Ist-Zustand des ressourcenschonenden Verhaltens für alle Bibliotheken zeigt deutlich, wie seit Jahren bewusst mit reduziertem Papierverbrauch, Druck- und Kopierverhalten, plastikfreien Buchlieferungen, Mülltrennung oder der Verwendung von Bibliothekskörben statt Plastiktaschen wirkungsvolle Einzelziele erreicht wurden.

Herzlichen Glückwunsch an die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie zur neuen EMAS-Zertifizierung, die Bibliotheken freuen sich mit euch!

Lieber leihen statt kaufen

Den Zugang zu Wissen und Information zu ermöglichen und die informationelle Grundversorgung sicherzustellen, das ist Hauptaufgabe von Bibliotheken. Wissen erlangen Menschen jedoch auch über das Ausprobieren und Experimentieren mit Dingen. So sind Maker-Spaces, Living Labs oder die Bibliothek der Dinge weitere Angebote, um Bibliotheken zu Orten des Wissensaustauschs werden zu lassen.

Nicht mehr ganz neu und zunehmend verbreitet ist die Bibliothek der Dinge. Nicht täglich benötigen wir z. B. eine Eismaschine, eine Slackline oder ein Astro-Planetarium. In Bibliotheken können diese Dinge mit einem gültigen Bibliotheksausweis ausgeliehen und ausprobiert werden.

In neueren Berichten über das Leihen von Dingen liest man schnell von der Sharing Economy. Berühmt ist dazu die Aussage aus einem Blog-Beitrag von Anna Awimbo: „Have you heard of the Sharing Economy?“ my colleage asked the woman. „Of course!“ said the woman. „I’m a librarian!“.

Der begriffliche Bedeutung von Sharing Economy wird umfassend und anschaulich von Christiane Müller in ihrem Buch „Bücher leihen, Ideen teilen – Bibliotheken in der Sharing Economy“ dargestellt. „Ganz unterschiedliche Konzepte werden der Sharing Economy zugeordnet; eine einheitliche wissenschaftliche Definition existiert bislang nicht und so fällt es schwer, die Bedeutung des Begriffs klar zu fassen.“ (Müller, S. 12)

Statt Dinge dauerhaft besitzen zu müssen, können Menschen mit vorübergehendem Leihen einen beachtlichen, persönlichen Beitrag leisten, Ressourcen zu schonen, um die physische Herstellung von Produkten zu verringern. Christiane Müller gibt dies anschaulich wieder: „[…] ein Auto, das sich etwa fünf Nachbarn teilen, wird nur einmal angeschafft und produziert. So werden auch nur die Ressourcen für ein statt für fünf Fahrzeuge verbraucht. Dieses eine geteilte Auto wird dann intensiver genutzt, als dies bei einem Fahrzeug pro Person der Fall wäre.“ (Müller, S. 17)


An der Freien Universität Berlin sind das Möbellager und die FUndgrube Anlaufstellen, vor einer notwendigen Anschaffung zu prüfen, ob es den Tisch, den Stuhl oder das Regal bereits gibt.

Weltweit finden sich vielfach Bibliotheken, die das Angebot zur Bibliothek der Dinge aufnehmen und ausbauen und somit die gesellschaftliche Bereitschaft zum Teilen unterstützen.

Viel Literatur zum Thema „Sharing“ findet sich unter anderem in der Bibliografie des Netzwerks Grüne Bibliothek: https://www.netzwerk-gruene-bibliothek.de/bibliografie/.

Foto: © Boris Németh, Goethe-Institut Slowakai