Dieter Heckelmann (1. v. r.) im Gespräch nach der Schlüsselübergabe für das Präsidialamt. Quelle: Freie Universität Berlin/ Universitätsarchiv / Foto-S/Sig. FA-14_023_1 / Foto: Reinhard Friedrich
Dieter Heckelmann: Ein konservativer Präsident konsolidiert
Nach den erbittert geführten universitätspolitischen Grabenkriegen der 1970er Jahre wurde 1983 mit Dieter Heckelmann ein konservativer Hochschullehrer Präsident der Freien Universität Berlin, der sich bemühte, alle hochschulpolitischen Lager einzubinden. Eine zentrale Rolle spielte dabei die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Vizepräsidenten, die die unterschiedlichen Fraktionen der Hochschullehrer repräsentierten. Auch Teile des akademischen Mittelbaus und der studentischen Linken wurden in die neue Konstellation des Präsidialamts eingebunden.
Der neue Film in der Online-Ausstellung Erlebte Geschichte gibt lebendige Einblicke.
Das Universitätsarchiv hat kürzlich den Nachlass von Dieter Kunzelmann erschlossen und der Forschung zugänglich gemacht. Der Nachlass des linksradikalen Politikaktivisten umfasst heute insgesamt 27 laufende Regalmeter. Diese Sammlung gewährt einen einzigartigen Einblick in ein bewegtes Leben, das von politischen Kämpfen, Provokationen und oft auch von rechtlichen Konflikten geprägt war.
Fotoquelle: UnbekanntFotoquelle: Nadine Perske
Ein Leben im Kampf für politische Veränderung
Dieter Kunzelmann war Mitbegründer und Aktivist der berühmten Kommune I und Mitglied des Zentralrats der umherschweifenden Haschrebellen sowie der terroristischen Gruppierung Tupamaros West-Berlin. Er soll an dem antisemitisch motivierten Anschlag auf das jüdische Gemeindehaus am 9. November 1969 beteiligt gewesen sein, was er selbst jedoch vehement abgestritten hat. In der linksradikalen Zeitung Agit 883 veröffentlichte er einen „Brief aus Amman“, in dem er zur Solidarität mit der Fatah aufruft und vom „Judenknax“ schreibt.
Immer wieder geriet er mit dem Gesetz in Konflikt und verbüßte nach einer Zeit im Berliner Untergrund eine mehrjährige Haftstrafe. Als Freigänger ließ er sich – ohne Mitglied zu sein – als Kandidat für die Kommunistische Partei Deutschlands/ Aufbauorganisation (KPD-AO) in Berlin für die Wahl zum West-Berliner Abgeordnetenhaus aufstellen. Von 1983 bis 1985 war er im Zuge des damaligen Rotationsverfahrens Abgeordneter der Alternativen Liste Berlin. In den 1990er Jahren machte Dieter Kunzelmann durch verschiedene Aktionen – u.a. Eierwürfe auf Politiker, wie beispielsweise auf Eberhard Diepgen – von sich reden.
Kunzelmanns politisches Engagement und sein Kampf gegen das Establishment zogen ihn immer wieder in Konflikt mit den Behörden. Nach einer Zeit im Berliner Untergrund verbüßte er eine mehrjährige Haftstrafe und wurde als Freigänger für die Kommunistische Partei Deutschlands/ Aufbaustruktur (KPD-AO) in Berlin für die Wahl zum Abgeordnetenhaus aufgestellt. Während seiner Zeit als Abgeordneter der Alternativen Liste Berlin von 1983 bis 1985 war er eine der markantesten Figuren der politischen Szene West-Berlins.
Der Nachlass: Ein Schatz an Informationen
Der Nachlass von Dieter Kunzelmann, der nun der Forschung zur Verfügung steht, ist ein wahres Archiv seines Lebens. Von privaten Tagebüchern über Korrespondenzen bis hin zu Materialien aus den politischen Kämpfen der 1960er und 1970er Jahre – der Nachlass enthält eine Vielzahl an Dokumenten, die einen Einblick in Kunzelmanns Lebensweg und die ihn interessierenden Themen gewähren. Besonders umfangreich ist das Material zu seiner Zeit als Abgeordneter der Alternativen Liste. In der Sammlung finden sich zudem zahlreiche Presseartikel, die über ihn und seine Aktivitäten berichten, sowie Fotomaterial aus den 1970er Jahren, das Kundgebungen und Demonstrationen dokumentiert.
Ein besonderer Fund im Nachlass ist das Material von Fritz Teufel, einem weiteren prominenten Mitglied der Kommune I und der APO. Diese zu einem Nachlass Fritz Teufel zugeordneten Unterlagen beinhalten unter anderem Korrespondenz mit Personen aus Teufels persönlichem Umfeld sowie ein „Knastkalender“ aus seiner Gefängniszeit zwischen 1975 und 1977.
Vom Chaos zur Ordnung: Die Archivarbeit
Der Nachlass von Dieter Kunzelmann war ursprünglich unstrukturiert und ungeordnet: Stehordner mit irreführenden Aktentiteln, lose Mappen und Stapel von unsortierten Blättern. Daher stand zuerst eine Autopsie an, um den Nachlass systematisch erschließen zu können. So wurden unzählige Presseausschnitte nach politischen Themen, Ereignissen und Personen sortiert, um einen klaren Zugang zu ermöglichen. Viele lose Blätter wurden in neue Akten umgewandelt oder in die bereits vorhandenen Sammlungen integriert.
Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Bewertung der Archivwürdigkeit des Materials. Bücher wurden nur in Ausnahmefällen übernommen, wenn sie mit Kommentierungen von Kunzelmann versehen waren. Teile des Nachlasses – etwa persönliche Korrespondenzen, Tagebücher und private Notizen – mussten jedoch aus Datenschutzgründen vorerst gesperrt werden.
Fazit
Der Nachlass von Dieter Kunzelmann bietet einen einzigartigen Zugang zu einem umstrittenen Aktivisten der 1960er und 1970er Jahre. Er gewährt nicht nur Einblicke in die politische Szene der Zeit, sondern auch in das Leben eines Mannes, dessen Engagement in der Kommune I, der APO und darüber hinaus die politischen Diskurse seiner Zeit nachhaltig beeinflusste. Das Universitätsarchiv hat mit der Erschließung dieses Nachlasses einen wertvollen Beitrag zur politischen und historischen Forschung geleistet, der es ermöglicht, das Leben und Wirken von Dieter Kunzelmann in seiner Komplexität zu verstehen.
Das neue Fortbildungsprogramm der Universitätsbibliothek für Forschende und Lehrende ist online. Die vielfältigen und praxisnahen Kurse im Sommersemester 2025 sind für Angehörige der Freien Universität kostenfrei.
Das Programm behandelt Themen wie: • Künstliche Intelligenz in der Forschung: z. B. ChatGPT, KI-gestützte Text- und Bildgenerierung, KI-Recherche • Gute wissenschaftliche Praxis & Antiplagiatssoftware • Forschungsdatenmanagement • Open Access • OER (Open Educational Resources) • Urheberrecht
Die Technologien maschinellen Lernens bieten viel Potential, um wissenschaftliches Arbeiten, Forschen und Publizieren zu unterstützen. Doch wie lässt sich der Einsatz von KI-basierten Tools mit den Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis (GWP) vereinbaren? Genau hier setzen wir an.
Mit der neuen Webseite L[AI]BRARY bündeln wir unsere Angebote und machen sie für Studierende, Forschende und Lehrende der Freien Universität Berlin übersichtlicher zugänglich. Auf der Seite finden Sie Informationen zu unseren Beratungs- und Fortbildungsangeboten.
Haben Sie Fragen oder möchten Sie einen Termin vereinbaren? Kontaktieren Sie uns gerne unter ki@ub.fu-berlin.de.
Im Rahmen einer dreijährigen Förderung durch die VolkswagenStiftung wird am Open Research Office Berlin ein „Legal Helpdesk“ eingerichtet. Dieser bietet Forschenden aus Berliner Wissenschafts- und Kulturerbe-Einrichtungen eine unkomplizierte Anlaufstelle für rechtliche Fragen, insbesondere zu Urheberrecht. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen den Universitätsbibliotheken der Freien Universität und der Technischen Universität Berlin und wird von Dr. Maike Neufend und Dr. Maxi Kindling geleitet.
Ziel des Projekts „Recht offen. Juristische Kompetenzen in und für die offene Wissenschaft stärken“ ist es, die rechtliche Komplexität im Bereich der offenen Forschung zu adressieren. Der steigende Bedarf an rechtlicher Beratung durch die digitale Transformation und die Förderung von Open Research führt zu einer verstärkten Wissensasymmetrie zwischen Wissenschaft und Recht. Diese soll durch den Helpdesk verringert werden, um die Weiterentwicklung von Open Research zu fördern und strukturelle Barrieren abzubauen.
In Zukunft sollen bspw. Workshops und leicht zugängliche Materialien zur Unterstützung von Forschenden bereitgestellt werden. Mittelfristig ist zudem eine strategische Interessenvertretung Berliner Einrichtungen für offene Forschung geplant. Die juristische Unterstützung war bereits 2020 eine empfohlene Maßnahme der Landesinitiative Open Research Berlin und ist ein Ziel der Berliner Open-Research-Strategie.
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit NFDI4Culture und iRights.info durchgeführt und koordiniert von Dr. Georg Fischer. Die Ausschreibung für die juristische Stelle folgt in Kürze.
Schon als Student hatte Siegward Lönnendonker Flugblätter und Dokumente des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS) und aus der Außerparlamentarischen Opposition (APO) zusammengetragen und aufbewahrt – damit baute der Soziologe am Institut für sozialwissenschaftliche Forschung ein einzigartiges Archiv auf, das die Geschichte der Freien Universität Berlin aus einer besonderen Perspektive erzählt. Als SDS-Aktivist und Jazz-Bassist erlebte Siegward Lönnendonker nicht nur das politische, sondern auch das kulturelle Leben des damaligen Berliner „Undergrounds“ mit. Der neue Film in der Online-Ausstellung Erlebte Geschichte gibt lebendige Einblicke.
Ganz neu: Forschungsdaten-Vereinbarungen für Studierende und Wissenschaftler*innen, entwickelt von unserem Team Forschungsdatenmanagement und der Arbeitsgruppe von Prof. Maria Piquer-Rodriguez (Institut für Geographische Wissenschaften).
Diese Vereinbarungen sind ein hervorragendes Instrument, um mit allen Teammitgliedern von Arbeitsgruppen frühzeitig über Forschungsdatenmanagement, inkl. Nutzungsrechte an Daten, zu sprechen. Das trägt dazu bei, Konflikte um Daten zu vermeiden, ehe sie entstehen.
Diese Dokumente haben wir jetzt unter CC0 veröffentlicht, damit sie als Vorlage von anderen Arbeitsgruppen oder Fachbereichen genutzt werden können. Schauen Sie sich das an und verändern es nach Bedarf, um es an Ihren Institutionen einzusetzen.
Diese Dokumente sind übrigens ein tolles Beispiel für Erfolge unseres Liaison-Librarian-Konzepts an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin: Liaison-Arbeit bedeutet bei uns vor allem, die engen Beziehungen zu den Fachbereichen weiterzuentwickeln und zu festigen. Das ist uns hier gelungen! Vielen Dank auch an das Rechtsamt für die tatkräftige Unterstützung.
Bis zum 30. April 2025 sollen Veröffentlichungen von Angehörigen der Freien Universität aus dem Jahr 2024 im Selbsterfassungssystem SEP eingetragen werden.
Die Universitätsbibliografie erfasst seit 1981 die gemeldeten Veröffentlichungen von Mitgliedern der Freien Universität. So bietet sie eine Übersicht über die Publikationen, die von Angehörigen der Freien Universität während ihrer Zugehörigkeit zur Universität verfasst wurden.
Um diese Übersicht möglichst vollständig zu halten, benötigen wir Unterstützung der Autor*innen: Bitte tragen Sie Ihre Publikationen mit dem Erscheinungsjahr 2024 bis zum 30. April 2025 ein.
Das Wichtigste zu SEP
Vereinfachtes Eintragen der Daten mit DOI Eine DOI erleichtert die Datenübernahme in SEP – die Eintragungsmaske wird automatisch befüllt.
Wer kann Publikationen in SEP eintragen? Jeder, der einen ZEDAT-Account besitzt und an der Freien Universität Berlin beschäftigt ist, kann Publikationen für sich und auch für andere eintragen. Nicht festbeschäftigte Mitarbeitende der Universität, wie z. B. Emeriti, Lehrbeauftragte, Gastprofessor*innen, Stipendiat*innen, Doktorand*innen, können sich an die SEP-Ansprechpartner*innen in den Fachbibliotheken wenden.
Welche Publikationen (elektronisch oder Print) können Sie erfassen? Monografien, Herausgabe von Büchern, Zeitschriften oder Schriftenreihen, Buchbeiträge, Zeitschriftenaufsätze, ‚graue‘ Literatur (z.B. Working Papers, Privatdrucke etc.), Rezensionen, Patentschriften, (eigene) Rundfunk- und Fernsehbeiträge und andere elektronische Veröffentlichungen. Bitte tragen Sie keine Interviews und Vorträge in SEP ein.
University Bibliography: Report your publications from 2024
By April 30, 2025, publications by members of Freie Universität from the year 2024 are to be entered in the SEP self-reporting system (German only).
The university bibliography has been recording the reported publications of Freie Universität members since 1981. It thus provides an overview of the publications written by members of Freie Universität during their affiliation with the university.
In order to keep this overview as complete as possible, we kindly ask for the authors‘ support: Please enter your publications from 2024 by April 30, 2025.
The most important things about SEP
Simplified data entry with DOI A DOI makes it easier to transfer data to SEP – the entry mask is filled in automatically.
Who can enter publications in SEP? Anyone who has a ZEDAT account and is employed at Freie Universität Berlin can enter publications for themselves and for others. Non-permanent employees of the university, such as emeriti, lecturers, visiting professors, scholarship holders, doctoral candidates, can contact the SEP contact persons in the subject libraries.
Which publications (electronic or print) can you record? Monographs, published books, journals or publication series, book contributions, journal articles, ‚gray‘ literature (e.g. working papers, private prints, etc.), reviews, patent specifications, (own) radio and television contributions and other electronic publications. Please do not enter interviews and lectures in SEP.
Quelle: Erlebte Geschichte – Freie Universität Berlin. Fotografin: Doris Tausendfreund
Schon vor dem Fall der Mauer lagen die Freie Universität Berlin und ihre Einrichtungen eher am Rand der Stadt – dies wurde nach 1989 noch deutlicher. Zu den Institutionen, die dies vor neue Herausforderungen stellte, während gleichzeitig organisatorische Aufgaben in der umgestalteten Wissenschaftslandschaft zu bewältigen waren, zählte auch der Botanische Garten.
Wie diese Einrichtung mit der veränderten Lage umging, beschreibt Prof. Dr. Walter Lack, der damalige Direktor des Botanischen Gartens und Museums, in einem neuen Themenfilm in der Online-Ausstellung „Erlebte Geschichte. Menschen erzählen – Leben mit der Freien Universität Berlin“.
Ab sofort haben Forschende in Deutschland erstmals die Möglichkeit, auf eine besondere Sammlung historischer Zeugnisse zuzugreifen: Die Zentralbibliothek der Freien Universität bietet Zugang zu den lebensgeschichtlichen Interviews der Sammlung „Final Account: Third Reich Testimonies“. Diese umfasst knapp 300 Gespräche mit Zeitzeug*innen, die ihre Erinnerungen an den Nationalsozialismus, den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg schildern.
Einblicke in den Alltag und die Beteiligung am NS-Regime Die Interview-Sammlung wurde zwischen 2008 und 2017 vom britischen Dokumentarfilmer Luke Holland zusammengestellt und dokumentiert die Aussagen von 295 Menschen, die zwischen 1905 und 1934 geboren wurden. Die Gespräche mit Angehörigen der „Volksgemeinschaft“ gewähren Einblicke in den Alltag und die individuelle Verantwortung während der NS-Zeit. Neben ehemaligen SS- und Wehrmachtsangehörigen kommen auch Sekretärinnen, Angestellte in NS-Organisationen, Landarbeiterinnen und Hausfrauen zu Wort. Ihre Berichte zeigen nicht nur das Alltagsleben im nationalsozialistischen Deutschland, sondern auch die späteren Reflexionen über Schuld und Mittäterschaft.
Zugang für Forschende Forschende, insbesondere aus dem Bereich der Holocaust-Studien, können sich für die Nutzung der Sammlung anmelden und die Interviews in einem Medienraum in der Zentralbibliothek (Garystr. 39) sichten. Die Sammlung bietet die Möglichkeit, sich mit den vielfältigen Perspektiven jener auseinanderzusetzen, die Teil der nationalsozialistischen Mehrheitsgesellschaft waren.