Das Verbundprojekt „Digitales Netzwerk Sammlungen“ der Berlin University Alliance

Viele Fächer an der Universität benötigen Sammlungen, mit denen gelehrt und mit deren Hilfe geforscht werden kann. Die Medizin zum Beispiel, die Präparate und Instrumente braucht; die Archäologie, die sich mit der materiellen Kultur der Vergangenheit beschäftigt. Oder die Botanik, deren Gewächshäuser und Schaugärten von der Öffentlichkeit oft gar nicht als Universitätssammlungen wahrgenommen werden. Universitätssammlungen veranschaulichen wissenschaftliche Arbeits- und Erkenntnisprozesse und sind auch Teil des kulturellen Erbes. Die Berliner Universitäten wollen sie als Ressourcen für Forschung, Lehre und Gesellschaft öffnen.
Etwa 90 Sammlungen sind an den Universitäten Berlins bekannt, die Zahl ihrer Objekte kann man derzeit nicht einmal schätzen. Thematisch zeigen sie eine beeindruckende Spannbreite des wissenschaftlichen Interesses: Von der Abguss-Sammlung Antiker Plastik der Freien Universität Berlin über das Lautarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin und die Mineralogische Sammlung der Technischen Universität bis zur Zahnmedizinhistorischen Sammlung am Medizinhistorischen Museum der Charité. Die bewegte Berliner Zeitgeschichte führte auch dazu, dass ganze Sammlungen oder Teile davon zwischen den Universitäten ausgetauscht wurden oder in andere Museen wanderten.

Sammlungen als Wissensressourcen besser nutzen
Seit Oktober 2020 erarbeitet das Projekt Digitales Netzwerk Universitätssammlungen der Berlin University Alliance eine Machbarkeitsstudie mit dem Ziel, die Sammlungen der drei Berliner Universitäten und der Charité als Wissensressource besser nutzen zu können und für die Öffentlichkeit leichter zugänglich zu machen. Das von der Humboldt-Universität zu Berlin, der Freien Universität und dem Medizinhistorischen Museums der Charité gemeinsam betriebene Projekt will „technische Methoden und Infrastrukturen empfehlen, mit denen sich die Sammlungen bestmöglich erschließen und vernetzen lassen. Wir haben auch vor, modulare IT- Prototypen zu entwickeln, welche die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzergruppen erfüllen,“ so Yong-Mi Rauch, kommissarische Sammlungsbeauftragte an der Humboldt-Universität und eine der drei Projektleitungen. Im Moment führen Franziska Hormuth und Michael Müller vom Projektteam deshalb Fallstudien durch, um herauszufinden, was für Forschung und Lehre, für Ausstellungen und Öffentlichkeitsarbeit gebraucht wird: Was sind die ersten Schritte bei Sammlungen, die bis jetzt noch gar nicht elektronisch erfasst sind? Was ist notwendig, damit man die Provenienzgeschichte von Objekten nachvollziehen kann? Wie kann man bereits bestehende fachspezifische Datenbanken so vernetzen, dass auch Forschende anderer Disziplinen finden, was sie suchen? Welche Software-Anwendungen für die Lehre oder für Ausstellungen könnten eingebunden werden?

QR-Codes für Abgüsse
Die Abguss-Sammlung Antiker Plastik der Freien Universität, die zu den vier größten Abguss-Sammlungen in Deutschland gehört, ist einer dieser exemplarischen Fälle. „Bis heute betreibt man an den Abgüssen wissenschaftliche Skulpturenforschung und vermittelt Kenntnisse, die sonst nur an den Originalen zu lehren sind, zum Beispiel die Datierung von Skulpturen anhand ihrer Gewandfalten“, sagt Lorenz Winkler-Horaček, klassischer Archäologe und Kustos der Sammlung. „Darüber hinaus werden die Abgüsse aber jetzt sehr viel offener für die Wissensvermittlung genutzt als früher.“ Für die Studierenden bedeutet die Abguss-Sammlung ebenso berufsbezogene Praxis: Sie können Ausstellungen oder Kataloge produzieren – und immer mehr Inhalte für Social Media oder virtuelle Rundgänge. Über die Datenbank Arachne, die vom Deutschen Archäologischen Institut und dem Archäologischen Institut der Universität zu Köln betrieben wird, sind bereits alle 2.100 Sammlungsobjekte online mit Fotos abrufbar. In Zusammenarbeit mit dem Projekt Digitales Netzwerk Universitätssammlungen entstehen weitere Tools für digitale Ausstellungen und virtuelle Rundgänge, die die Sammlung um ein Vielfaches sichtbarer werden lassen könnten, so Lorenz Winkler-Horaček. Auch eine Verbindung aus digitaler und realer Ausstellung könnte er sich vorstellen, zum Beispiel Abgüsse mit QR-Codes versehen, über die Studierende und Besucherinnen und Besucher zusätzliche Informationen finden könnten, individuell gefiltert nach Wissensstand und Thema.
Weitere Informationen

Bild: Farbige Experimente in der Abguss-Sammlung Antiker Plastik.
Quelle: Abguss-Sammlung Antiker Plastik/David Außerhofer


Autorin: Dr. Stefanie Klamm

Workshop: MashUp – Kimchi und Webtoon

Kann man Kimchi – das traditionell koreanisch zubereitete Gemüse – mit virtuellem Zeichnen kombinieren? Ja, natürlich: Bei unserem neuen Workshop MashUp – Kimchi und Webtoon am 8. Oktober im Institut der Koreastudien!

Zuerst weist uns die Köchin Yunhee Choi in die Kimchi-Herstellung ein, anschließend zeigt uns die Webtoonautorin Dohyeon Lee, wie die Software Medibang funktioniert. Wir erstellen gemeinsam einen Kimchi-Rezept-Webtoon – produzieren also einen digitalen Comic, in dem das Rezept beschrieben wird.

WANN? Freitag, 8. Okt. 2021, von 16 bis 18.30 Uhr
WO? Campusbibliothek, Multifunktionsraum
ANMELDUNG? Ja, vom 13. September bis zum 03. Oktober 2021

Die Teilnahme ist kostenlos, die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Wir freuen uns auf Sie!

Weitere Informationen und den Link zur Anmeldung

Kongress des Weltbibliotheksverbands IFLA erstmalig online – ein Bericht


Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, sich drei Tage lang mit Bibliotheksbeschäftigten aus fünf Kontinenten über 24 Zeitzonen hinweg zu vernetzen? Und das alles nur für 65 Euro, bequem vom eigenen Schreibtisch aus? Der dieses Jahr von der IFLA vom 17. bis 19. August rein digital ausgerichtete internationale Bibliothekskongress World Library and Information Congress (WLIC) brachte genau diese Chance!

Faszinierend zu erleben, wie z.B. eine indische Kollegin Nutzerprofile als „Personas“ erstellt, um die Bedarfe von ganz unterschiedlichen Menschen in ihrem Land zu ermitteln. Viele davon wohnen weit von der nächsten Bibliothek entfernt und können nicht einmal lesen, geschweige denn mit einem Computer umgehen. Wie klein erscheinen daneben die Probleme in der eigenen Bibliothek! Beeindruckend auch die Kreativität in einem kürzlich mit dem „Green Library Award“ ausgezeichneten Bibliothekszentrum im Senegal: Dort laden bunte Sitzmöbel aus recyceltem Plastik zu Lernen und Diskutieren ein. Ebenfalls hochinteressant: wie Bibliotheken in Tasmanien, Brasilien und anderswo Fake News & Co. den Kampf ansagen! Auch die Universitätsbibliothek bietet im bevorstehenden Wintersemester wieder Kurse zu diesem Thema an.

Noch spannender ist mitunter, was sich so nebenher alles im Chat tut: Hier berichtet ein Kollege aus der Republik Tartastan, dass seine Bibliothek drei E-Pianos mit Kopfhörern zum Üben bereitstellt, dort grüßt eine ehemalige Kollegin aus der Campusbibliothek …

Trotz kleiner Minuspunkte – wie gelegentliches Einfrieren des Zoom-Streams oder die oft mangelhafte Übersetzungsqualität der automatisch erzeugten Untertitel – war es eine sehr gelungene Veranstaltung!

Autorin: Angelika Krieser, Bibliothek für Sozialwissenschaften und Osteuropastudien

(Bildquelle: ifla.org)

25. Todestag der Dichterin May Ayim

Gestern vor 25 Jahren – am 9. August 1996 – starb May Ayim (auf dem Bild rechts, links daneben Audre Lorde): Dichterin, Pädagogin und Logopädin sowie bedeutende Aktivistin der afrodeutschen Bewegung.

Als May Ayim 1984 nach West-Berlin zog, erlebte sie ein weitaus offeneres und toleranteres Bild der Gesellschaft als in ihrem Heimatort Münster, wo sie als Kind mit ghanaisch-deutschen Wurzeln von einer Familie adoptiert aufgewachsen war. In Berlin knüpfte sie Kontakte zur US-amerikanischen Dichterin und Aktivistin Audre Lorde, die sie ermutigte, als Afrodeutsche vor allem gegen Rassismus und Sexismus zu schreiben. In der von Audre Lorde und der Verlegerin Dagmar Schultz initiierten Anthologie „Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte“ veröffentlichte May Ayim ihre Diplomarbeit zur Kultur- und Sozialgeschichte von Afro-Deutschen. Die Gedichtbände „blues in schwarz weiss“ und „nachtgesang“ thematisieren die Doppelidentität als Afro-deutsche und den dazu folgenden Rassismus. Außerdem spricht May Ayim in ihren Gedichten über die komplizierte Beziehung zu ihren Eltern und den bestehenden Sexismus. Den Begriff und die Doppelidentität des „Afro-deutsch“-Seins benutzte May Ayim auch in ihren Gedichten „afro-deutsch I“ und „afro-deutsch II“, welche im Gedichtband „blues in schwarz weiss“ zu finden sind.

Sie war eine der bekanntesten Frauen in Deutschland, welche sich zum einen mit der afro-deutschen Doppelidentität auseinandersetzte, zum anderen den dazugehörigen Kampf gegen Rassismus und Sexismus thematisierte.

Der Nachlass May Ayims befindet sich im Universitätsarchiv der Freien Universität in Berlin.

Autorin: Rabia Sikora
Bildquelle: Fotografin: Dagmar Schultz / FU Berlin, UA, V/N-2, Sig. 34

Lieber leihen statt kaufen

Den Zugang zu Wissen und Information zu ermöglichen und die informationelle Grundversorgung sicherzustellen, das ist Hauptaufgabe von Bibliotheken. Wissen erlangen Menschen jedoch auch über das Ausprobieren und Experimentieren mit Dingen. So sind Maker-Spaces, Living Labs oder die Bibliothek der Dinge weitere Angebote, um Bibliotheken zu Orten des Wissensaustauschs werden zu lassen.

Nicht mehr ganz neu und zunehmend verbreitet ist die Bibliothek der Dinge. Nicht täglich benötigen wir z. B. eine Eismaschine, eine Slackline oder ein Astro-Planetarium. In Bibliotheken können diese Dinge mit einem gültigen Bibliotheksausweis ausgeliehen und ausprobiert werden.

In neueren Berichten über das Leihen von Dingen liest man schnell von der Sharing Economy. Berühmt ist dazu die Aussage aus einem Blog-Beitrag von Anna Awimbo: „Have you heard of the Sharing Economy?“ my colleage asked the woman. „Of course!“ said the woman. „I’m a librarian!“.

Der begriffliche Bedeutung von Sharing Economy wird umfassend und anschaulich von Christiane Müller in ihrem Buch „Bücher leihen, Ideen teilen – Bibliotheken in der Sharing Economy“ dargestellt. „Ganz unterschiedliche Konzepte werden der Sharing Economy zugeordnet; eine einheitliche wissenschaftliche Definition existiert bislang nicht und so fällt es schwer, die Bedeutung des Begriffs klar zu fassen.“ (Müller, S. 12)

Statt Dinge dauerhaft besitzen zu müssen, können Menschen mit vorübergehendem Leihen einen beachtlichen, persönlichen Beitrag leisten, Ressourcen zu schonen, um die physische Herstellung von Produkten zu verringern. Christiane Müller gibt dies anschaulich wieder: „[…] ein Auto, das sich etwa fünf Nachbarn teilen, wird nur einmal angeschafft und produziert. So werden auch nur die Ressourcen für ein statt für fünf Fahrzeuge verbraucht. Dieses eine geteilte Auto wird dann intensiver genutzt, als dies bei einem Fahrzeug pro Person der Fall wäre.“ (Müller, S. 17)


An der Freien Universität Berlin sind das Möbellager und die FUndgrube Anlaufstellen, vor einer notwendigen Anschaffung zu prüfen, ob es den Tisch, den Stuhl oder das Regal bereits gibt.

Weltweit finden sich vielfach Bibliotheken, die das Angebot zur Bibliothek der Dinge aufnehmen und ausbauen und somit die gesellschaftliche Bereitschaft zum Teilen unterstützen.

Viel Literatur zum Thema „Sharing“ findet sich unter anderem in der Bibliografie des Netzwerks Grüne Bibliothek: https://www.netzwerk-gruene-bibliothek.de/bibliografie/.

Foto: © Boris Németh, Goethe-Institut Slowakai

Neue Dauerausstellung „En Passant“

Im Foyer der Universitätsbibliothek können Sie nun En Passant Statements rund um das Thema Bibliothek lesen.
Die Ausstellung beleuchtet das Thema Bibliotheken durch Aussagen, Erinnerungen und Erlebnisse von bekannten oder innovativen Menschen, die einen Bezug zu unserer Universität haben. Ziel ist es, eine lebendige, persönliche und leichtgewichtige Auseinandersetzung mit der Rolle und Wahrnehmung von Bibliotheken zu ermöglichen. Die Ausstellung gibt kritischen, kuriosen, humorvollen und ehrlichen Erinnerungen Raum und lässt unsere (ehemaligen) Nutzenden zu Wort kommen.

Zum Turnus der beginnenden Hochschulsemester werden die jeweils fünf Personen ausgetauscht, deren Texte in der Vitrine präsentiert werden, so dass sich ein etwa halbjähriger Wechsel ergibt.

Aktuell sehen Sie Statements von

  • Cathrin Bonhoff – Journalistin, Moderatorin und Alumna der Freien Universität
  • Thea Dorn – Schriftstellerin, Alumna und ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin der Freien Universität
  • Caterina Granz – Leichtathletin und Studentin der Freien Universität
  • Sebastian Fitzek – Bestsellerautor und Alumnus der Freien Universität
  • Johannes Nichelmann – Journalist, Autor und Alumnus der Freien Universität

Wir danken allen gezeigten Personen für Ihre tatkräftige Unterstützung.

Wo? Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin, Garystraße 39, 14195 Berlin
Kontakt: kommunikation@ub.fu-berlin.de

Erfahrungsbericht von der International Staff Week 2021 an der Freien Universität

Nachdem sie letztes Jahr aufgrund der COVID-19-Pandemie ausfallen musste, fand dieses Jahr vom 14. bis 18. Juni wieder die International Staff Week statt. Das Format bringt das nichtwissenschaftliche Personal von Universitäten aus der ganzen Welt zusammen, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. In diesem Jahr nahmen insgesamt 100 Teilnehmende aus 39 Ländern in Europa, Asien, Afrika und Nord- sowie Südamerika teil. Neben einem gemeinsamen Rahmenprogramm bilden an drei der fünf Tage be-reichsspezifische Programme das eigentliche Herzstück der Staff Week. Wie in den letzten Jahren bot die Universitätsbibliothek den „Library Track“ an und gab uns sowie 19 Bibliotheksmitarbeitenden aus 15 verschiedenen Ländern die Gelegenheit, in einen Austausch über aktuelle Entwicklungen zu treten.

Coronabedingt musste er, anders als sonst, digital stattfinden. Das hat überraschend gut funktioniert. So wurde insgesamt sehr viel interagiert, etwa, um die Themen vor dem Hintergrund der länderspezifischen Unterschiede einzuordnen und zu diskutieren. Um die Konzentrationsfähigkeit am Bildschirm nicht überzustrapazieren, wurde das Programm durch sportliche Aktivitäten aufgelockert. Im Rahmenprogramm gab es außerdem ein „Berlin Bingo“ sowie einen virtuellen Stadtrundgang.

Von Dienstag bis Freitag fand dann der „Library Track“ unter dem Motto „Libraries on the move: innovating services for research, learning and publishing“ statt. Nach einer Einführung in das deutsche Bibliothekssystem und den Change-Prozess der Universitätsbibliothek berichteten Mitarbeitende der UB und des Centers für Digitale Systeme (CeDiS) über aktuelle Themen und Projekte. Die Kolleginnen und Kollegen stellten unter anderem die digitalen Interviewsammlungen vor, die auf großes Interesse stießen. Ein für die Teilnehmenden wichtiges Thema sind die aktuellen bibliothekarischen Entwicklungen im Zusammenhang mit Open Access, Forschungsdaten und E-Publishing. Vor allem die unter den Namen „Projekt DEAL“ laufenden Verhandlungen deutscher Wissenschaftsinstitutionen mit den großen Wissenschaftsverlagen interessierten die Teilnehmenden, die sich auf ähnliche Weise mit der Frage nach dem freien Zugang zu Wissen auseinandersetzen.

Ein wichtiges Thema waren schließlich die eigens an der Freien Universität entwickelten Dienste zu zu E-Learning und E-Examinations und die Herausforderungen für digitale Lehre unter Pandemiebedingungen. Die letzten 18 Monate und die mit ihr verbundenen bibliothekarischen Herausforderungen boten insgesamt viel Stoff zur Diskussion. Es war spannend, zu erleben, dass tatsächlich alle Beteiligten über ganz ähnliche Erfahrungen berichten konnten. Solche Gemeinsamkeiten des täglichen Erlebens haben uns allen vor Augen geführt, dass die Bibliotheken eine lebendige, weltweite Community bilden. Wir freuen uns auf die International Staff Week 2022, dann hoffentlich wieder vor Ort in Berlin.

Autor: Dr. Mirco Limpinsel, Bibliotheksreferendar an der Universitätsbibliothek

„Willkommen an Bord!“ Neuen Mitarbeitenden einen guten Start ermöglichen

Lange Zeit war das Schwerpunktthema in der Personalentwicklung die Personalgewinnung, das sog. Personal-Recruiting. Die Unternehmen fokussierten sich bei diesem Themenschwerpunkt darauf, geeignetes Personal zu finden und arbeiteten zudem an der Darstellung ihrer eigenen Wettbewerbsposition, um so ihre Attraktivität gegenüber anderen Organisationen herauszustellen.

In den letzten Jahren richtete sich der Blick jedoch auf die Schritte, die bei der Personalgewinnung dicht auf die Rekrutierung folgen: die erfolgreiche Einarbeitung und das langfristige Halten der neuen Mitarbeitenden im Unternehmen. Während sich zuvor die Bemühungen um die Bewerbung der immer kleineren Zahl an Fachkräften richteten, stand nun der Mitarbeitende und seine Bedürfnisse im Eingliederungsprozess im Zentrum der systematischen Personalentwicklung. Auch das Bibliothekswesen lenkte vermehrt seinen Fokus auf diesen Bereich.

„Onboarding“ in Bibliotheken

Die Fachliteratur war sich lange uneins, wie explizit die Phase des sog. „Onboarding“, also das „an Bord nehmen“ neuer Mitarbeitender zu beschreiben ist. Während nicht nur die Bezeichnungen für diesen Prozess vielfältig sind, so geht auch das Feld der inhaltlichen Umsetzung ebenso weit auseinander. Sämtliche Definitionen beschreiben jedoch Aktivitäten, die über Einarbeitung und Orientierung hinausgehen und sich mit der Integration eines neuen Mitarbeitenden in die organisationale Sozialisation befassen.

Nicht nur in wirtschaftlichen Unternehmen, auch im Öffentlichen Dienst im Allgemeinen und in Bibliotheken im Besonderen durchläuft jeder Mitarbeitende in seiner beruflichen Laufbahn bestimmte Phasen. Diese werden im sog. Mitarbeiterlebenszyklus (s. Abbildung) dargestellt. Meist folgt vor bzw. mit der Eingliederung eines neuen Mitarbeitenden der Austritt eines anderen Mitarbeitenden. Analog zum Onboarding wird für diesen Abschnitt der Begriff „Offboarding“ in der Fachliteratur verwendet.

Eigene Darstellung von Sina Latza nach:
Armutat, Sascha (2018): Personalmanagement im Mittelstand – Aufgaben und Besonderheiten. In: Sascha Armutat, Natalie Bartholomäus, Swetlana Franken, Volker Herzig und Bernd Helbich (Hg.): Personalmanagement in Zeiten von Demografie und Digitalisierung. Herausforderungen und Bewältigungsstrategien für den Mittelstand. Wiesbaden: Springer, S. 11.

Mitarbeitende integrieren und halten

Die Gründe für einen Austritt können vielfältig sein, spätestens jedoch beim Übergang in den Ruhestand werden alle Mitarbeitenden in diesem Abschnitt angelangen. Wie auch die Phase des Onboardings gezielte Planungen und Maßnahmen zur erfolgreichen Integration eines Mitarbeitenden benötigt, so ist auch diese Phase der erfolgreichen Ausgliederung sorgsam vorzubereiten. Denn ein erfolgreicher Wissenstransfer sichert das Fach- und Erfahrungswissen und bleibt somit der Organisation erhalten. Frühzeitig ergriffene Maßnahmen kommen nicht nur den verbleibenden Mitarbeitenden zu Gute, auch dem scheidenden Mitarbeitenden gelingt so ein erfolgreicher Abschluss mit dem Abschnitt Arbeitsleben. Im besten Falle profitiert zudem der sich bereits im Onboarding-Prozess befindliche Mitarbeitende.

Die Stabsstelle Personalentwicklung an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin unterstützt im gesamten Bibliothekssystem, um den Phasen des On- und Offboarding inkl. seiner vielfältigen Maßnahmen und Methoden gerecht zu werden. Mit Informationsveranstaltungen, Inhouse-Schulungen und der Erstellung von Checklisten wurden Instrumente geschaffen, die eine systematische Planung der beiden Phasen im Mitarbeiterlebenszyklus ermöglichen, um letztendlich einen Gewinn für alle Beteiligten hervorzurufen.

Weiterführende Literatur: Latza, Sina: Die Bedeutung der Phasen des On- und Offboarding für eine systematische Personalentwicklung am Beispiel Bibliothek. urn:nbn:de:hbz:79pbc-opus-15546

Aufrufbar über das Bibliotheksportal Primo.

Text von Sina Latza, Systembibliothekarin in der Bibliothek Rechtswissenschaft der Freien Universität Berlin

Weltfahrradtag – #bookbike

Am 03. Juni ist der „Tag des Fahrrads“ – in urbanen Räumen ist das Fahrrad zunehmend DAS umweltverträgliche Fortbewegungsmittel für den täglichen Weg zur Arbeit und für private Touren. Der heutige Tag ist von der UN seit 2018 als Weltfahrrad-Tag benannt. Fahrrad fahren bedeutet Bewegung, klimaneutrale Mobilität, einfache Fortbewegung und auch Bildung.

In der vielfältigen Bibliothekslandschaft auf nationaler und internationaler Ebene gibt es zahlreiche Beispiele der Literaturversorgung „auf Rädern“. Bibliotheksmitarbeiterinnen und Bibliotheksmitarbeiter schätzen diese Art der Informationsversorgung sehr. Frische Luft, Bewegung, begeisterte Leserinnen und Leser in Parks und Schulen – so geht umweltbewusste und engagierte Bibliotheksarbeit!

Neben den Lösungen der Lastenfahrräder gibt es in der Berliner Bibliothekslandschaft unter anderem das „Bibo-Bike“ der Bezirksbibliothek Friedrichshain-Kreuzberg. Die mobile Bibliothek ist in Berliner Parks nicht zu übersehen. Die Leseinsel mit Medienregal und Hängematten ist ein Anziehungspunkt für Lesebegeisterte.

Transportwege auch zwischen Bibliotheksstandorten mit dem Lastenrad zu ermöglichen, Buchanlieferungen lokaler Buchhändler auf Rädern, als auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, vermehrt auf das Fahrrad umzusteigen, sind weitere Beispiele zum heutigen Weltfahrradtag.

In puncto sozialer Nachhaltigkeit gibt es Länder, deren weit abgelegene Orte eine Literaturversorgung sehr schwierig machen. In Ghana gibt es seit 2007 die Bücherei auf Rädern. Der Gründer Frank Akowuge Dugasseh fuhr anfangs mit einer Handvoll Bilderbüchern auf dem Fahrrad zu Kindern in Dorfgemeinden. Schulbücher müssen oft mit mehreren Kindern geteilt werden, eine Bibliothek ist nicht erreichbar. So ist das Fahrrad dort ein Weg zu besserer Bildung. (Vgl. https://www.globalcitizen.org/de/content/africa-series-ghana-bibliothek-fahrrad-e-learning/)


Mit vorsichtigen Öffnungsschritten der Bibliotheken rückt vielleicht auch die Möglichkeit für Studierende der Freien Universität näher, das stromerzeugende Fahrrad auszuprobieren. Obgleich es hier nicht die Fortbewegung, sondern vielmehr die leichte Bewegung für mehr Konzentration ist: das gleichzeitige Aufladen von Tablet oder Handy ist ein kleines Erlebnis am Ort Bibliothek.

Foto: Janet Wagner

Nicht zuletzt zeigen diese Beispiele auch, dass ein nachhaltiges Verkehrssystem gleichzeitig den Kampf gegen den Klimawandel unterstützt. Das Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Klimaschutz an Land, nachhaltige Städte und Gemeinden und Bildungschancen für Alle wird damit gleichzeitig unterstützt.

Unter dem oben genannten Hashtag #bookbike finden sich in den sozialen Medien anschauliche und wunderbare Beispiele der Verbindung von Fahrrad und Büchern.

Provenienzforschung nach NS-Raubgut in der Bibliothek am Botanischen Garten und Botanischen Museum (BGBM)

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. In der Bibliothek des Botanischen Gartens und Botanischen Museums startet ein vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördertes Forschungsprojekt.

Projektmitarbeiterin Lisa Trzaska wird die Herkunft von Beständen untersuchen, die noch während des Zweiten Weltkriegs oder in der unmittelbaren Nachkriegszeit an die Bibliothek gelangten. Gleich zu Beginn der Recherchen gerieten mehrere Bücher in den Fokus, aus denen die Spuren ihrer Vorbesitzer auffällig sorgfältig getilgt worden waren. Hier sollte die Provenienz offensichtlich verschleiert werden, was auf Raubgut hindeutet. Bei der Provenienzforschung geht es also nicht nur darum, Provenienzmerkmale im Buch wie Stempel, Namenseinträge oder Ex Libris zu finden, sondern auch zu erkennen, wo welche waren, die nun fehlen.

Lesen Sie mehr über Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin und über die Geschichte der Bibliothek des BGBM .